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01.09.2016

Der zwölfjährige Schriesheimer Yannik Walther ist neuer Baseball-Europameister

Der zwölfjährige Schriesheimer Yannik Walther ist neuer Baseball-Europameister

Sein Traumziel wäre, in der Major League in den USA Baseball zu spielen. Doch Profi zu werden, wäre für den Siebtklässler nur ein Bonus.

Im EM-Finale begeisterte er mit seinem Homerun nicht nur seine Eltern auf der Tribüne. Jetzt hat der Schriesheimer Yannik Walther als nächstes Turnier den U15-Jugendländerpokal am Wochenende in Mainz fest im Blick. Foto: Dorn

Von Frederick Mersi

Schriesheim/Ladenburg. "Er war schon immer bekloppt, was das angeht", sagt seine Mutter Heike. Der 12 Jahre alte Yannik Walther nimmt das relativ gelassen zur Kenntnis. Er liebt seinen Sport, und er ist ziemlich erfolgreich: Immerhin ist er frischgebackener Europameister im Baseball.

Begonnen hatte alles mit Georg Bull, der inzwischen in die "Hall of Fame" des Deutschen Baseballverbands (DBV) aufgenommen wurde: Der brachte Yanniks Vater Thorsten zur Lieblingssportart der Vereinigten Staaten. Wenn Papa auf dem Feld stand, war Yannik dabei. Schon mit dreieinhalb Jahren ging es aufs erste Tee-Ball-Turnier, wo der Ball noch von einer Hilfskonstruktion geschlagen wurde.

In der Schülermannschaft wurde dann "gepitcht", der Ball also geworfen und aus der Luft geschlagen. "Da war Yannik mit Abstand der Jüngste", erinnert sich Mutter Heike. Zunächst trainierte Yannik bei den Schriesheimer Raubrittern, wo Vater Thorsten Gründungsmitglied war. Als Letzterer zu den "Romans" in Ladenburg wechselte, schnupperte Sohn Yannik auch dort ins Training hinein - und es gefiel ihm.

"Ich habe dort trainiert, weil ich häufiger üben wollte", sagt Yannik. Mit seinen Teamkameraden verstand er sich gut, also wechselte er in die Römerstadt. Dort trainiert er nun zweimal pro Woche, dazu kommen noch mehrere eigene Einheiten zu Hause in Schriesheim: "Vor allem Laufen, aber auch Rumpf- und Core-training gegen Verletzungen", sagt Yannik.

Seine körperliche Gesundheit ist seinen Eltern besonders wichtig: Trainingspausen sind genau so verpflichtend wie Stabilitätsübungen. "Wenn er nicht ins Training gehen will, ist das seine Sache. Aber bei Verletzungen verstehe ich keinen Spaß", sagt Vater Thorsten entschieden. Er kenne viele Spieler, die schon als Jugendliche unter Knie- und Schulterproblemen gelitten hätten.

Bisher hatte Yannik damit jedoch kaum Probleme, und so konnte er sich für die nationale U12-Auswahl der Deutschen Baseballakademie (DBA) empfehlen, die für die Nachwuchsarbeit des DBV verantwortlich ist. Für ein Vorbereitungsturnier flog die Mannschaft sogar ins sonnige Kalifornien, nach Los Angeles.

"Für die Kinder ist das toll, die kommen dadurch unglaublich rum", findet Mutter Heike. Yannik musste dort ohne seine Eltern zurechtkommen: Er wohnte beim ebenfalls 12 Jahre alten "Gastbruder" Brody und seiner Familie im Stadtteil El Segundo. "Wir sind immer mal wieder in Kontakt", sagt Yannik, der beim Turnier auch gegen Brodys Team antreten durfte. Auch ein Besuch bei den "Dodgers" und den "Angels", den beiden Profi-Baseballteams in LA, stand auf dem Programm.

Die nordamerikanische Liga, die Major League Baseball, ist das Traumziel des jungen Schriesheimers. "Natürlich träumt man von so was", sagt der angehende Siebtklässler abgeklärt. "Aber das haben bis jetzt nur zwei Deutsche geschafft, insofern wäre das nur ein Bonus." Im Fernsehen schaut er sich die Spiele während der regulären Saison nur an, wenn die Uhrzeit es erlaubt. Eine Ausnahme sind die Playoffs im Oktober: "Da geht er dann manchmal ins Bett, wenn ich morgens zur Arbeit gehe", sagt Vater Thorsten und lacht.

Bis in den Profisport wäre es noch ein weiter Weg. Für Yannik selbst wäre es auch völlig in Ordnung, Baseball weiter als Hobby zu haben. Handball spiele er zwar auch gern, aber dafür bleibe momentan einfach keine Zeit. "Und für den Wurfarm wäre das eine zusätzliche Belastung", ergänzt Vater Thorsten.

Erreicht hat Yannik jetzt schon eine ganze Menge: Der vorläufige Höhepunkt war der Sieg bei der U12-Europameisterschaft in Trebíc, zwei Stunden von Prag entfernt. Im Finale schlug Yannik den Ball aus dem Stadion für einen "Homerun", seine Eltern auf den Zuschauerrängen waren aus dem Häuschen: "Wenn dein Sohn dann an dir vorbeiläuft, dann ist es schon gut, wenn du als Vater eine Sonnenbrille aufhast", gibt Vater Thorsten zu. Sein Sohn hatte ihn fast zum Weinen gebracht.

Sechs Tage dauerte das Turnier, dafür wurde Yannik vom Schulunterricht befreit. Auch seine Schwester Jule, neun Jahre alt, bekam frei, blieb aber bei den Großeltern. "Eine Woche lang Baseball zu schauen, wäre für sie auch nicht so spannend", sagt Mutter Heike. Yanniks kleine Schwester spielt zwar auch Baseball, aber momentan zieht es sie zum Reiten. Für ihre Eltern ist das in Ordnung.

Für Yannik steht am Wochenende das letzte Turnier dieser Saison an: der U15-Jugendländerpokal in Mainz. "Dort bin ich kein Stammspieler, weil ich noch so jung bin", sagt er. Gewinnen will er aber trotzdem.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung