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19.09.2016

Weniger los bei der Schriesheimer Weinwanderung

Weniger los bei der Schriesheimer Weinwanderung

Unterwegs in einer geführten "Wasserwanderung" mit Werner Krämer.

Von Stefan Zeeh

Schriesheim. Wasser und Wein, eigentlich passt das nicht so richtig zusammen. Den Teilnehmern an der 20. Schriesheimer Weinwanderung schien diese Kombination aber nicht zu stören. "Machen wir eben eine Wasserwanderung, wenn der Wein nicht reicht", gewann eine Teilnehmerin dem regnerischen Wetter an diesem Sonntag sogar gute Seiten ab. Ebenso blickte die Vorsitzende des Verkehrsvereins, Irmgard Mohr, dem Tag positiv entgegen: "Wir hatten schon schlimmeres Wetter".

Ganz so gelassen sah das wohl aber nicht jeder, und so waren deutlich weniger Wanderer unterwegs. Das machte sich auch bei der Parkplatzsuche bemerkbar, denn selbst um kurz vor 11 Uhr fanden sich viele Parkplätze in Nähe des Rathauses, wo Wein vom Madonnenberg die Wanderer auf ihre Tour einstimmte.

Krämers überschaubarer Kreis

Hier war auch der Startpunkt für die insgesamt sechs geführten Weinwanderungen, bei denen erfahrene Winzer den Besucher viel Interessantes rund um den Wein und seinen Anbau erzählten. So wie Werner Krämer, der eine Gruppe von rund 20 Personen zu seiner Tour begrüßte. "Sonst sind es immer 30 oder 40 Teilnehmer an einer geführten Weinwanderung", wusste er aus den vergangenen Jahren. Manchmal seien sogar mehr als 60 Gäste zu einer der Führungen erschienen. "Dann haben wir die Gruppe teilen müssen", berichtete Krämer.

So ging es in einem eher überschaubaren Kreis erst einmal in Richtung Friedhof. Kaum lag dieser hinter den Wanderern, waren schon die ersten Weinreben am Wegesrand zu sehen. "Es war ein schwieriges Weinjahr", erläuterte Krämer. Die Nässe im Frühjahr hatte dafür gesorgt, dass die Blüten von Pilzen befallen wurden. "In manchen Lagen gab es Ausfälle bis zu 50 Prozent", erklärte der Winzer. Hier am Wegesrand hingen die Reben aber voll mit Trauben. "Der Weinberg hier wurde bereits für eine maschinelle Lese vorbereitet", hatte Krämer fachmännisch an den teilweise entfernten Blättern der Reben erkannt. Kurz vor der maschinellen Weinlese müsse noch eine sogenannte Negativlese stattfinden, bei der die faulen Trauben entfernt werden. Geschehe dies nicht richtig, genehmige die Winzergenossenschaft die maschinelle Lese nicht. "Hierfür braucht es erfahrene Weinleser", wies Krämer auf diese wichtige Tätigkeit hin.

Wenige hundert Meter weiter war die Station des Weinguts Bielig erreicht. Georg Bielig erwartete die Gruppe bereits. "Wir bauen 20 verschiedene Rebsorten an", berichtete er. Vom Weißburgunder über den Silvaner bis hin zum Müller-Thurgau ist fast alles dabei. "Weil es Spaß macht", begründete der Winzer seine Leidenschaft für den leckeren Traubensaft. Wie der diesjährige Most schmeckt, konnten die Wanderer sogleich testen, denn vom vergangene Woche gelesenen Müller-Thurgau gab es bereits eine Kostprobe. "Lecker", waren sich die Wanderer nach einem Schluck des noch trüben Traubensafts einig und bestätigten damit Georg Bielig, der für dieses Jahr fruchtige Weine versprach.

Ein langes Verweilen bei ihm war für die Gruppe aber nicht möglich. Nach rund einer Viertelstunde rief Werner Krämer zum Aufbruch, und schon ging es weiter zur nächsten Station. Kurz vor dieser entdeckte Werner Krämer einige völlig vertrocknete rote Trauben. "Das sind Sonnenschäden", erläuterte er. Ein Wanderer testete die vertrockneten Trauben und fand, dass sie gar nicht so schlecht schmecken. "Vielleicht kann man davon noch Rosinen machen", schlug er vor.

Max Jäck vom gleichnamigen Weingut erwartete die Gruppe an der nächsten Station. Vor allem Riesling und Burgunder baue er an, berichtete er. "Neu ist der Sauvignon-Blanc", wies Jäck auf eine ganz andere Sorte hin. Von der gebe es aber erst im kommenden Jahr den ersten Wein, so der Winzer. "Nehmen sie Kork- oder Schraubverschlüsse", wollte einer der Weinwanderer noch von Max Jäck wissen. "Schraubverschlüsse", antwortet dieser und erklärte, dass damit der Wein keineswegs schlechter schmecke als mit dem traditionellen Korken. Auch an dieser Station sorgte Werner Krämer dafür, dass die Wanderung bald weiter ging. Schließlich warteten in den Weinbergen noch acht andere Einkehrmöglichkeiten zwischen Strahlenburg und WG-Kelterhaus mit Winzerweinen und Gaumenfreuden.

Doch nicht jeder Wanderer ließ sich zur Eile drängen. Das war Krämer aus Erfahrung auch schon vorher klar gewesen. Denn mancher bleibt dort sitzen, wo es ihm besonders gut gefällt. Und so sei es wohl auch schon vorgekommen, dass ein Weinwanderführer an der letzten Station keine Begleiter mehr hatte.
Fotos Dorn

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung