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10.10.2016

Schriesheimer Begegnungszentrum "mittendrin": Was hat sich bewährt?

Schriesheimer Begegnungszentrum "mittendrin": Was hat sich bewährt?

Christine Vierling und Sarah Strohhäcker stellen das Begegnungszentrum auf den Prüfstand.

Christine Vierling (l.) und Sarah Strohhäcker leiten das Begegnungszentrum seit Juli und haben bisher noch keine tief greifenden Veränderungen vorgenommen. Foto: Dorn

Von Frederick Mersi

Schriesheim. Es ist wenig los im Begegnungszentrum "mittendrin" an diesem sonnigen Freitagmorgen. Die Leiterinnen, Sarah Strohhäcker und Christine Vierling, beunruhigt das aber nicht: "Es geht schließlich nicht darum, dass wir als Kirche ein Café mit dem Umsatz X haben", sagt Vierling.

Seit dem 1. Juli sind die beiden Schriesheimerinnen für das Begegnungszentrum verantwortlich. Die vorige Leiterin, Kathleen Kampes, ging in Mutterschutz - und der evangelische Kirchengemeinderat bot Strohhäcker und Vierling die Leitung des "mittendrin" an. Erstere ließ daraufhin ihre Arbeit als Heilerziehungspflegerin, Mentorin und Koordinatorin eines Inklusionsprojekts unter Federführung des Pilgerhauses Weinheim hinter sich.

"Selbstläufer" Willkommenstreff

"Es war Zeit für was Neues", erinnert sich Strohhäcker. Schon bei der Eröffnung des Begegnungszentrums war sie eine Kandidatin für die Leitungsstelle gewesen, sagte zu diesem Zeitpunkt aber ab. Als dann ihr Inklusionsprojekt nicht verlängert wurde und das "mittendrin" ein zweites Mal lockte, entschied sie sich für das Begegnungszentrum.

"Ich habe einfach sehr gern Kontakt zu unterschiedlichsten Leuten, und die trifft man hier", sagt sie. Die Barrierefreiheit und das offene Konzept sorgten dafür, dass jeder ins Begegnungszentrum kommen könne. "Aber nur die Bedingungen zu schaffen, reicht nicht", merkt Strohhäcker an. "Man braucht auch die richtige Haltung."

Mit ihrer Kollegin Christine Vierling ist sie gut befreundet, beide waren vor ihrer neuen Tätigkeit auch in der ehrenamtlichen Steuerungsgruppe des Begegnungszentrums aktiv. Vierling ist ausgebildete Erzieherin. "Die Arbeit hier ist ein guter Kontrast zum Kindergarten und entspricht trotzdem meinen Gaben", findet sie. "Ich freue mich auch, wenn ich mal eine Stunde lang Abrechnungen machen darf."

Große, sichtbare Veränderungen hat es durch den Leitungswechsel im "mittendrin" bisher nicht gegeben: Das Angebot eines normalen und großen Cappuccinos gehören zu den auffälligsten Neuerungen. "Es war uns klar, dass das erste halbe Jahr davon geprägt ist, die Leitung vollständig zu übernehmen", sagt Vierling. Mitarbeiterstand und Angebote würden noch einmal neu bewertet: "Was hat sich bisher bewährt", ist die Frage.

Dazu gehört zum Beispiel, dass Veranstaltungen der Reihe "mittendrin spezial" nicht mehr jeden Monat stattfinden werden. Auch der Spielenachmittag wird vermutlich neu gestaltet. Die Mitarbeiter nehmen nach und nach an verpflichtenden Hygieneschulungen des Gesundheitsamts teil, was an sich schon eine große Herausforderung ist: "Das betrifft bei uns nicht vier Mitarbeiter - wie in anderen Cafés - sondern 60", so Vierling. Nicht gerüttelt werden soll dagegen am "Willkommenstreff", der jeden Freitagnachmittag stattfindet. "Das ist inzwischen praktisch ein Selbstläufer", sagt Strohhäcker. Flüchtlinge und Schriesheimer fänden sich dort meist ohne Probleme. "Die Kinder der Flüchtlingsfamilien helfen inzwischen auch mit", ergänzt Vierling.

Langfristig müsse man aber auch im Blick behalten, was das Begegnungszentrum leisten kann und was nicht, betont Vierling: "Damit das für die Helfer eine Freude bleibt und nicht in Überforderung umschlägt." Die Zielsetzung zwischen offenem Café und einem Begegnungszentrum mit inhaltlicher Arbeit sei ein Spagat. Strohhäcker drückt das so aus: "Wir wollen uns öffnen und vernetzen, aber wir können auch nicht alles ermöglichen."

Das "mittendrin" sei inzwischen aber ein fester Bestandteil im Leben vieler Schriesheimer geworden - davon sind die "neuen" Leiterinnen überzeugt. "Am ersten Tag nach der Sommerpause kamen Gäste zu uns und haben gesagt: ’Wir haben euch so vermisst. Endlich seid ihr wieder da’", sagt Strohhäcker. Und Vierling ergänzt: "Dabei ging es nicht nur um den Kaffee." Über ehrenamtliche Verstärkung freuen sich die beiden Leiterinnen nach wie vor: "Man kann sich bei uns nicht nur im Thekendienst engagieren."

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung