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19.01.2017

Schnee in Altenbach: Notarzt kam den Berg nicht rauf

Glatte Hässelackerstraße erschwerte Rettungsdienst einen Einsatz in Altenbach - Brief an Höfer

Von Carsten Blaue

Schriesheim-Altenbach. In Altenbach regt sich Widerspruch gegen die Aussagen von Bauhofleiter Lothar Koch. Dieser hatte in der RNZ vom vergangenen Samstag beklagt, dass seine Leute in Bezug auf den Winterdienst im Ortsteil von Bürgern beschimpft und beleidigt worden seien. Oft habe es unverschämte Vorwürfe zur Ausführung der Räum- und Streuarbeiten gegeben. Das sei jedes Jahr dasselbe. Über diese Aussagen waren Hannelore Hildner, ihr Mann sowie die Nachbarn "schon sehr erstaunt": "Alle Altenbacher werden an den Pranger gestellt." Und sicher gebe es Anwohner, die über alles zu meckern hätten. Sie selbst aber wohne schon seit über 40 Jahren im Bärsbacher Weg, ihre Nachbarn bereits seit mehr als 30 Jahren, und noch nie in dieser Zeit habe sich jemand bei der Stadt über den Winterdienst beschwert, so Hildner gegenüber der RNZ. Offensichtlich gab es jetzt aber doch Probleme, die die Altenbacherin und ihre Nachbarn nicht auf dem "kleinen Dienstweg" klären wollten.

Schwierig seien bei ihnen immer nur die Kurve oben in der Hässelackerstraße bei Aufwärtsfahren und abwärts die geparkten Autos kurz vor der Rathausstraße, so Hildner. Das führte am 4. Januar zu einem für die Nachbarschaft unerfreulichen Zwischenfall. Diesen haben die Hildners und ihre Nachbarn in einem Brief an Bürgermeister Hansjörg Höfer geschildert. Das Schreiben ging am 9. Januar bei der Stadt ein, bislang gab es laut Hildner keine Antwort. Sie betont, dass es sich dabei nicht um einen "Beschwerdebrief" gehandelt habe, sondern um eine "Info".

Laut ihrer Darstellung ereignete sich Folgendes: An jenem ersten Mittwoch in diesem Jahr hat eine Altenbacherin einen Nachbarn verständigt. Ihr Mann sei sehr schwach und könne nicht mehr aufstehen. Wie sich später herausstellte, hatte der 85-Jährige eine Lungenentzündung. Die Dame hatte daraufhin die 112 gewählt, war sich aber nicht mehr sicher, was sie am Telefon gesagt hat.

Daher rief ihr Nachbar den Notruf gegen 20.20 Uhr nochmals an. Danach begann das Warten auf den Notarzt. Dieser erreichte den Ortsteil zwar sehr schnell. Doch konnte er die glatte Hässelackerstraße am Berg wegen des Schneematsches nicht befahren. Also musste er unten stehen bleiben und seine Ausrüstung zu dem Haus des Patienten tragen. Auch der Rettungswagen kam nicht bis vor die Tür. So habe der Nachbar versucht, "irgendjemand am Ort" zu erreichen.

Bei Ortsvorsteher Herbert Kraus hatten die Nachbarn Glück, doch auch er konnte nach Hildners Schilderungen wenig ausrichten. Der Schneeräumer sei nicht in Altenbach gewesen, in Schriesheim habe man aber versprochen, ein Auto mit Sand zu schicken. Das sei aber auch nicht gekommen, so Hildner. Letzte Hoffnung war die Feuerwehr. Diese zog Schneeketten auf die Räder des Rettungswagens: "Das alles dauerte zwei Stunden", so die Altenbacherin. Eine lange Zeit, zumal die Schneeketten zum Schluss auch wieder abgenommen werden mussten. Hätte der Nachbar einen Schlaganfall oder Herzinfarkt gehabt, "wäre die Situation problematischer gewesen". Hildner sagt gegenüber der RNZ: "Wo soll man da anrufen? Wir brauchen für einen solchen Fall eine Telefonnummer, damit wir den Winterdienst erreichen können."

Diese Bitte sei im Schreiben an den Bürgermeister geäußert worden. Über den Vorgang hat Hildner auch ihre Parteifreunde, die CDU-Stadträte Karl Reidinger aus Altenbach und Michael Mittelstädt, in einem Brief informiert.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung