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17.03.2017

Zustand der Schriesheimer Zehntkeller-Treppe ist "absolut bedenklich"

Schriesheims Ausschuss für Technik und Umwelt kritisiert die Kommunikation von Bürgermeister Höfer

Von Carsten Blaue

Schriesheim. Am vergangenen Dienstag hat Bürgermeister Hansjörg Höfer im Rahmen des "Behördentages" bekannt gegeben, dass das Landratsamt der neuen Fluchttreppe im Zehntkeller aufgrund von Mängeln die Abnahme verweigert habe. Danach gab es in der Zeit des Mathaisemarkts vor allem im Gewölbe selbst, in dem die Winzergenossenschaft wieder ihre Straußwirtschaft betrieb, kaum ein Thema, das mehr Kopfschütteln hervorrief.

Immer wieder wurden auch Stadträte beim Viertele mit der Sache konfrontiert. Und konnten keine Auskunft geben, weil auch sie von Höfer völlig überrascht wurden. Darüber beschwerte sich Michael Mittelstädt (CDU) am Montagabend in der Fragestunde des Ausschusses für Technik und Umwelt (ATU).

"Wir wurden bis heute nicht von der Verwaltung informiert", kritisierte der Fraktionssprecher der Union. Er selbst habe nur beiläufig und zufällig von seiner Kollegin Barbara Schenk-Zitsch von der Sache erfahren. Kreisbaumeister Wolfgang Serr hatte beim Abnahmetermin am 3. März beanstandet, dass die Stufen der Fluchttreppe nicht das gleiche Maß hätten.

Außerdem seien Nachbesserungen am so genannten "Lichtraumprofil" nötig. Sprich: Ein Teil des Gewölbes ragt in den Fluchtweg hinein, an dem überdies nach Auskunft des Landratsamts eine Sicherheitsbeleuchtung fehlt. Und da es sich beim Zehntkeller um eine Versammlungsstätte handelt, fehlten Serr schließlich auch feste, griffsichere, durchgängige und über die Treppenabsätze fortgeführte Geländer an beiden Seiten. Keine kurze Mängelliste. Zudem mahnte Serr an, dass die Treppe eine "lichte Breite" von 120 Zentimetern haben muss.

"Wir müssen jetzt aufarbeiten, wie es weitergeht. Auch mit den Kosten. Die Bürger sagen", so Mittelstädt, "dass das doch wohl der Architekt bezahlen muss." Für "absolut bedenklich" hielt er Höfers Kommunikation in dieser Angelegenheit: "Eine kurze E-Mail hätte genügt. Es ist nicht in Ordnung, den Gemeinderat in so eine Lage zu bringen und keine Art und Weise, mit dem Gemeinderat umzugehen." Überhaupt fragte sich Mittelstädt, wie es sein kann, dass die Abnahme quasi erst am Tag vor Schriesheims größtem Fest erfolgte. Und man habe die ganze Sanierung doch eigentlich nur wegen der Notwendigkeit dieses zweiten Fluchtwegs in Angriff genommen.

"Als Gemeinderat müssen wir Bescheid wissen", nickte Marco Ginal (SPD): "Und wir haben es auch erst erfahren, als es öffentlich gemacht wurde." Ginal fragte sich zudem, auf welcher Grundlage die beiden Veranstaltungen vor der Bauabnahme über die Bühne gehen konnten - nämlich die Vorstellung der Weinhoheiten und der "Kabarettistische Aschermittwoch" der Grünen. Schließlich war es Bernd Hegmann (FW), der Höfer ohne Umschweife fragte: "Wer ist hier verantwortlich? Die Stadt oder der Architekt? Und warum hat man das Landratsamt nicht mal vorher hergeholt?". Ohne Zweifel, so Hegmann, würden die Kosten jetzt explodieren.

Höfer sagte, mit dem Landratsamt sei vieles vorher abgesprochen gewesen. Und dann habe es doch keine Abnahme gegeben. Eine Bauprüfung der Treppe alleine wäre nicht möglich gewesen. So kam es zu dem Termin kurz vor dem Mathaisemarkt, weil die Ventilation im Keller so spät fertig geworden sei, erläuterte der Bürgermeister. Er habe sich geärgert und sei enttäuscht gewesen: "Das entschuldigt aber nicht, dass ich keine E-Mail geschrieben habe." Man werde jetzt alles durchgehen müssen: "Wir werden auch die Kommunikation und die Missverständnisse aufarbeiten müssen und sehen, wo die Versäumnisse waren." Die beiden Veranstaltungen zuvor seien als geschlossene Gesellschaften bewertet worden - mit der Auflage, dass maximal nur 200 Personen daran teilnehmen dürfen.

Auf Anfrage beim Landratsamt sagte Kreissprecherin Silke Hartmann, dass die Mängel im noch nicht erteilten Schlussabnahmeschein aufgeführt würden. In den Plänen, die der beauftragte Architekt Manfred M. Fischer eingereicht habe, sei die Fluchttreppe enthalten gewesen. Allerdings nicht als dreidimensionales Modell. Das sei auch nicht Pflicht des Planers, betonte Hartmann: "Aber da wäre alles genau sichtbar gewesen." Die Baugenehmigung für die gesamte Zehntkellersanierung wurde laut Hartmann übrigens erst am 9. Februar erteilt. Da war das meiste schon fertig. Auch die Treppe.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung