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02.02.2004

Bei der SPD gab es Ohrfeigen

Listen-Aufstellung der Weinheimer Sozialdemokraten war von innerparteilichen Querelen geprägt - Metzeltin: "Ich verstehe das alles nicht"

Von Roland Kern

Weinheim. Weinheims Sozialdemokraten sind sich in der eigenen Partei nicht grün. Die Vorstellung der Kommunalwahlkandidaten am Freitagabend war trotz interessanter Bewerber von innerparteilichen Querelen geprägt (wir haben am Samstag schon berichtet). Die schallendste Ohrfeige erhielt Landtagsabgeordneter Hans-Georg Junginger.

Harald Fath, der langjährige technische Sprecher der SPD im Weinheimer Gemeinderat, bewies menschliche Größe. Im Vorfeld der Kandidatennominierung hatte sich der erfahrene Kommunalpolitiker nach langen Gesprächen überzeugen lassen, dass er jüngeren Bewerbern den Platz räumen sollte. Dieser Schritt war ihm nicht leicht gefallen, aber als alter "Sozi" stellte er die Person schließlich hinter die Sache - und verzichtete. Am Freitag, nachdem sich alle 21 Stadt-Kandidaten vorgestellt hatten, ergriff Fath das Mikrofon und betonte: "Auch ohne meinen Namen ist das eine tolle Liste, Kompliment!" Da bekam der Mann dankbaren Applaus. Aber so harmonisch gingen die Genossinnen und Genossen nur selten miteinander um. Andere Szenen überwogen: Stadträtin Uschi Heil wollte die Tränen nicht zurückhalten, ihre sonst so ausgeglichene Kollegen Erika Heuser knirschte: "Unverschämtheit", und Fraktionschef Wolfgang Metzeltin benutzte den Satz, den er sonst von seinen Schülern zu hören bekommt: "Ich verstehe das alles nicht", schüttelte er den Kopf.

Bei der Weinheimer SPD gab's diesmal Ohrfeigen. Fast alle amtierenden und erneut kandidierenden Stadträte wurden bei der Listenaufstellung kräftig abgewatscht. Am schlimmsten erwischte es dabei einen politischen Profi: ausgerechnet den früheren Fraktionschef und heutigen Landtagsabgeordneten Hans-Georg Junginger. Er will für den Kreistag kandidieren und warb mit dem Argument, dass wegen der Teufelschen Verwaltungsreform die Landes- und Kreispolitik enger miteinander verzahnt werden müsse. Aber die Parteifreunde haben offenbar etwas gegen politische Ämterhäufung: von 38 Stimmberechtigten erhielt Junginger nur 18 Stimmen - das reichte nicht einmal zur einfachen Mehrheit. Alt-OB Uwe Kleefoot und sein Nachfolger Heiner Bernhard bekamen die meisten Stimmen, für Ortsvereinschefin Maren Kunkel und Fraktionschef Wolfgang Metzeltin wurde es schon weniger, reichte aber dicke. Nur der MdL war nicht gelitten. Anfang März müssen sich nun alle Weinheimer Sozialdemokraten (auch die Ortsteile) mit der Wahl der Kreistagskandidaten befassen.

Viel besser ging es einigen Gemeinderats-Kandidaten auch nicht. Während Metzeltin und Stelle Kirgiane-Efremidis auf den Spitzenplätzen noch gut wegkamen und Neueinsteiger Constantin Goertz auf Platz drei ein fast einstimmiges Ergebnis schaffte, setzte es ab Platz vier der Liste Gegenstimmen: Uschi Heil neun, Erika Heuser sechs, Martin Heckmann acht, Fritz Eidenmüller sieben. Aber auch der aufstrebende Juso-Chef Christian Stiebahl musste vier Nein akzeptieren, Klaus Jung und Christine Münch aus dem Ortsvereinsvorstand spürten Gegenwind, übrigens interessanterweise genauso wie Weinheims Ober-Blueser Benny Schmitt, der sich erstmals kommunalpolitisch engagieren will. Nur politisch vergleichsweise unbeschriebene Blätter fanden die Gnade der Genossen: zum Beispiel Elternsprecher Markus Menzel, Siedlervorsitzender Reinhold Kreckel oder Ulrike Lohrbächer.

Die Liste der Gemeinderatskandidaten auf einen Blick: Wolfgang Metzeltin, Stella Kirgiane-Efremidis, Constantin Goertz, Uschi Heil, Erika Heuser, Martin Heckmann, Fritz Eidenmüller, Christian Stiebahl, Klaus Jung, Dr. Thomas Seeliger, Lilo Guillen, Markus Menzel, Reinhold Kreckel, Felix Blanco, Alfred Albrecht, Ulrike Lohrbächer, Benjamin Schmitt, Günter Fritz, Dr. Dirk Dantz, Christine Münch und Rudi Kaltofen.

Für den Kreistag stehen folgende Kandidaten auf der Liste: Uwe Kleefoot, OB Heiner Bernhard, Hans-Georg Junginger, Maren Kunkel und Wolfgang Metzeltin.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung