Schriesheim im Bild 2023

09.02.2004

Die Besser-Wessis sitzen in Schriese

. . . und die "Ossis" in Altenbach - Klamauk mit Lokalkolorit bei der Liederkranz-Fastnacht in Schriesheim

Da schlüpfen ernsthafte Stadträte, wie hier Karl-Heinz Schulz (ganz rechts), schon mal ins Clownskostüm, wenn der Liederkranz zur Fastnacht lädt. Fotos: Kreutzer

Schriesheim. (josh) Teufelchen, Mönche, Mexikaner, Bob der Baumeister, WM-Frauen, Cowgirls und Wanderburschen: Wir schreiben die "Fünfte Jahreszeit" und Ort des Geschehens ist der "Närrische Zehntkeller" des Schriesheimer Gesangvereins Liederkranz. 250 Närrinnen und Narren hatten sich ins dolle Treiben auf der inzwischen zum Kult gewordenen Veranstaltung gestürzt. Bis spät in die Nacht wurde gelacht und geschunkelt, mit der Kapelle "Happy Sounders" gesungen und getanzt. In Eigenregie seit dem letzten Sommer geplant, gelang dem Verein auch diesmal wieder ein großartiges Fastnachtsfest.

Beginn des Treibens sollte Punkt 19 Uhr 24 sein, doch schon vor sieben war der Keller voll und die Kapelle "Happy Sounders" heizte den Saal auf eine angemessene Stimmungstemperatur. Ernst, Frank, Wolfgang und Kurt verlangten Engagement: Aufstehen, Klatschen, Taschentuch-Winken, Hey-Babaluba-Singen und natürlich Schunkeln. Vom "Anton aus Tirol" bis "Ein Prosit der Gemütlichkeit" spielte die Band ihr Repertoire voll aus.

Der Einmarsch erfolgte dennoch pünktlich: Der Karnevalspräsident Walter Krämer, mit roter Fliege, weißem Frack und Narrenschelle, marschierte ein. Im Gefolge Musikanten, die Garde und die Funkenmariechen in ihren Gardetanz-Kostümen. Die vier Damen der Tanzgarde Grün-Weiß-Rot unter der Leitung von Karin Betzin schwangen ihre Beine und der Präsident überreichte ihnen gerne ihre Orden. "Helau meine Narre! Im schönste' Saal von Schriese, will ich Euch begriese!", sprach er von seinem Rednerpult und empfing die Ehrengäste, darunter den Ehrenbürger Peter Hartmann, verschiedene Gemeinderatsmitglieder, Abordnungen aus befreundeten Vereinen und den Ehrenvorsitzenden Martin Morast. Nachwuchssorgen scheint der Verein nicht zu haben, über 20 Kinder strömten in ihren Pipi Langstrumpf Verkleidungen auf die Bühne und nahmen mit einem Lied die Erwachsenen auf die Schippe. "Kinder sind das Allerschlimmste auf der Welt", sangen sie unter der Leitung von Irmtrud Menz. In einem zweiten Lied "Simsalasing" durften die Erwachsenen stampfen, klatschen und "olé" rufen.

Die "Liesbeth aus Ascheberg", dargestellt von Liesbeth Wengerter nahm wiederum die Männer aufs Korn.

Als erster von zahlreichen Büttenrednern des Abends bestieg Klaus Urban, Initiator und Organisator des "Närrischen Zehntkeller", die Bühne. Die Bütt stand unter dem Motto: "Da fällt Dir wirklich nix mehr ein!", was für den routinierten Urban nicht gilt. Urban spricht selbst beim Autofahren Verse in sein Diktiergerät und sammelt so übers Jahr Anekdoten aus dem Schriesheimer Orts- und Vereinsgeschehen. Dieses Jahr nahm er die "Ost-Schriesheimer" in Altenbach aufs Korn, die sich von den "Besser-Wessis", einschließlich Bürgermeister Peter Riehl, einfach nichts vorschreiben lassen würden. Sowohl der Kanalausbau, als auch die lecke Mehrzweckhalle bekamen ihr Fett ab. Bürgermeister Riehl empfahl er ein Hobby, "damit er nach der Amtszeit nicht in ein Loch fällt", so Urban und legte ihm die Worte in den Mund: "Wenn zu Ende die Regierungstage, dann kommt für mich nur eins in Frage - Liederkranz dann Du!".

Wie bei Urban so erfreute sich das Publikum auch an den anderen Büttenrednern des Abends, die teilweise schon zu altbekannten Klassikern geworden sind: Die Bänkelsängerinnen Beate Ehrke und Ulrike Sommer sangen in ihrer "Liederkranzorgel" vom Vereinsgeschehen. Der "Pälzer Hausmeister", alias Herrmann Rothenbach, trug manchen derben Scherz vor und erzählte von seinem Hausmeisterleben. Die "Liesbeth aus Ascheberg", dargestellt von Liesbeth Wengerter nahm wiederum die Männer aufs Korn: "Männer sind wie Magerquark - käsig, fad und selten stark". Zur Fastnachtszeit wird gerne darüber gelacht. Jutta Gehrig und Uwe Kretschmer blickten als "Liesel und Karl" aus dem Jahre 2039 auf das heutige Vereinsleben zurück. Besonders gerne erinnerten sie sich an jenen Herrenausflug, bei dem doch tatsächlich die Weinlaune dazu beigetragen haben soll, dass einige Sänger zu später Stunde in einem fremden Pool nackt badeten und mit ihren Playboy-Bildern das neue Vereinsheim finanzierten. "Petronella Knorzel", die Ulknudel von Gusti Huber, riss die Leute wie gewohnt mit.

Tanzeinlagen ergänzten das Programm und lockerten den Ablauf auf. Das Männerbalett verkleidete sich als Bananenarbeiter und wurde vom Publikum aufgefordert den kompletten Beitrag zu wiederholen, was es dann auch tat. Die Frauen hatten sich unter der Leitung von Ulrike Sommer als Clowns verkleidet und hatten einen ulkigen Auftritt bei Rockmusik. Mit einem fetzigen Stück aus dem Musical "Feme" präsentierten die Frauen der Tanzgarde Grün-Weiß-Rot dem Publikum ein weiteres Bonbon.

Mit verschiedenen gesungenen Beiträgen rief man den Gästen in Erinnerung wer Veranstalter des "Närrischen Zehntkellers" ist: Ein Gesangsverein. Sowohl die "Berglieder" vom Frauenchor, als auch die "Fröhliche Welt", ein politischer Melodienreigen des Männerchors lieferten eine Kostprobe.

Bis zum Finale, bei dem die fast 100 Mitwirkenden noch einmal auf die Bühne kamen und "So ein Tag, so wunderschön wie heute" zum Besten gaben, hatte das Publikum satte vier Stunden Programm genossen.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung