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26.07.2017

Weidenzelte werden doch nicht eingezäunt

Neuer Gutachter lässt Spielen am Hang des Kinderhauses Räuberhöhle unter Auflagen zu - Elternvertreter kritisieren Kommunikation

Von Frederick Mersi

Schriesheim-Altenbach. Ein Hin und Her mit Happy End: Der Zaun auf dem Außengelände des Altenbacher Kinderhauses "Räuberhöhle" wird nun doch nicht gebaut. Nachdem zwei Gutachten mit unterschiedlichen Ergebnissen über mögliche Gefahren der naturnahen Spielfläche mit Weidentunnel und Insektenhotel vorgelegt worden waren und der Hang abgesperrt werden sollte, hatte die Stadtverwaltung auf Drängen der Eltern und der Grünen Liste einen weiteren Gutachter beauftragt.

Der Vertreter der Unfallkasse Baden-Württemberg kam zu dem Ergebnis, dass die naturnahe Spielfläche weiterhin von den Altenbacher Kindern bespielt werden darf, wenn kleine Änderungen vorgenommen werden. "Es müssen zum Beispiel kleine, herausragende Holzteile entfernt werden", sagte Bürgermeister Hansjörg Höfer der RNZ auf Nachfrage. Zudem müsse das Betreuungspersonal in diesem Teil des Außenbereichs erhöhte Aufmerksamkeit walten lassen: "Die Erzieherinnen haben dadurch noch mehr Verantwortung, aber sie waren bereit, diese zu übernehmen", so Höfer.

Ursprünglich hatte die Stadtverwaltung wenig Hoffnung auf eine weitere Nutzung der Weidenzelte gemacht, die von den Kindern der "Räuberhöhle" während eines sechs Monate langen Projekts selbst gebaut worden waren: Er könne in dieser Sache nicht verhandeln, hatte Höfer Anfang des Monats im Gespräch mit der RNZ gesagt und auf die Sicherheit der Kinder als Grund verwiesen. Für ein neues Gutachten müsse erst eine neue Planung vorgelegt werden.

Für den 18. Juli beauftragte die Stadt - laut Höfer auf seine Initiative hin - dann doch einen Fachmann der Unfallkasse Baden-Württemberg. "Auf dessen Aussagen werden wir uns im Haftungsfall zurückziehen", so Höfer, "dann kann der untere Teil des Hanges - und darum ging es ja in der Diskussion - weiter bespielt werden."

Den Elternvertretern des Altenbacher Kinderhauses wurde dies von der Stadt bisher aber nicht offiziell mitgeteilt. "Wir wissen nur, dass wir morgen ein Gespräch beim Bürgermeister haben", sagte Jan Lauterbach vom Elternbeirat gestern auf Nachfrage. Grundsätzlich freue man sich, dass die Weidenzelte nun von den Kindern weiter genutzt werden können, doch die Kommunikation vonseiten der Stadt sei unbefriedigend gewesen: "Die Bürger wollen doch nachvollziehen können, warum eine Entscheidung wie getroffen wird." Stattdessen habe man nur wenige Informationen bekommen, und das häufig stark zeitversetzt.

"Außerdem wurde über mehrere Kanäle unterschiedlich kommuniziert", so Lauterbach. Das Ergebnis sei "ein totales Hin und Her" gewesen. Von dem Gespräch mit Höfer heute Nachmittag erhoffe er sich eine Erläuterung, "warum der Ablauf des Ganzen so unbefriedigend war". Christian Wolf von der Grünen Liste Altenbach, die die Elternvertreter bei ihrem Anliegen unterstützt hatte, hofft nun auf Veränderungen: "Für die Stadt heißt das in Bezug auf die Gestaltung von Kindergarten-Außengeländen in Zukunft: Nicht mehr auf reine Sicherheitsbeauftragte setzen, die die Kinder offensichtlich in Watte packen wollen, ihnen damit für ihre Entwicklung aber nichts Gutes tun."

Man solle stattdessen auf Fachleute setzen, "die auch den erzieherischen Blick für die Entwicklung der Kinder im Auge haben".

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung