Schriesheim im Bild 2023

12.02.2004

Schriesheimer CDU in Aufbruchstimmung

Auf der Kandidatenliste für die Gemeinderatswahl vollzieht die Union einen deutlichen Generationswechsel - Schlüter Spitzenkandidat

Junge Leute in guter kommunalpolitischer Tradition bei der Schriesheimer CDU: oben links Anselm Löweneck, darunter Michael Mittelstädt, unten rechts Stephanie Kuntermann, darüber Barbara Becker. Fotos: Kreutzer

Schriesheim. (ron) Die Schriesheimer CDU hat gestern Abend den Vorwahlkampf der Kommunalwahl mit einem Paukenschlag fortgesetzt: auf der Kandidatenliste für den 13. Juni finden sich nicht weniger als zehn Personen, die jünger sind als 35 Jahre. Die Hälfte der Kandidaten sind jünger als 40. Damit vollzieht die Partei einen deutlichen Generationswechsel.

Allerdings: so weit gehen die Konservativen nun auch wieder nicht, dass sie den "Jungen Wilden" die Spitzenplätze einräumen. Anselm Löweneck (28), der junge Rechtsanwalt und Vize-Vorsitzende des Stadtverbandes, taucht als erster "Youngster" auf Rang Fünf auf. Das vordere "Kleeblatt" wird von den bewährten und populären Stadträten Siegfried Schlüter, MdL Georg Wacker, Isolde Nelles und Paul Stang gebildet. Schlüter (60) war bekanntlich bei der letzten Komunalwahl vor fünf Jahren der "Stimmenkönig". Direkt hinter Löweneck kandidiert Christine Hartmann, eine ehemalige Weinkönigin, auf Platz sechs. Die Diplom-Kauffrau arbeitet im Moment in Spanien, und konnte gestern Abend nicht anwesend sein. Bis zur Wahl ist sie aber wieder in Schriesheim.

Spieß als einziger Landwirt
Sichtlich stolz präsentierte der alte und neue Spitzenkandidat Schlüter die Liste. Sogar eine "richtige Aufbruchstimmung" nahm der einstige Junge-Union-Gründer wahr, und verwies außerdem auf die Zahl der kandidierenden Frauen: sieben Kandidatinnen stehen auf der Liste - auch das ist ein Rekord. Schriesheims CDU-Obere ließen keinen Zweifel an ihrem Wahlziel, wieder stärkste Fraktion zu werden. Siegfried Schlüter wird dann der einzige Stadtrat sein, der seit 1980 ununterbrochen im Gemeinderat sein.

Denn seit gestern Abend ist auch klar, dass in der Schriesheimer Kommunalpolitik eine Ära zu Ende geht: Nach 24 Jahren am Ratstisch kandidiert Landwirt Ludwig Jäck nicht mehr. Außerdem lässt sich Winzer und Gastronom Gerd Bartsch aus beruflichen Gründen nicht mehr aufstellen. Auf den Rängen sieben und acht platziert de CDU wiederum zwei amtierende Stadträte: Peter Seubert und Landwirt Karl-Heinz Spieß (39) , den Gründer und langjährigen ehemaligen Vorsitzenden des Baseballclubs "Raubritter". Spieß will die CDU-Tradition fortsetzen, nach der eigentlich immer ein Bauer für die CDU Kommunalpolitik gemacht hat. Er ist als "Nachrücker" in den Gemeinderat eingezogen, und dürfte seit der letzten Wahl an Popularität deutlich gewonnen haben. Unter anderen gehört Spieß auch dem Vorstand der Winzergenossenschaft an. Der langjährige Pressewart (der CDU und der Lyra) Theo Windisch will es auf Rang acht wissen.

Weitere Nachwuchsleute auf der Liste sind Barbara Becker (23) auf Rang zehn und Stephanie Kuntermann auf Platz elf. Beide junge Damen stehen übrigens in guter kommunalpolitischer Tradition: Barbara Becker ist die Enkeltochter des einstigen Stadtrates Richard Seifert, Stephanie Kuntermann die Tochter von Ex-Stadträtin und Frauenunionschefin Gabriele Haupt. Die junge Mutter will sich vor allem in der Kinder- und Jugendpolitik einbringen. Hoffnung dürfte die CDU auch besonders auf Michael Mittelstädt setzen. Auch der Unternehmensberater und langjährige Raubritter-Vorstand kann sich in der eigenen Familie Rat einholen: seine Mutter Renate saß ebenfalls eine ganze Weile am Ratstisch. Ähnliches gilt für Beate Busch, die Tochter des langjährigen TV-Vorsitzenden und Alt-Stadtrates Wilhelm Busch. Allerdings vertrat Busch seinerzeit die SPD. Die 39-jährige Bauingenieurin arbeitet übrigens auf dem Bauamt der Nachbargemeinde Dossenheim. "So Leute brauchen wir im Gemeinderat", warb Siegfried Schlüter.

Bekannte Namen tauchen auch auf den weiteren Plätzen auf: Dr. Sigrid Mulas (13), deren Mann als kulturbeflissener Inhaber der EisEspressobar bekannt geworden ist, Prof. Dr. Martin Pawlowski (15), Pfarrgemeinderat. Lothar Götzmann, der Vorsitzende des Fußballvereins, der sich für Änderungen bei den Sportförderrichtlinien einsetzen will, Margarete Fallmann, Oliver Schrade, Karl Hartmann, Adrian Ahlers und Dr. Walter Wolters, der designierte Rotary-Präsident des Bergstraßen-Districts. Ersatzkandidatinnen sind Helga Harbarth und Helga Turek.

Ursenbacher Sitz im Visier
Spitzenkandidatin für den Altenbacher Sitz ist erwartungsgemäß die Stadt- und Ortschaftsrätin Claudia Philipp-Schwöbel, die bis zum 13. Juni Mutter geworden ist. Claudia Philipp-Schwöbel ist derzeit das "Nesthäkchen" der Schriesheimer Gemeinderatspolitik. Neben ihr kandidieren für Altenbach Ortschaftsrat Karl Reidinger, Ralph Schwarz und Oliver Paffenholz, der Diplom-Betriebswirt und Jugendwart der Altenbacher Feuerwehr.

Während die Freien Wähler noch immer vergeblich nach einem Ursenbacher Kandidaten suchen, kann die CDU seit gestern Abend sogar zwei davon vorweisen: Ortsvorsteher Thomas Edelmann und Ortschaftsrat Markus Fath. Gemeinsam wollen sie den Ursenbacher Platz für die CDU zurückgewinnen. "Wir werden Wahlkampf machen müssen, wo wir sparen müssen", kündigte Spitzenkandidat Schlüter an. Die CDU-Linie sei es jedenfalls, "den Leuten immer die Wahrheit zu sagen". Der Fraktionschef: "Mit diesen Leuten können wir nur gewinnen."

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung