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18.02.2004

"Eine sichere Überquerung muss her"

Aus Sicherheitsgründen: An der Haltestelle Stammberg soll der Zebrastreifen weg - Die Kosten für eine Ampel würden an der Stadt hängen bleiben

Wenn schon kein Zebrastreifen, dann auf jeden Fall ein Ampelübergang an der Bus-Haltestelle Stammberg: Dafür kämpfen die Bewohner des Talhofs und des Alten- und Pflegeheims "Haus Stammberg". Die Unterstützung des Gemeinderats ist ihnen sicher. Foto: Dorn

Schriesheim. (fr) Die Mitarbeiter und Bewohner der gemeinnützigen Einrichtung Stammberg/Talhof machen mobil. Gegen die Entfernung des Zebrastreifens vor ihrer Bushaltestelle "Stammberg". Eine Gruppe von Bewohnern und Mitarbeitern traf sich gestern an der Bushaltestelle um gegen die Aufhebung des Zebrastreifens zu demonstrieren. Denn der Fußgängerüberweg muss weg: Weil er nach den neuen Richtlinien nicht mehr sicher genug ist: für Autofahrer schlecht einsehbar und gefährlich.

"Rein formal mag es ja richtig sein", erklärt Christian Dietrich, Geschäftsführer der Einrichtung, beschwichtigend. Aber dass es dann für seine Schutzbefohlenen überhaupt keine Möglichkeit mehr geben soll, die Straße sicher und wohlbehalten zu überqueren, kann er nicht akzeptieren: "Das ist nicht der richtige Weg." Denn die Bewohner des Alten- und Pflegeheim Stammberg und der Sozialen Heimstätte Talhof sind hilfsbedürftig.

Manche sind einfach nicht mehr gut zu Fuß und auf die öffentlichen Verkehrsmittel angewiesen, andere sind unsicher im Straßenverkehr. "Von der Straße geht eine Gefährdung aus", schließt Dietrich.

Der Zebrastreifen liegt genau in der Mitte zwischen zwei schnellen Kurven - obwohl hier Tempo 50 angesagt ist. Selbst wenn sich alle Autofahrer an die Geschwindigkeitsbegrenzung halten würden, ist die Strecke schlecht einsehbar. Um die Ecke gucken kann schließlich keiner. Es kam auch schon oft genug zu Unfällen, bei denen ein Wagen wegen zu hoher Geschwindigkeit aus der Kurve getragen wurde. "Unsere Bewohner haben Angst", erkennt Dietrich. Eine Ampel könnte da Abhilfe schaffen. "Wenn der Zebrastreifen wegkommt, beginnt für uns eine Zeit ohne Sicherheit", verstärkt Peter Prott, der Heimleiter, Dietrichs Argument. Er kennt nur eine Alternative: "Wir hätten gern eine Ampel, die auf Anforderung geschaltet wird." sagt Prott. Das bedeutet, dass die Ampel nur dann geschaltet wird, wenn ein Fußgänger die Straße überqueren möchte.

Es sind ja auch nicht nur die Bewohner, die den Bus benutzen, um in die Stadt zu fahren - und vorher über den Zebrastreifen müssen. Auch die Besucher der Stammbergbewohner, die selbst oft schon betagt sind und selbst nicht mehr Auto fahren, kommen mit dem Bus. Genauso die Mitarbeiter des Pflegeheims: Eine ganze Gruppe nimmt schon morgens um 6 Uhr das öffentliche Verkehrsmittel zu ihrem Arbeitsplatz. Besonders betroffen sind aber die Bewohner der Wiedereingliederungsstätte Talhof. Sie fahren alle mit dem Bus vom Talhof zu ihren Arbeitsstellen. Diese sollen ihnen die Wiedereingliederung in einen Alltag erleichtern. "Für die Talhof-Bewohner bricht eine Welt zusammen", meint Dietrich. Die Talhofer sind sich einig. Und der Gemeinderat unterstützt sie: "Eine sichere Überquerung muss her, gerade für die Gehbehinderten", meint Paul Stang, Gemeinderatsmitglied. Auch er nahm an der Demonstration gegen die Entfernung des Zebrastreifens teil. Ob an diese Stelle eine Ampel kommt oder nicht, wird allerdings nicht auf kommunaler Ebene geregelt. Weil der Fußgängerüberweg eine Landesstraße kreuzt. Da kann der Gemeinderat nur versuchen, Einfluss zu nehmen. Dass so viele Leute gekommen sind, zeige doch, wie wichtig dieser Zebrastreifen ist, meinte Siegfried Schlüter, Stellvertreter des Bürgermeisters, vor den Demonstranten. Der Gemeinderat hat bereits einen Entschluss gefasst und seine Unterstützung gezeigt. Aber obwohl das Bundesrecht eine Entfernung des Zebrastreifens fordert, würden die Kosten für eine Ampel an der Stadt hängenbleiben.

Dabei wird doch schon überall gespart. Georg Rebhold, Mitarbeiter im Talhof, spricht sicher für die meisten, als er sagt: " Ich begreife nicht, warum sie den Zebrastreifen nicht einfach lassen. Der kostet doch nichts."

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung