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26.10.2017

Altenbach: Die "Vernunftehe" steht kurz vor der Goldenen Hochzeit

Altenbach feierte am Freitagabend 45. Jubiläum des Eingemeindungsvertrags - Infrastruktur als Herausforderung für die Zukunft

Ortsvorsteher Dr. Herbert Kraus warf im Sängerheim des MGV Liederkranz einen Blick zurück, zum Beispiel auf die zehn Fassungen des Eingemeindungsvertrags. Foto: Dorn

Schriesheim-Altenbach. (capa) Seit 45 Jahren bestehe diese "Vernunftehe" und "2022 feiern wir goldene Hochzeit", drückte es der Altenbacher Ortsvorsteher Herbert Kraus am vergangenen Freitag in seiner Rede bei der Jubiläumsfeier aus: Am 1. Januar 1972 trat der Eingemeindungsvertrag in Kraft, der Altenbach zu einem Stadtteil Schriesheims machte. Im Sängerheim des Altenbacher Männergesangvereins Liederkranz eröffnete die Musikerfamilie Rinneberg mit Mutter Monika, den Söhnen Paul und David, sowie den Töchtern Hannah, Franzi und Judith den Festabend.

In je vier Spielblöcken umrahmten sie mit einem ausgewogenen Programm aus klassischen und modernen Stücken die Ansprachen von Ortsvorsteher Kraus, seinem Vorgänger Alfred Burkhardt und Bürgermeister Hansjörg Höfer, der den Anfang machte. "So wenig wie möglich nach außen geben, so viel wie möglich selbst machen", beschrieb Höfer die Selbstständigkeit, die sich Altenbach beihalten hat. Mit einer eigenen Verwaltungsstelle, Vereinen, Sportanlagen, den Kochlöffelhoheiten und nicht zuletzt dem neu gestalteten Ortsmittelpunkt mache sich der Ortsteil weitestgehend selbstständig und entwickle sich positiv. Er nehme eine hohe Identifikation der Altenbacher mit ihrem Heimatort wahr, sagte Höfer und lobte das Engagement der Bürger: "In Altenbach lässt es sich gut leben." Deshalb müsse auch etwas gegen die Überalterung der Bevölkerung und den Wohnungsleerstand unternommen werden.

Ein Zuhause fanden in Altenbach auch Flüchtlinge, wobei Höfer betonte, dass er in diesem Zusammenhang keinerlei Anfeindungen wahrgenommen habe. Das leidige Thema des "schnellen Internets" rief dagegen auch bei der Feierstunde Kopfschütteln unter den Gästen hervor. Das solle in den nächsten Jahren verbessert werden - auch wenn nicht das möglich sein werde, was viele sich wünschten, so Höfer. Einen Blick zurück in die Vergangenheit warf Ortsvorsteher Kraus: Einfach habe man es sich bei der Eingemeindung nicht gemacht, es seien sage und schreibe neun Fassungen des Eingemeindungsvertrags nötig gewesen, bis der Schriesheimer Gemeinderat schließlich der zehnten Fassung zustimmte. Es war damals sozusagen der Vertrag zur Vernunftehe, die Kraus treffend erklärte: "Vernunftehen sind Ehen, bei denen - wie der Name schon sagt - die Vernunft im Vordergrund steht und nicht so sehr die Liebe, wie man von zweien, die die Ehe schließen, erwarten möchte." Kraus ist zwar erst seit 2014 Ortsvorsteher von Altenbach, zog aber schon 1970 in den Ort und verfolgte das Geschehen zu dieser Zeit mit. Sein Vorgänger Alfred Burkhardt, der ab 1994 das Amt 20 Jahre lang bekleidete, erlebte viele schwierige Situationen selbst mit und konnte über die Probleme berichten, mit denen sich der damalige Bürgermeister Peter Riehl, der erste Ortsvorsteher Altenbachs Heinz Flohr und sein Nachfolger Emil Jörder konfrontiert sahen.

Ihm sei besonders die Erschließung West, Ost und Süd im Gedächtnis geblieben, bei der Grundstücksanpassungen so manchen Besitzer verärgert hatten. Nachdem dieses Kapitel 1995 abgeschlossen werden konnte, habe Riehl zu Burkhardt gesagt: "Jetzt wird’s in Altenbach ruhiger." Doch weit gefehlt: Der Bebauungsplan für die Kipp habe noch einmal einiges von Riehl abverlangt.

Beeindruckt zeigte er sich auch vom Zusammenhalt der Altenbacher und brachte es letztlich auf den Punkt: "Ohne die Vereine geht gar nix." In Zukunft müsse aber mehr bezahlbarer Wohnraum geschaffen werden. Auch die Einwohnerzahl müsse wieder steigen, damit sich infrastrukturell wieder etwas tue.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung