Schriesheim im Bild 2023

02.03.2004

Drei neue Fluchtwege führen aus dem Tunnel

Nach einer Umplanung liegen die Pläne für den Schriesheimer Branich-Tunnel seit gestern im Rathaus zur Einsicht aus

Schriesheim. (ron) Was so ein paar gestrichelte Linien auf einem Bogen Papier ausmachen können: weil Fluchtwege mittlerweile bei Straßentunneln Pflicht sind, musste die Planung für den Schriesheimer Branichtunnel nochmal geändert werden. Die neuen Pläne hängen seit gestern auf dem Rathaus zur Einsicht aus.

Viermal, falls es wirklich einmal zu einem Notfall - etwa einem Feuer - kommen sollte, können die Passanten zu Fuß aus dem Straßentunnel fliehen. Zweimal auf den ersten 300 Metern nach der Tunneleinfahrt und zweimal im weiteren 1,6 Kilometer langen Verlauf durch den Berg. Der eine Fluchtstollen mündet auf der Höhe des Bergwerks, der zweite in etwa gegenüber der Malzfabrik Kling. Wegen dieser nach einigen schweren Tunnelunglücken in den letzten Jahren vorgeschriebenen Sicherheitsvorschriften, musste das Karlsruher Regierungspräsidium die Schriesheimer Tunnel-Planung jetzt noch einmal überarbeiten - das gewaltige Straßenbauwerk würde dann etwa 55 Millionen Euro kosten statt den zunächst kalkulierten 50 Millionen.

Wie man weiß, herrscht in Schriesheim und der Region ja noch reichlich Skepsis, ob und wann es zur tatsächlichen Realisierung des Großprojektes kommt. Im Jahre 2006 werde er mit dem Verkehrsministerium über die Finanzierungsmöglichkeiten verhandeln, erklärte Schriesheims CDU-Landtagsabgeordneter Georg Wacker in der letzten Woche der RNZ. Keiner kann im Moment beurteilen, wie die Chancen stehen. Angesichts der Haushaltslage des Landes neigt man eher zu der pessimistischen Variante: kein Geld!
Auch Enteignungen sind möglich

Dessen ungeachtet ist die Planung mit der Offenlage gestern in ihre entscheidende abschließende Phase eingetreten. Wenn die Offenlage ohne Einsprüche vonstatten geht, kann das Regierungspräsidium nach einer Anhörung das so genannte Planfeststellungsverfahren offiziell abschließen. Dann besteht zum Beispiel die rechtliche Grundlage, die benötigten Grundstücke zu kaufen. Sogar Enteignungen sind möglich.

Das Interesse in der Schriesheimer Bevölkerung war gestern schon reichlich vorhanden, wie Friedhelm Urban vom Rathausbauamt gegenüber der RNZ erklärte. Überwiegend Angrenzer und Eigentümer von betroffenen Grundstücken betrachteten sich die Pläne ganz genau. Viel hat sich gegenüber der ersten auch schon offengelegten Planung allerdings nicht verändert: hauptsächlich eben die Fluchtstollen, ohne die heute kein Tunnel mehr genehmigt wird. Umgeplant wurde aber auch die Zufahrt vom Autobahnzubringer aus, weil mittlerweile die Straßenbaupläne für das Neubaugebiet Nord vorliegen. Die "Nord"-Zufahrt zweigt von der Tunneleinfahrt über einen Bogen nach rechts ab und unterquert die B 3 deutlich weiter südlich als die Tunnelzufahrt. Insgesamt plant das Straßenbauamt ein großes Straßenbauwerk mit Grünflächen dazwischen, sowie Park- an Ride-Anlagen.

Der Tunnelmund, der in den Branichberg geschlagen wird, dürfte vergleichar sein mit dem Saukopftunnel in Weinheim: er ist 4.90 hoch und sieben Meter breit. Nach 1,796 Kilometer taucht die Straße im Schriesheimer Tal wieder aus dem Berg auf: etwa in Höhe des Talgasthofs Scheid.

INFO: Noch bis zum 31. März liegen sämtliche Tunnelpläne auf dem Rathaus (2. OG) zur Einsicht aus, Auskünfte erteilt Friedhelm Urban. Bis zum 14. April können Einwände gegen die Planung erhoben werden, eine Erörterungstermin ist auf den 22. Juni terminiert worden.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung