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30.12.2017

Schriesheim: KSV sieht sich schikaniert - Kinderfasching fällt aus

Kraftsportverein sieht sich durch Mauer und Schranke an Mehrzweckhalle schikaniert - Bürgermeister will Thema zur Chefsache machen

Von Frederick Mersi

Schriesheim. Erst wurde ihre Halle mit einer Mauer von der Mehrzweckhalle abgetrennt, dann wurde die Zufahrt mit einer Schranke blockiert - jetzt haben die Verantwortlichen des Kraftsportvereins (KSV) die Konsequenz gezogen: Der traditionelle Kinderfasching des Vereins, der sich seit rund 20 Jahren großer Beliebtheit erfreut, wird 2018 nicht stattfinden.

"Wir haben uns diese Entscheidung nicht leicht gemacht", sagt die stellvertretende Vorsitzende Gabriele Katz. Die ehrenamtlichen Helfer hätten sich über das Verhalten der Stadt geärgert, sagt Vorsitzender Sven Witteler, jetzt seien sie nicht mehr bereit, noch mehr Zeit und Arbeit in die Veranstaltung zu stecken. Nach dieser Rückmeldung habe sich der Vorstand einstimmig gegen den Kinderfasching 2018 entschieden.

Schon im September hatte die Verwaltung den Unmut der Vereinsführung auf sich gezogen: Zwischen der Halle des Vereins und der benachbarten Mehrzweckhalle wurde der Durchgang mit einer "Trump-Mauer", wie sie Witteler nennt, verschlossen. Gegenüber dem KSV sei dies mit Brandschutz begründet worden, sagt der Vorsitzende. Im Oktober nannte Stadtkämmerer Volker Arras gegenüber der Presse versicherungsrechtliche Gründe. Der Verein wusste nicht, wann genau die Mauer gebaut wird, und musste danach seine Halle auch noch kurzfristig selbst reinigen.

Stühle und Material für Veranstaltungen müssen seitdem über einen längeren Umweg getragen werden. Witteler hatte schon im Oktober angekündigt, dass der Kinderfasching zur Diskussion stehe. Reagiert hat die Stadt auf diese Warnung nicht. Stattdessen stellte sie ein weiteres Hindernis auf: Eine Schranke versperrt jetzt den Weg zum Eingang der Mehrzweckhalle. Sie soll die Zufahrt und Aufstellfläche für Feuerwehrautos im Notfall freihalten.

"Vorher waren dort mal Pfosten", sagt Bürgermeister Hansjörg Höfer, "die wurden aber immer wieder herausgenommen und sind irgendwann verschwunden." Weil sich zudem immer wieder Autofahrer nicht an das Zufahrtsverbot gehalten hätten, sei schließlich die Schranke aufgestellt worden. In Einzelfällen sei es aber möglich, diese zu öffnen. Dem KSV wurde das zuletzt verwehrt: Als der Verein in seinem Fitnessstudio die Laufbänder austauschen wollte, stellten die Verantwortlichen eine entsprechende Anfrage bei der Stadt.

Die Antwort fiel negativ aus. Höfer sagte gestern, er habe von diesem Vorgang keine genaue Kenntnis. Ihm sei nur aus der Verwaltung zugetragen worden, dass man mit dem Verein eine Lösung gefunden habe. Der Kontakt mit dem KSV habe in den Händen der Kämmerei gelegen: "Das lief an mir vorbei, darüber bin ich auch nicht glücklich."

Das ist auch der Kraftsportverein nicht. Zwar betonen die Verantwortlichen, dass durch den Kinderfasching keine Einnahmen wegfallen. Dennoch sei die Veranstaltung Werbung für den Verein und die Stadt gewesen. Die Sicherheitsauflagen für öffentliche Veranstaltungen seien in den vergangenen Jahren ohnehin immer umfangreicher geworden. "Dafür haben wir ja noch Verständnis, aber dann kommt von der Stadt immer noch eins drauf", sagt Witteler, "die Mauer und die Schranke haben uns den Rest gegeben."

Bürgermeister Höfer versprach gestern, sich im neuen Jahr mit den Verantwortlichen zusammenzusetzen: "Das muss zur Chefsache gemacht werden." Man müsse eine Lösung finden, die "für alle praktikabel" ist. Für die Führungsriege des KSV kommt diese Ankündigung zu spät: "Die Stadt sollte sich vorher mit den Vereinen zusammensetzen", sagt Witteler, "solche Traditionsveranstaltungen werden sonst begraben."

Die Absage des Kinderfaschings 2018 ist besiegelt. Auf die Frage, ob das Kind in den Brunnen gefallen sei, antworteten Sven Witteler, Gabriele Katz, Ringen-Abteilungsleiter Marc Hartmann und Torsten Siegmund unisono mit "Ja".

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung