Schriesheim im Bild 2023

24.01.2018

Vereinsmitglieder sanieren Naturfreundehaus in Eigenleistung

Auf der Mannswiese wird fleißig gearbeitet - Im Frühjahr soll man dort wieder übernachten können

Von Karin Katzenberger-Ruf

Schriesheim. In der guten Stube ist es mollig warm, auf dem Kachelofen steht ein großer Topf. Maultaschen gibt’s zum Mittagessen, als Nachtisch hat Lilo Ortmann Streuselkuchen vorbeigebracht. Die ehemalige Vorsitzende der Naturfreunde möchte all jenen, die das "Vereinsheim" auf Vordermann bringen, den Arbeitseinsatz offenbar versüßen.

Doch die freiwilligen Helferinnen und Helfer scheinen ohnehin bester Laune zu sein. Seit November tut sich was im Naturfreundehaus auf der Mannswiese: Jeden Samstag ist ein Team vor Ort und mit Renovierungsarbeiten beschäftigt. Auch damit das Haus nach Jahrzehnten wieder an Übernachtungsgäste vermietet werden kann. Dieses Vorhaben kostet rund 150.000 Euro, wird aber zur Hälfte durch die staatliche Sportförderung finanziert. Ohne Eigenleistung würde es laut Vereinsvorsitzendem Sascha Gernold wohl wesentlich teurer.

Deshalb ist er froh, dass es im Verein so viele handwerklich begabte Menschen gibt. Etwa die Juristin Anke Kießling, die mal eine Schreinerlehre gemacht hat und jetzt die Schlafgelegenheiten für fünf Räume "zusammenzimmert." Groß sollen die Betten sein, auf manches Holzgestell werden später drei Matratzen passen. Die Wände im Waschraum haben bereits einen blauen Anstrich bekommen; die Stelle, wo die zwei Duschen installiert werden sollen, ist mit dem Bleistift markiert. Darüber hinaus wird es ein kleines separates Bad geben.

Dank gläserner Schiebetür erstrahlt die künftige Herrentoilette im öffentlich zugänglichen Bereich schon jetzt in neuem Glanz. Wobei es vor Ort räumlich gesehen zum "Toilettentausch" kam, damit für die Damen eine Kabine mehr als bisher installiert werden kann. Außerdem wird ein kleiner Raum nebenan mit einem Wickeltisch ausgestattet. Die Installation einer Heizung ist bei der Renovierung der größte Brocken und der Grund, warum sich im Gastraum gerade Tische und Stühle stapeln und die Eckbänke freigelegt sind. Sonst sollen dort nur vielleicht die Lampen ausgetauscht werden. Die Küchen - es gibt eine für den Wirtschaftsbetrieb und eine zur Selbstversorgung für Übernachtungsgäste - erhalten eine neue Struktur, etwa bezüglich Spüle und Arbeitsplatte. Kochen mit Gas, backen mit Strom heißt die Devise.

Es ist ein regnerischer Samstag, an dem die ehemaligen Hüttenwirte Anne und Willi Hartmann auf der Baustelle zu Besuch sind und unter anderem angesichts der alten Fotos im Gastraum in Erinnerungen schwelgen. Sie kennen die Mannswiese noch so, wie sie dort abgelichtet ist: Mit Blockhütte und mit weniger Bäumen als heute. Viele wurden erst nach dem Bau des ersten Naturfreundehauses im Jahr 1954 angepflanzt.

Nach einem Feuer durch Brandstiftung im November 1967 war das Haus zunächst unbewohnbar. Der Täter wurde zwar gefasst und zu einer Gefängnisstrafe verurteilt, nur war von ihm keine Entschädigung zu holen. Dennoch entschloss sich der Verein, das Haus wieder aufzubauen und zu vergrößern. Über die jetzige Renovierung, die noch in vollem Gange ist, sagt Sascha Gernold: "Wir sind im Zeit- und Kostenplan und haben bisher noch keine bösen Überraschungen erlebt." Eine Außentreppe und ein Fluchtweg müssen neu geschaffen werden, unter dem Erdreich westlich des Hauses liegt bereits ein Tank. Bis zur Saisoneröffnung im April soll alles fertig sein. Den Frühling mit Sonnenschein und frischem Grün kann man derzeit nur herbeisehnen, an diesem Samstag ist es auch rund um das Naturfreundehaus einfach nur grau, schlammig und trostlos.

Copyright (c) rnz-online

Autor: Rhein-Neckar-Zeitung