Schriesheim im Bild 2023

26.01.2018

Neuer Kindergarten Kurpfalzstraße: Schriesheim muss zügig loslegen

Sonst fallen einige Zuschüsse weg, denn diese sind an die Prämisse der "Fertigstellung 2019" gebunden

Schriesheim. (fjm) Wo im Sommer noch Kinder spielten, liegt jetzt alles brach: Der ehemalige Kindergarten in der Kurpfalzstraße wurde in den vergangenen Wochen dem Erdboden gleichgemacht, auch die Spielgeräte sind verschwunden. Am Montag, 29. Januar, sollen nun die Rohbauarbeiten für das neue, zweistöckige Gebäude beginnen - ohne dass der Gemeinderat die Stadtverwaltung bisher offiziell beauftragt hätte, diese Arbeiten an eine Firma zu vergeben. Dazu hätte er erst bei seiner Sitzung zwei Tage später die Gelegenheit.

Stadtbaumeister Markus Schäfer begründet den ungewöhnlichen Vorgang damit, dass bei dem Projekt Eile geboten sei: Von der Fertigstellung im Jahr 2019 hängt immerhin ein Zuschuss von über 900.000 Euro aus dem sogenannten Ausgleichstock des Landes für leistungsschwache Kommunen ab. "Diese Fördermittel sind zeitlich verknüpft", so Schäfer. Bei geschätzten Gesamtkosten von etwa vier Millionen Euro ist der Zuschuss von enormer Bedeutung.

Deshalb soll mit den Bauarbeiten so schnell wie möglich losgelegt werden, auch wenn noch gar keine Baugenehmigung vonseiten des Rhein-Neckar-Kreises vorliegt. Der Antrag sei bereits Anfang August 2017 eingereicht worden, nach Rücksprache mit der zuständigen Sachbearbeiterin sei mit einer Genehmigung "in Kürze zu rechnen", heißt es in der Vorlage der Verwaltung für die Gemeinderatssitzung am Mittwoch.

Dann kann das Gremium die Beauftragung der Mannheimer Baufirma Streib nur noch zur Kenntnis nehmen: Die Verwaltung hat die Arbeiten an das Unternehmen schon am 27. Dezember vergangenen Jahres vergeben, damit deren Personal pünktlich beginnen und das Material rechtzeitig geliefert werden kann. Kosten wird der Rohbau fast 845.000 Euro. Das Architekturbüro Klinkott hatte den Preis zuletzt eigentlich auf nur knapp 693.000 Euro geschätzt, ein Anstieg um fast 22 Prozent. Gerade nach der Kostenexplosion auf mehr als das Vierfache der ursprünglich geschätzten Summe beim Neubau eines Schülerhorts im Strahlenberger Grundschulhof ist dies für die Stadt ein sensibles Thema.

Bauamtsleiter Schäfer versichert jedoch, dass die Verwaltung alles getan habe, um die Kosten niedrig zu halten. "Wir haben uns da auch juristisch abgesichert, aber diese Preise liegen an der irren Marktsituation momentan." Die Auftragsbücher der Firmen seien voll, das zeige auch das zweite abgegebene Angebot für die Rohbauarbeiten: Über eine Million Euro veranschlagte eine andere Firma als Preis. "Da hat man ganz klar gesehen: Die haben spekuliert", so Schäfer, "und wenn sie den Auftrag für den Preis bekommen, machen sie es, sonst eben nicht."

Private Auftraggeber hätten in solchen Situationen mehr Freiheiten bei der Vergabe als die Stadt, so Schäfer: "Da sind uns ganz enge Grenzen gesetzt." Die Firma Streib habe ihre Preise aber "nachvollziehbar und plausibel" erläutert. Wie sich die Gesamtkosten mit Vergabe der weiteren Arbeiten entwickeln, ist offen.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung