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31.01.2018

Kammerorchester Schriesheim: Den Frühling schon mal herbeigesungen

Kammerorchester Schriesheim: Den Frühling schon mal herbeigesungen

Das Kammerorchester lud zu kurzweiliger Neujahrsmatinee mit Salonmusik im Zehntkeller – Silke Ihne begeisterte dabei als Solo-Sängerin

Georg Schmidt-Thomée moderierte und leitete das Ensemble im fast voll besetzten Zehntkeller als Vertretung für Christian Weidt. Zum Schluss griff er sogar noch zum Akkordeon. Foto: Dorn

Von Karin Katzenberger-Ruf

Schriesheim. "Dat hat se jut jemacht", sagt Dirigent Georg Schmidt-Thomée in Berliner Mundart und meint damit eine Sängerin aus der Kölner Gegend. Es ist Sonntagvormittag, das Schriesheimer Kammerorchester hat zur Neujahrsmatinee im Zehntkeller geladen, bei der Mezzosopranistin Silke Ihne das Publikum mit mehreren Liedern begeistert. Einige sind der "Berliner Operette" zuzuordnen, als deren Vater Paul Lincke (1866-1946) gilt.

"Glühwürmchen, Glühwürmchen flimm’re, flimm’re, Glühwürmchen, Glühwürmchen, schimm’re, schimm’re, führe uns auf rechten Wegen, führe uns dem Glück entgegen", lauten die Anfangszeilen eine bekannten Titels aus der Oper "Lysistrata", die 1902 uraufgeführt wurde und damit drei Jahre später als "La Luna". Vom Revue- und Tonfilmkomponisten Friedrich Hollaender (1896-1976) stammt das "Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt".

Im Film "Der Blaue Engel" habe Marlene Dietrich dieses Stück zwischen Laszivität und Unschuld gesanglich perfekt umgesetzt, so Schmidt-Thomée in seiner Moderation. Und nun ist Silke Ihne an der Reihe. Für die Verwaltungsbeamtin ist das Singen eigentlich nur ein Hobby. Dennoch hatte sie schon viele öffentliche Auftritte, 2010 gastierte sie erstmals bei der "Salonmusik" in Schriesheim.

Die Verbindung zum Kammerorchester kam über dessen Leiter Christian Weidt zustande, der wie sie aus Rüdesheim stammt. Weidt hatte am Tag der Neujahrsmatinee ein anderes Konzert, weshalb sein Vorgänger Schmidt-Thomée für ihn eingesprungen ist. Er moderiert das kurzweilige Konzert.

"Schön, dass vieles erklärt wird, ich hab einiges dazu gelernt und mir hat es hier sehr gut gefallen", lautet das Lob einer Besucherin. Im ersten Programmteil geht es unter anderem um das Schicksal des österreichischen Komponisten Carl Zeller (1842-1898), der der Nachwelt die Rosen von Tirol oder die Christl von der Post hinterließ. Indessen beschrieb der gebürtige Wiener Fred Raymond (1900-1954) schon 1920, was sich "In einer kleinen Konditorei" so alles tut. Den Schlager "Ich hab mein Herz in Heidelberg verloren" soll er ein Jahr zuvor "aus einer Bierlaune heraus" geschrieben haben.

Von Eduard Künnecke (1885-1953) stammt die Operette "Glückliche Reise", die 1932 im Theater am Ku’damm in Berlin Premiere feierte. Das Kammerorchester spielt beim Konzert die Titelmelodie, den Inhalt der Operette fasst Georg Schmidt-Thomée so zusammen: "Es geht um zwei junge Burschen, die nach Argentinien ausgewandert sind, dort eine Farm betreiben und jeweils Brieffreundschaften zu zwei ihnen ansonsten unbekannten Damen in Berlin unterhalten. Endlich übermannt sie das Heimweh und die Neugier, die beiden Frauen endlich mal kennenzulernen. So gehen sie als Schiffsstewards auf die Reise, denn Tickets können sie sich nicht leisten."

Doch es gibt auch den Begriff "Reiseschlager", wie in der Matinee zu erfahren ist. Schöpfer des "Chianti-Liedes", das Sehnsucht nach Italien macht, Gerhard Winkler (1906-1977). Sein "Wenn bei Capri die rote Sonne im Meer versinkt" war kurz nach dem Erscheinen 1943 von den Nationalsozialisten wieder verboten, weil die US-Truppen auf der Insel gelandet waren.

Lust auf Frühling machen Orchester und Sängerin den Gästen im Keller mit "Veronika, der Lenz ist da", bevor es im zweiten Programmteil "immer mehr um die Liebe" geht, wie Schmidt-Thomée ankündigt. "Ein Glück, dass man sich so verlieben kann" ist beinahe eine Schnulze. Geschrieben hat das Lied Friedrich Schröder (1910-1972) für seine Operette "Hochzeitsnacht im Paradies", die auch zwei Mal verfilmt wurde.

Zum Schluss greift Schmidt-Thomée sogar zum Akkordeon, als das Orchester den Tango aus dem Film-Klassiker "Manche mögen’s heiß" spielt. Doch da geht noch mehr "Wochenend’ und Sonnenschein", und zwar als zweite Zugabe.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung