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01.02.2018

Altenbach: Internet-Gefahren lauern im Kinderzimmer

Altenbach: Internet-Gefahren lauern im Kinderzimmer

Grundschule veranstaltete Vortrag unter anderem zu Cybermobbing - Referenten sehen Eltern in Verantwortung

Günther Bubenitschek von der polizeilichen Kriminalprävention forderte in der Verwaltungsstelle eine "Kultur des Hinsehens": Allzu oft werde in Fällen von Cybermobbing geschwiegen - und das nicht nur bei Kindern. Foto: Dorn

Von Stefan Kern

Schriesheim-Altenbach. Grundschulkinder haben viele bei Risiken in der digitalen Welt noch nicht so wirklich auf dem Schirm. Aber das ist ein Fehler: Smartphones, so die beiden Referenten Anja Kegler und Günther Bubenitschek bei ihrem Vortrag "Cybermobbing - Gefahren des Internets und der Handynutzung im Grundschulalter" in der Altenbacher Verwaltungsstelle, haben das Kinderzimmer längst eingenommen. Das berge besondere Risiken.

Denn vieles von dem, was sie hier zu sehen bekommen, überfordere sie. Kegler und Bubenitschek ließen keinen Zweifel daran, dass sie nicht nur die eklatanten Verstöße gegen das Kindeswohl rund um Gewalt und Pornografie im Auge haben. Schon ein Trailer zu "Ice Age" könne Kinder bei genauerem Betrachten überfordern und Angst machen.

Geladen hatte zu der Veranstaltung die Rektorin der Grundschule, Anja Münster-Doubravsky. Für sie ist Kinder- und Jugendschutz ein zunehmend wichtiges Thema, was - angesichts der sehr kleinen Besucherzahl - bei vielen Eltern aber noch nicht angekommen zu sein scheint. Seit einigen Jahren beobachtet Münster-Doubravsky, dass der Kreis der Kinder mit Smartphone auch in ihrer Grundschule zunimmt. Dies bringe Probleme mit sich. Es sollen schon heimlich Fotos gemacht, online gestellt und kommentiert worden sein: "Und das war nicht immer schön."

Anja Kegler, Referentin für medienpädagogische Elternarbeit im LandesNetzWerk der Aktion Jugendschutz Baden-Württemberg, betonte gleich zu Beginn, dass Cybermobbing bei Kindern nicht ohne Weiteres mit Cybermobbing bei Erwachsenen verglichen werden könne: "Oft ist den Kindern gar nicht klar, was sie da anrichteten." Dies den Kindern klar zu machen, sei Aufgabe des Elternhauses. Denn hier würden auch die ersten Schritte in die virtuelle Welt unternommen. Zum Beispiel müsse klargemacht werden, dass heimlich Fotos zu machen nicht in Ordnung ist.

Auch ob ein eigenes Smartphone überhaupt früh zum Thema werde, habe viel mit den Eltern zu tun: Kinder erlebten ihre Eltern im ersten Lebensjahr zu einem Drittel ihrer Wachzeit mit Smartphone oder Tablet. Damit wüssten sie, dass diese Geräte wichtig sind.

Den Kindern diese Medien einfach vorzuenthalten, ist in den Augen Bubenitscheks, Kriminalkommissar und Referent für Medienbildung und -sicherheit in der Kriminalprävention, auch nicht zielführend. "Aber Kinder müssen, wie auch in der realen Welt, begleitet werden." Dazu gehöre das Wissen, dass Kinder bis sechs Jahren nicht richtig zwischen real und fiktional unterscheiden können. Erst zwischen dem sechsten und zwölften Lebensjahr wird diese Kompetenz aufgebaut, danach kann ein Kind Realität und Fiktion klar unterscheiden.

Neben aktivem Begleiten sei auch technischer Schutz empfehlenswert, zum Beispiel durch Filterprogramme (www.surfen-ohne-risiko.net). Beim Cybermobbing ist das anders. Hier bedürfe es einer Kultur des Hinsehens, so Bubenitschek. Allzu oft würde geschwiegen und weggesehen - und das nicht nur bei Kindern.

Durch Cybermobbing komme es zu einer fatalen Änderung der Wertvorstellungen: In der Gruppe erscheine das Verhalten schnell als gerechtfertigt, der Betroffene sei selbst schuld und habe es verdient. Das Opfer selbst hat allein dagegen keine Chance und ziehe sich häufig zurück. Dabei habe ein Kind nur eine Chance aus dieser Situation herauszukommen, wenn Eltern, Freunde und Lehrer ihm beistehen und das Problem offen angehen.

Laut Kegler und Bubenitschek liegt das im Verantwortungsbereich der Eltern: "Sie müssen die Risiken kennen, ihre Kinder sensibilisieren und begleiten, Regeln aufstellen und sich selbst daran halten."

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung