Schriesheim im Bild 2023

07.02.2018

Prunksitzung des MGV Liederkranz Altenbach: Wenn die Sänger Fastnacht feiern ...

... wird der Ortsteil ausgemeindet - Büttenredner, Tänzerinnen, Männerballett

Von Nicoline Pilz

Schriesheim-Altenbach. Was ist der Unterschied zwischen einem "hellwachen Schriesemer" und einem Yeti? "Der Yeti ist schon mal gesehen worden." Es waren Scherze wie diese, mit denen Herbert Gutfleisch bei der Fastnacht des MGV Liederkranz in der Mehrzweckhalle als "änn echter Altebächer" gen Kernstadt wetterte. Ohnehin, so fuhr Gutfleisch in seiner Bütt erbarmungslos fort, sei Altenbach vermutlich "ausgemeindet" worden.

Weshalb? "Weil Schriese als barrierefreie Stadt ausgezeichnet worden ist und man die Verwaltungsstelle hier oben nur mit einem Hubschrauber erreichen kann." Sein Fazit: Altenbach braucht für Mehrzweckhalle und Verwaltungsstelle einen Aufzug sowie eine neue Feuerwehrhalle und einen Supermarkt.

Vor dem Ortsschild, das man am besten gleich gegen ein ordentliches Tor mit dem Schriftzug "Altenbach - Tor zum Odenwald" austauscht, wäre auf der grünen Wiese Platz. Die Finanzierung stehe auch, denn Schriesheim habe ja gerade erst alle Steuern erhöht.

Oweia, musste sich Bürgermeister Hansjörg Höfer in der ersten Reihe vielleicht angesichts Gutfleischs Donnerwetter gedacht haben. Dabei hatte er dem guten Mann sogar noch seinen Holzlöffel mit ausgestanztem Herzchen drin in die Hand gedrückt.

Mit "Hallo und Helau" hatte eingangs Horst Engelmann die Gäste in der Halle begrüßt, das Mikrofon dann jedoch an Sitzungspräsident Jürgen Fitzer weitergereicht. "MGV Helau" hieß es übrigens bereits zum 40. Mal, zum 26. Mal in eigener Regie. Des Rätsels Lösung um die Differenz erklärte Hans-Peter Pröll, der später als "teuer eingekaufter" Volksmusiksänger Andreas Gabalier und dessen "Hulapalu" vor allem Frauenherzen schneller schlagen ließ: Der MGV feierte anfangs zusammen mit den Eppelheimern Fastnacht, machte sich dann aber letztlich selbstständig.

Die Altenbacher freut’s - und sie gingen daher mächtig mit, als zunächst die Büchenauer "Basselschorra" ihre lautstarke und schwungvolle Guggemusik ins Odenwaldörtchen brachten. Später sorgte die seit Jahren bewährte Hausband "The Holidays" für den guten Ton und die Begleitmusik zu Schunkel- und Stimmungsrunden mit "auf und nieder immer wieder", an denen sich unter anderem auch die CDU-Landtagsabgeordnete Julia Philippi sportlich beteiligte.

"Genial" fand Liederkranz-Chef Fitzer die Tanzdarbietungen der "Fastnachtsmädels" im Discofieber und des von Selina Leibinger trainierten Damenballetts "Zuckerpuppen", bei denen der Elferrat im Hintergrund der Bühne mitging wie "Schmidts Katze". Beim Publikum kamen die Choreografien ebenfalls gut an, der Applaus war entsprechend herzlich.

Als "Pilger" pries Klaus Eppinger die Vorteile seines neuen Hobbys, "wenn nur das Laufen nicht wäre". Nebenbei sammele er Briefmarken, um wenigstens ab und an ein "paar freundliche Gesichter zu sehen". Vor dem Ziegelhäuser "Till" alias Volker Lieboner hätten die Mächtigen dieser Welt aus Politik und Wirtschaft erzittern müssen, so sie denn anwesend gewesen wären. "Till", seit 1980 im Amt als Mahner, kündigte indes an, dass er den Reichen und Gierigen dieser Erde zum letzten Mal den Marsch geblasen habe.

"Vielleicht überlegst du dir es noch einmal", bat Fitzer. Zwischendurch bat er Helfer, Förderer und andere Persönlichkeiten zur Ordensverleihung auf die Bühne, wohin auch die Schriesheimer Weinhoheiten zur Losziehung geleitet wurden. Auf den glücklichen Gewinner wartete ein Abendessen für vier Personen im Hotel "Neues Ludwigstal".

Dem beharrlichen Drängen der "Kanzelbach-Lerchen", der einzigen Boygroup Altenbachs, vermochte sich das Publikum nicht zu entziehen: Vor der Bühne feierten Sänger und Gäste eine ausgelassene Schlagerparty, machten dann aber Platz für das wiederum von Selina Leibinger trainierte Männerballett. Athletische Körper schälten sich aus Bademänteln, hielten aber sittsam wesentliche Stellen bedeckt. Eine gute Einstimmung aufs große Finale dieser Altenbächer Liederkranz-Fastnacht.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung