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09.02.2018

Windkraft in der Region: Fledermaus-Paradies in Gefahr

Windkraft in der Region: Fledermaus-Paradies in Gefahr

Biologe Andreas Arnold warnte in Heidelberg - Seltene Arten im Odenwald und an der Bergstraße

Von Stefan Zeeh

Heidelberg/Rhein-Neckar. Der Bergstraßen-Odenwald ist ein Paradies für Fledermäuse. Doch dieses Paradies ist in Gefahr, wie der Biologe Andreas Arnold jetzt bei einem Vortrag im Alten Rathaus von Handschuhsheim feststellte. Windkraftanlagen könnten ihren Lebensraum zerstören.

Dass im Odenwald, nahe der Bergstraße, Fledermäuse vorkommen, ist eigentlich keine Überraschung. Oft genug sieht der aufmerksame Beobachter die fliegenden Säugetiere in der Abenddämmerung über den Freiflächen fliegen. Trotzdem ist der Odenwald ein weißer Fleck auf den Karten, die die Verbreitung der Fledermäuse in Deutschland zeigen. Um das zu ändern, war Arnold zusammen mit einigen Mitstreitern im Jahr 2016 mit sogenannten Bat-Detektoren, die die Ultraschalllaute der Fledermäuse für das menschliche Gehör wahrnehmbar machen, im Wald zwischen Dossenheim und Weinheim unterwegs, um die hier vorkommenden Fledermausarten festzuhalten.

Dazu kontrollierte er Nistkästen von Vögeln und Fledermäusen: "Wenn die Vögel ihren Nachwuchs ausgebrütet und die Nistkästen verlassen haben, werden diese häufig von den Fledermäusen genutzt", erklärte der Biologe. Zudem stellte sich heraus, dass seit vielen Jahren die Nistkästen von einem Bürger aus Hirschberg kontrolliert werden und dieser sogar Fotos von den Fledermäusen gemacht hatte.

So konnte Arnold das Vorkommen von gleich 15 Arten im Odenwald feststellen: "In Baden-Württemberg gibt es überhaupt nur 24 Fledermausarten", verdeutlichte er die Bedeutung des Lebensraums Odenwald für diese Tiere. Unter diesen 15 Arten befinden sich vier besonders schützenswerte, wie etwa das Große Mausohr, für deren Erhalt Schutzgebiete ausgewiesen werden müssen. Die Bechsteinfledermaus liebt alte Laubwälder mit vielen Eichen darin. "Im Jahr 2017 konnten wir sogar eine Wochenstube der Bechsteinfledermaus nachweisen", berichtete Arnold von einem Fund im Wald zwischen Schriesheim und Leutershausen.

Es ist ein besonderer Fund, da in Baden-Württemberg nur 60 Wochenstuben von Bechsteinfledermäusen bekannt seien. Darüber hinaus wies Arnold die ebenfalls streng geschützte Wimpernfledermaus, die nur in Bayern und Baden-Württemberg vorkommt, und die Mopsfledermaus nach. Das besondere der Mopsfledermaus ist, dass sie ihre Wochenstuben unter der abstehenden Rinde abgestorbener Bäume anlegt. Doch der Lebensraum der Fledermäuse im Odenwald könnte schon beim Bau von Windkraftanlagen zerstört werden, ganz abgesehen von sogenannten "Schlagopfern", die durch die sich drehenden Rotoren umkommen.

Wo die Windräder errichtet werden könnten, legt für den Raum zwischen Hirschberg und Nußloch der Nachbarschaftsverband Heidelberg-Mannheim fest. Von ehemals 17 sogenannten Konzentrationszonen sind nur noch wenige im Gespräch, darunter jene westlich von Schriesheim, wo das Vorkommen der Bechsteinfledermäuse nachgewiesen wurde. "Wir haben das Vorkommen der seltenen Arten in die Landesdatenbank eingepflegt", erläuterte Arnold.

Ob dies allerdings dazu führt, dass die betreffende Konzentrationszone aus der Planung herausfällt, ist fraglich. Denn der Nachbarschaftsverband stelle sich auf den Standpunkt, dass der Fledermausschutz nicht bei der Planung der Konzentrationszonen, sondern im Zuge der Baugenehmigung durch den potenziellen Windkraftbetreiber untersucht werden müssten, so Windkraftgegner Richard Leiner, Vorsitzender vom Verein zur Förderung von Bürgerwissenschaften, der den Vortragsabend organisiert hatte.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung