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15.02.2018

Schriesheim: Sicherheits-Auflagen der Stadt verärgern zahlreiche Veranstalter

In den Vereinen wächst der Unmut über zusätzliche Kosten für Security-Personal

Von Frederick Mersi

Schriesheim. Zwölf Altenbacher Kinder sind am Nachmittag des 15. September 2017 besonders aufgeregt: Insgesamt knapp hundert Besucher sind zu ihrer Einschulung in die Mehrzweckhalle des Ortsteils gekommen, es wird gesungen, Theater gespielt, erklärt und Mut zugesprochen. Mit dabei: Mitarbeiter einer Security-Firma am Haupteingang.

Einige Monate später, beim Kinderfasching des Grundschul-Fördervereins sind es vier, und selbst bei Kinderflohmärkten in der Schriesheimer Mehrzweckhalle müssen jetzt Angestellte von Sicherheitsfirmen für Ordnung sorgen. Bezahlen müssen das die Veranstalter, Grund dafür sind Auflagen der Stadt.

"Da wird mit Kanonen auf Spatzen geschossen", sagt Albert Lewandowski, Vorsitzender des Elternbeirats im Kindergarten "Kinderschachtel". Er hatte zuletzt am 3. Februar einen Kinderflohmarkt in der Mehrzweckhalle organisiert, die Kosten für die Security-Mitarbeiter schmälerten den dreistelligen Gewinn um etwa 200 Euro. "Es gab für uns keine Chance, das wegzudiskutieren", so Lewandowski, "deswegen haben wir die Preise angehoben."

Viktoria Dinc, Vorsitzende des Fördervereins der Altenbacher Grundschule, hätte wegen dieser Auflagen beinahe den dortigen Kinderfasching abgesagt: "Wenn wir vier Sicherheitsleute bezahlen müssen, können wir die Veranstaltung nicht mehr durchführen." Also zahlte die Stadt zwei von ihnen, die andere Hälfte übernahm der Verein. Dazu kamen Kosten für Sanitätsdienst und Brandwache.

Der Männergesangverein (MGV) Liederkranz Altenbach hat sich bereits wegen zusätzlicher Auflagen gegen eine Neuauflage des letztjährigen Dorfplatzfestes am Ortsmittelpunkt entschieden. "Das würde weit über 1000 Euro mehr kosten", sagt dessen Vorsitzender Jürgen Fitzer, "deshalb werden wir das zumindest dieses Jahr nicht machen." Zusammen mit steigenden Mieten hätten sich die Kosten für Veranstaltungen in den letzten Jahren verdoppelt. "Wir können das aber auch nicht einfach an die Besucher weitergeben." Fitzers Pendant vom Schriesheimer Gesangverein Liederkranz, Klaus Urban, wird deutlicher: "Ich persönlich halte diese Vorschriften für stark übertrieben, dadurch wird vieles kaputtgemacht." Sein "Närrisches Treiben" hat der Verein deshalb vom Zehntkeller in den Pfarrsaal der Katholischen Gemeinde verlegt, der nicht der Stadt gehört. Deren Kämmerer Volker Arras, der für die Liegenschaften verantwortlich ist, sagt, er verstehe den Unmut der Veranstalter: "Jede nachteilige Änderung ist erst einmal frustrierend, aber wir kommen nicht drumherum."

Die Stadt habe als Betreiber öffentlicher Einrichtungen, wie dem Zehntkeller und den beiden Mehrzweckhallen, die Pflicht, dort ein gewisses Maß an Sicherheit zu garantieren: "Wenn wir das nicht tun, sind wir im Schadensfall persönlich haftbar." Auch bei Kinderflohmärkten gebe es unkontrollierbare Risiken: "Bevor wir diese Auflagen gegeben haben, standen da manchmal völlig überladene Tische, die Fluchtwege waren zugestellt und die Besucher sind schon beim Aufbau in die Halle geströmt." Die Security-Mitarbeiter sollen jetzt dafür sorgen, dass die Vorschriften eingehalten werden. "Wenn ein Veranstalter zuverlässige Leute hat, die das selbst übernehmen und sich durchsetzen können, erkennen wir auch Ordner an", so Arras. Das sei aber selten der Fall. Generell gelte, dass jede Veranstaltung neu bewertet werde: "Wir gehen mit Augenmaß vor." Mit den Floorballern des Turnvereins habe man zum Beispiel eine tragfähige Lösung für deren Heimspiele gefunden.

Dass umliegende Gemeinden weniger strenge Auflagen geben, beirrt den Kämmerer nicht: "Vielleicht sind wir einfach schon einen Schritt weiter." Liederkranz-Vorsitzender Klaus Urban sieht das anders: "Die sture Haltung der Verwaltung ist in der Region einmalig." Ein Treffen mit den Vereinsvorsitzenden soll nach dem Mathaisemarkt Klärung bringen. Am Samstag steht erst einmal der nächste Kinderflohmarkt in der Mehrzweckhalle an - mit Security, versteht sich.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung