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14.03.2018

Bezahlbarer Wohnraum in Schriesheim: Gedacht ist an vieles, geplant ist noch nichts

Bezahlbarer Wohnraum in Schriesheim: Gedacht ist an vieles, geplant ist noch nichts

Daniel Born, Experte für Wohnungspolitik, sprach bei der SPD über bezahlbaren Wohnraum - Schriesheim mangelt es an Grundstücken

Landtagsabgeordneter Daniel Born (l.) gab in der Diskussion auch zu, dass die SPD in ihrer Zeit in der Landesregierung zu wenig für mehr Wohnraum getan habe. Foto: Dorn

Schriesheim. (nip) Es fehlt an Wohnraum in Deutschland, in Baden-Württembergs Ballungszentren sowieso und nicht zuletzt auch in Schriesheim, wo "in Vereinen und in politischen Gremien engagierte Leute abwandern, weil sie hier keinen Wohnraum finden", sagte Birgit Schall, die Schriftführerin des SPD-Ortsvereins. In der Reihe "Reden wir über…", diesmal im "Hirsch" mit Fokus auf das Thema "bezahlbarer Wohnraum", vertrat Schall den erkrankten SPD-Vorsitzenden Sebastian Cuny, der jedoch einen Fragenkatalog ausgearbeitet hatte.

"Hangeln wir uns daran entlang", sagte Daniel Born, der Landtagsabgeordnete für den Wahlkreis Schwetzingen. Man nahm es dem wohnungspolitischen Sprecher der SPD-Landtagsfraktion ab, dass ihm das Thema ein Herzensanliegen ist. Unumwunden gab er zu, dass auch die Sozialdemokraten in der Zeit ihrer Regierungsverantwortung im Land zu wenig getan hätten.

Laut einer Studie der Prognos AG, die Schall zitierte, sind in Baden-Württemberg von 2011 bis 2015 rund 88.000 Wohnungen zu wenig für den herrschenden Bedarf gebaut worden. "Das stimmt. Und es war auch keine kluge Entscheidung, landeseigene Wohnungen zu verkaufen", sagte Born. "Es war aber gut, der Wohnraumförderung wieder ein öffentliches Gesicht zu geben. Das gab es quasi nicht mehr."

Die SPD habe die Wohnraumförderung auf 115 Millionen Euro weiterentwickelt, und habe vorgehabt, das Programm nach der Landtagswahl auf 300 Millionen Euro auszubauen. Gleichzeitig habe man die Anzahl neuer Wohnungen auf 36.000 pro Jahr erhöht. "Seitdem wir die Regierung verlassen haben, ist die Anzahl an Neubauten wieder zurückgegangen - um 17 Prozent und das entgegen des Bundestrends", betonte der Politiker. Allein in Baden-Württemberg bräuchte man bis 2025 rund 500.000 neue Wohnungen.

Der Wohnungsmangel habe zwei Seiten: Es fehle an Miet-Möglichkeiten im unteren Preissegment, und es fehle an Möglichkeiten für junge Familien, ein Haus bauen zu können. Inzwischen macht der Anteil dessen, den Menschen fürs Wohnen zahlen, bis zu 30 Prozent ihres Monatseinkommens aus. "Eine dramatische Entwicklung", so der Abgeordnete.

Im Februar 2017 hat die Landtagsfraktion der SPD ein Positionspapier zum Wohnungsbau vorgelegt. Sie will erreichen, dass die Landesregierung nicht nur 250 Millionen Euro zur Wohnraumförderung einsetzt, wovon sowieso 150 Millionen Euro vom Bund kommen, sondern 300 Millionen. Sozialen Wohnungsbau sehe seine Fraktion als integralen Bestandteil der Wohnungsbauoffensive, so Born. Ein Beispiel, wie tief der Anspruch auf sozialen Wohnraum in die mittleren Schichten eingegriffen hat, lieferte er gleich mit: Eine vierköpfige Familie hat bei einem Brutto-Jahreseinkommen von 66.000 Euro Anspruch auf einen Wohnberechtigungsschein.

Als Beispiel für innovative Ideen führte eine Schriesheimerin im Rund von 20 Anwesenden Ladenburg an, wo die Planungsgemeinschaft "Vielfalt" ein Mehrgenerationen-Wohnprojekt in der neuen Nordstadt verfolgt. So etwas wünsche sie sich für Schriesheim auch. Born lobte solche Initiativen und betonte den Sinn einer städtischen Wohnungsbaugesellschaft. Gedacht sei an vieles, geplant sei noch nichts, erklärte hierzu Stadt- und Kreisrat Rainer Dellbrügge. Das Problem: "Uns gehört hier kaum Grund und Boden." Gestalterisch sei man auf dem richtigen Weg, der Flächennutzungsplan weise in seiner Neuauflage ein paar Möglichkeiten auf.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung