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14.03.2018

Winzer werfen Edelmann "Arroganz" vor

Winzer werfen Edelmann "Arroganz" vor

Nicht nur wegen Pallhuber: Scharfe Kritik wird am Vorsitzenden des Schriesheimer BDS geübt – Majer hinterfragt die Mathaisemarkt-Struktur

Ein Lächeln nur für die Kameras: Wilhelm Müller, Christiane Majer, Georg Bielig, Johannes Teutsch, Winfried Krämer, Friedrich Ewald und Karlheinz Spieß (v. l.) gestern Vormittag in der Weinstube Müller. Foto: Dorn

Von Carsten Blaue

Schriesheim. Die Schriesheimer Winzer haben am gestrigen Mittwoch ihre Kritik an der Entscheidung des Bundes der Selbstständigen (BDS) bekräftigt, dem Langenlonsheimer Weinhandel Pallhuber einen Platz im Gewerbezelt des Mathaisemarkts einzuräumen. Scharfe Kritik übten sie nicht nur diesbezüglich an Schriesheims BDS-Chef Rolf W. Edelmann. Diesem warfen sie "Arroganz" vor. Zudem fehle es ihm an Nähe zu den Mitgliedern, mit denen er es sich verscherze. Immer weniger Handel- und Gewerbetreibende seien überhaupt im BDS und würden daher auch nicht im Gewerbezelt ausstellen. Daher seien hier vor dem Mathaisemarkt stets auch noch Standflächen frei.

Sie trafen sich am Vormittag in der Weinstube von Winzerwirt Wilhelm Müller. Von der Winzergenossenschaft kam gleich die ganze Spitze: Vorsitzender Friedrich Ewald, sein Stellvertreter Karlheinz Spieß und Aufsichtsratschef Winfried Krämer. Dazu Georg Bielig und Christiane Majer. Sogar Johannes Teutsch aus Leutershausen zeigte sich solidarisch. Max Jäck fehlte. Wohl aus gutem Grund, ist er doch Beisitzer im BDS für die Landwirte und Winzer. Im Streit um Pallhuber sitzt er etwas zwischen den Stühlen.

"Wir Winzer sind keine Meuterer oder Aufständischen. Aber dass man uns einen Weinkonzern ins Gewerbezelt setzt: Darin gipfelt’s", sagte Krämer: "Für Schriesheim ist das keine Bereicherung." Hier gehe es nicht um ein Pfälzer Weingut, pflichtete Ewald bei. Sondern um eine Vertriebsorganisation. "Ohne Bezug zur Region", wie Müller ergänzte. Edelmann hätte Pallhuber ablehnen können, betonte Majer. Daran ändere auch das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz nichts: "Es gibt die Vertragsfreiheit", so Majer.

Ewald stellte klar, dass Schriesheims Winzer überhaupt keine Probleme mit Konkurrenz und Wettbewerb hätten. Für die Weinstadt gehe es um das Signal nach innen und außen, das von der BDS-Entscheidung für Pallhuber ausgehe. Dessen "aggressives Geschäftsgebahren", so Bielig, "passt nicht zu unserem Fest." Argumente, die der BDS-Chef von den Winzern schon zu hören bekam. Aber, so Spieß: "Edelmann ist alles egal. Da kann man sagen, was man will. Es interessiert ihn nicht." Die Sache werde sicher ein Nachspiel haben. Müller, die WG und Majer sind BDS-Mitglieder. "Ich werde austreten", so die Weinscheuer-Chefin.

Die Frage stand im Raum, warum nicht wenigstens die BDS-Mitglieder vorab über die Pallhuber-Entscheidung informiert wurden. "Wir wurden vor vollendete Tatsachen gestellt", so Ewald: "Das darf sich nicht wiederholen. Wir erwarten, dass der BDS mit uns das Gespräch sucht."

Diesbezüglich wurde auch Jäcks Rolle beleuchtet. Dieser habe im Vorfeld wohl Bescheid gewusst, so Spieß: "Aber wir wissen nicht, was da genau gesprochen wurde. Eventuell war der Max da etwas überfordert. Er hätte uns informieren müssen."

In diesem Zusammenhang beleuchteten die Winzer auch die Rolle der Verwaltungsspitze. Zwar führt und organisiert der BDS das Gewerbezelt in Eigenregie: "Aber der Bürgermeister sollte eigentlich als Erster über so etwas Bescheid wissen", so Majer. Oder der Wirtschaftsförderer. Gerade Torsten Filsinger, war sich die Runde einig, müsse doch in Kenntnis sein und in seiner Funktion den Winzern helfen. Oder vielleicht der Marktausschuss? Dieser müsse sich auf jeden Fall mit der Struktur des Mathaisemarkts beschäftigen: "Vielleicht sollte man alles etwas zurückschrauben", meinte Müller, und Majer betonte: "Es gibt auf jeden Fall keine klaren Trennungen mehr."

Sie fürchtete, dass das Gewerbezelt aufgrund seines Gastro-Bereichs immer mehr zum "kleinen Festzelt" wird. Und jetzt auch noch die längere Ausschankzeit hier: "Dem muss der Bürgermeister Einhalt gebieten. Bei uns findet der Umsatz so nicht mehr statt, und das Gewerbezelt ist voll. Da hat man irgendwann keine Lust mehr drauf", so die Straußwirtin. Hier hakte Ewald ein: "Die Gastronomie im Gewerbezelt ist schon okay. Und wie sich die Verlängerung auswirkt, muss man sehen." Zudem mache Jäck seine Sache hier schon gut, nahm Müller seinen jungen Kollegen in Schutz.

Verhalten reagierten die Winzer auf die Anregung, sich vielleicht auch mal selbst im Ausstellungsbereich des Gewerbezelts zu präsentieren. "Das kann man als Winzer alleine gar nicht leisten", so Bielig. Aber eventuell müsse man darüber doch mal nachdenken, meinte Krämer. Vielleicht wäre ein Weingroßhandel von auswärts an dieser Stelle dann gar nicht mehr nötig.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung