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15.03.2018

Schriesheimer Mathaisemarkt: Rund 600 Gäste fieberten im Festzelt mit

Organisator und "Boxpapst" Werner Kranz hatte beim 43. Boxmatinee alle Hände voll zu tun - Positives Fazit nach 13 Wettkämpfen

Schriesheim. (mpt) Ein schlaggewaltiges Spektakel: Die nunmehr 43. Boxmatinee sorgte am Sonntag vor dem Festzug für sportliche Hochspannung im Hamel-Festzelt. Wie man es auch in anderen Sportarten gewohnt ist, lieferten sich Deutschland und Italien vom Halbfliegen- bis zum Superschwergewicht packende Duelle. Rund 600 mitfiebernde Gäste blickten gebannt auf die 13 Wettkämpfe im Ring. Bei der Organisation gab es diesmal keine Schläge in Leere.

Im vergangenen Jahr hatte sich Werner Kranz noch über unerwartete Ausfälle zahlreicher Kämpfe geärgert: Einige Ukrainer sollten für den Boxverband Baden-Württemberg antreten, befanden sich aber bereits auf dem Heimweg statt auf dem Mathaisemarkt. "Das war schlimm. Es war ein Rumpfprogramm und nicht mehr zu beheben", erinnerte sich der Hauptorganisator des KSV. Diesmal vergewisserte er sich lange im Vorfeld, dass das deutsche Team (unter anderem mit den Olympia-Teilnehmern Hamza Touba und Erik Pfeifer) auch gut besetzt war.


"In Bewegung bleiben. Gute Finte", spornte Team-Kollege Baran Akbuga das Leichtgewicht Ahmet Sor an, der sich gegen seinen italienischen Kontrahenten zurückkämpfen sollte. Doch während im blauen Geviert die Fäuste flogen, blickte Kranz auch immer wieder auf die Geschehnisse abseits des Rings. Hier ein paar Essensgutscheine für die 17 Gäste aus Italien auftreiben, dann wieder Grußworte an die Prominenz richten: Der Organisator musste an diesem Vormittag mehr als 13 Runden überstehen. "Er sieht immer aus, als erleide er gleich einen Herzinfarkt. Aber er ist unser Boxpapst", zeigte sich Bürgermeister Hansjörg Höfer beeindruckt vom Engagement des 71-Jährigen.

Seit 1975 organisiert Kranz die Boxmatinee. Da der Mathaisemarkt damals um ein zweites Wochenende erweitert wurde, sollte auch der Sonntagvormittag vor dem Umzug mit Leben gefüllt werden. Als Höhepunkt kommt ihm neben dem Auftritt des damals noch unbekannten, aber mehr als auffälligen Wladimir Klitschko im Jahr 1994 auch der Besuch der Boxnation Kuba 2003 in den Sinn. "Anfangs wurden wir noch belächelt. Heute wissen wir, die Boxkämpfe waren die richtige Entscheidung", sagte er auch in Richtung seines langjährigen Wegbegleiters und Alt-Bürgermeister Peter Riehl, der das Event ebenfalls besuchte.

Fast schon Stammgast beim "Rumble in the Hamel" ist der ehemalige Box-Bundestrainer Helmut Ranze. "Es ist eine traditionelle Veranstaltung mit hochklassigen Wettkämpfen und im Grunde besser besucht als Sporthallen", sagte er. "Solch eine Matinee-Atmosphäre kommt nicht nur beim Publikum gut an. Wenn es stimmungsvoll wird, ist das auch für die Kämpfer etwas Besonderes." Für Abel und Gisela aus Carlsberg dagegen war der Showdown im Festzelt eine Premiere: "Hier kommen verschiedene Nationen zusammen. Boxen einmal live zu erleben ist doch etwas anderes als im Fernsehen."

Eine ungleich längere Wegstrecke mussten die Gäste aus Italien zurücklegen. Der Abstecher in Schriesheim war für die Südeuropäer das Aufwärmprogramm für die bevorstehende U 22-Europameisterschaft. Die Daumen richten die Boxkämpfer nach oben, als sie gefragt werden, wie sie Veranstaltung und Volksfest finden. Und das Essen? "Auch gut, aber nicht wie in Italien", sagt Federico Antonaci augenzwinkernd.

Vielleicht hielten sich daher zumindest die Verlierer der Kämpfe an den Spruch der Weinkönigin Sophie: "Für Sorgen sorgt das liebe Leben. Sorgenbrecher sind die Reben."

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung