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15.03.2018

Mathaisemarkt Schriesheim: Große Chance hinter der Weinhändler-Diskussion

Mathaisemarkt Schriesheim: Große Chance hinter der Weinhändler-Diskussion

Die Weinhändler-Debatte im BDS-Zelt polarisiert, könnte aber einen Neuanfang bewirken - Ein Plädoyer für mehr Zusammenarbeit

Von Frederick Mersi

Schriesheim. Ein Pfälzer Großweinhändler im Gewerbezelt auf dem Mathaisemarkt? Die Empörung bei Schriesheims Winzern war groß im Vorfeld der Festtage. Von einer "schallenden Ohrfeige" sprach Harald Weiss, Geschäftsführer der Winzergenossenschaft, in der letzten Sitzung des Marktsausschusses. In einer eigens einberufenen Pressekonferenz warfen die Winzer Rolf W. Edelmann, Chef des BDS-Ortsverbands, gar Arroganz vor. Das Verhältnis schien zerrüttet. Dabei bietet die Diskussion über den Stand auch die Chance für einen wirklichen Neuanfang.

Es war eine Kontroverse mit Ansage: Edelmann konnte damit rechnen, dass die Winzer von der Firma Pallhuber auf dem Mathaisemarkt wenig begeistert sein würden. Trotzdem sagte er zu, ohne Rücksprache. Doch auch die Reaktion der Weinbauern fiel für viele überraschend hart aus. Wer guten Wein macht, braucht sich vor einem Großhändler nicht zu fürchten. Außerdem müsste man nach dieser Logik jeden Brezelverkäufer auf dem Mathaisemarkt abweisen, weil er eine Konkurrenz für die örtlichen Bäckereien darstellt. Dabei hat gerade die Schriesheimer Winzergenossenschaft in Sachen Zehntkeller und Festzelt gewisse historisch gewachsene Vorrechte.

Warum also die Aufregung? Die Firma Pallhuber scheint etwas zum Vorschein zu bringen, das sich über Jahre hinweg zwischen Winzern und Selbstständigen entwickelt hat. Obwohl es Schnittstellen gibt, wurde in der Vergangenheit kaum kommuniziert; viel übereinander, wenig miteinander geredet. Da half es auch nicht, dass Jahreshauptversammlungen des Bunds der Selbstständigen zu seltenen Ereignissen wurden - auch weil das Interesse einiger Mitglieder daran relativ gering war.

Dabei ist es für Schriesheim enorm wichtig, sich nach außen geschlossen zu präsentieren - gerade beim Mathaisemarkt. Winzer und Selbstständige eint vieles in ihren alltäglichen Aufgaben und in ihrem Kampf gegen größere Konkurrenten sowie den Internethandel. Ein volles Gewerbezelt mit vielen attraktiven lokalen Betrieben ist eine der seltenen Möglichkeiten, auch über Schriesheim hinaus mit persönlichem Service und regionalen Produkten auf sich aufmerksam zu machen. Die sollte man dann aber auch nutzen.

Dass die Winzer nun darüber nachdenken, nächstes Jahr ebenfalls im Gewerbezelt vertreten zu sein - mit einem Gemeinschaftsstand oder im jährlichen Wechsel - ist ein sinnvoller Anfang. Ebenso könnte es ein Treffen zwischen Winzern und Selbstständigen nach dem Mathaisemarkt geben, um Argumente auszutauschen und für das nächste Fest zu planen. Beide Seiten sind dem Vernehmen nach dafür offen.

Das ist dringend notwendig, geradezu überfällig. Denn es ist gut möglich, dass sich nächstes Jahr wieder ein Weinhändler von außerhalb um einen Stand im Gewerbezelt bewirbt. Sollte Pallhuber auf den Geschmack gekommen sein, wird ihre Anfrage kaum abzulehnen sein: Die Firma ist Mitglied im Mannheimer BDS und dieses Jahr mit ihrem Stand im Gewerbezelt bisher nicht negativ aufgefallen.

Schriesheim ist eine Weinstadt und soll es auch bleiben. Doch dafür ist es nötig, dass alle Beteiligten an einem Strang ziehen: Winzer, der Bund der Selbstständigen und ihr Vorsitzender, aber auch die Stadtverwaltung mit ihrem Wirtschaftsförderer und der Marktausschuss sollten sich damit auseinandersetzen.

Niemand kann ein Interesse daran haben, dass sich eine Diskussion wie im Vorfeld und während des diesjährigen Mathaisemarkts wiederholt. Beide Seiten mögen berechtigte Argumente vorgebracht haben, diese waren für Außenstehende in dieser Schärfe jedoch selten nachvollziehbar.

Nun darf es nicht mehr um gegenseitige Schuldzuweisungen gehen, jetzt geht es darum, zusammenzufinden und gemeinsam selbstbewusst aufzutreten. Dazu haben Selbstständige wie Winzer eigentlich auch allen Grund.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung