Schriesheim im Bild 2023

30.03.2018

Schriesheimer Schulzentrum: Vorentscheidung fürs Gymnasium

Schriesheimer Schulzentrum: Vorentscheidung fürs Gymnasium

Verwaltung empfiehlt Komplettsanierung für etwa 32 Millionen Euro - Grund- und Realschule gehen leer aus

Etwa 20 Millionen Euro müsste die Stadt nach derzeitigem Stand selbst stemmen, 13 Millionen Euro könnten an Zuschüssen dazukommen. Bürgermeister Hansjörg Höfer sieht in der wirtschaftlichen Lage mit niedrigen Zinsen und stabiler Konjunktur eine historische Chance. Foto: Dorn

Von Frederick Mersi

Schriesheim. Erst ein Neubau für etwa 50 Millionen Euro, dann eine teilweise Sanierung für zwölf Millionen Euro, und jetzt doch nur das Gymnasium für 32,3 Millionen Euro? Seit Jahren diskutieren Schriesheimer Kommunalpolitiker, Elternvertreter und Schulleiter darüber, wie das Kurpfalz-Schulzentrum fit für die Zukunft gemacht werden kann. Jetzt will die Verwaltung schnell die Weichen stellen: Am Mittwoch entscheidet der Gemeinderat über den weiteren Fortschritt im Schulbauprozess.

Grund- und Realschule würden nach den aktuellen Plänen leer ausgehen: Laut einer Untersuchung der Heidelberger Architektenpartnerschaft ap88 und des Architekturbüros Thiele können die beiden Gebäudeteile auch nach einer Sanierung nicht die Vorgaben der Energieeinsparverordnung (EnEV) erfüllen. Nur beim Gymnasium sei dies möglich.

Allerdings nicht in dem Umfang, wie es sich der Gemeinderat auf seiner Klausurtagung im November 2017 eigentlich gewünscht hatte. Zwölf Millionen Euro wurden damals als realistische Summe für eine Teilsanierung vereinbart. Das reicht aber laut Verwaltung nicht, um die Vorgaben der EnEV einzuhalten. Außerdem könne die Haustechnik so nicht sinnvoll erneuert werden. Stattdessen sollen unter anderem die Klassenräume für Naturwissenschaften auf der Westseite des Gebäudes komplett abgerissen und neu gebaut werden.

Etwa 20 Millionen Euro müsste die Stadt nach Einschätzung der Verwaltung für die Sanierung selbst zahlen, bis zu 13 Millionen Euro könnten durch Zuschüsse von Bund und Land dazukommen. Darüber entscheidet aber das Regierungspräsidium (RP) im Juli, weshalb die Entscheidung für eine Komplettsanierung des Kurpfalz-Gymnasiums unter dem Vorbehalt einer Zusage der Behörde in Karlsruhe stünde. Kein Geld von Bund und Land bedeutet also: keine Komplettsanierung.

"Es ist aber schon eine Vorentscheidung", sagte Bürgermeister Hansjörg Höfer am Dienstag auf Anfrage. Er sieht in der aktuellen wirtschaftlichen und politischen Situation - niedrige Zinsen für Neuschulden, stabile Konjunktur und ein Zuschussprogramm des Bundes - eine historische Chance: "Das werden wir in den nächsten Jahren so nicht mehr bekommen."

Welches finanzielle Risiko die Stadt damit einginge, sei ihm bewusst, so Höfer: "Ich habe selbst auch zwei Nächte lang nicht geschlafen." Die Stadt müsste nach der jetzigen Planung in den Jahren 2020 und 2021 etwa 24 Millionen Euro in Krediten aufnehmen, eine finanzielle Herkulesaufgabe, wie es sie in der Geschichte der Stadt wohl noch nie gegeben hat. "Das ist natürlich eine enorme Belastung", sagte Höfer. "Wenn dann die Konjunktur den Bach runterginge, hätten wir Probleme."

Auch der Gemeinderat ist laut RNZ-Informationen in der Angelegenheit gespalten, sodass heute Abend mit einer längeren Diskussion und einer knappen Entscheidung gerechnet wird. Schulleiter und -beirat wurden bereits direkt nach dem Mathaisemarkt informiert, sobald die Ergebnisse der Architekten-Untersuchung feststanden.

Dass das Projekt nun für die Öffentlichkeit fast überfallartig auf die Tagesordnung gehoben wurde und entschieden werden soll, verteidigte Höfer. In einer Woche müssten die Zuschussanträge beim RP eingehen, und falls diese bewilligt würden, müsste die Sanierung schon Ende 2022 fertig sein.

"Das kam für uns alle sehr überraschend", so Höfer. "Aber bis Juli können wir das noch ausführlich diskutieren."

Info: Sitzung des Gemeinderates, am Mittwoch, 18 Uhr im Großen Sitzungssaal des Rathauses.

Copyright (c) rnz-online

Autor: Rhein-Neckar-Zeitung