Schriesheim im Bild 2023

17.03.2004

Die Firma Bessler hat schwer abgebaut

Das aus Schriesheim stammende Bauunternehmen hat Insolvenz beantragt - 20 Arbeitsplätze stehen auf dem Spiel

Ein Bild aus zumindest etwas besseren Tagen: bei der Freigabe der Altenbacher Großbaustelle nach dem Ende der Kanalsanierung, hoffte Bessler-Geschäftsführer Gerhard Dürrwang (rechts im Bild) noch auf bessere Zeiten in der Baubranche. Jetzt musste er Insolvenz anmelden. Foto: Kreutzer

Von Roland Kern

Schriesheim/Heiligkreuzsteinach. Das Firmensterben in der Baubranche geht weiter. Jetzt hat es eines der renommiertesten Unternehmen der Bergstraße erwischt: Die Baufirma Bessler, die im letzten Jahr wegen der Altenbacher Kanalsanierung ständig in die Schlagzeilen geraten war.

Bessler-Geschäftsführer Gerhard Dürrwang bestätigte gestern der RNZ, dass er am 3. März bereits einen Insolvenzantrag beim Heidelberger Amtsgericht gestellt hat. Er versicherte gleichzeitig, dass die begonnenen Arbeiten der Firma vertragsgemäß zu Ende geführt werden. In Altenbach sind noch Restarbeiten zu erledigen, außerdem in den südhessischen Kommunen Gorxheimertal und Birkenau. Dürrwang und sein Partner, der frühere Firmeninhaber Helmut Bessler aus Schriesheim, gaben gleich einige Gründe für die Zahlungsunfähigkeit der Firma an.

Zum ersten die Konjunkturlage, die den Tiefbau seit Monaten besonders hart trifft. "Es gibt keine Ausschreibungen, wer soll da noch Arbeit finden?", fragt sich Helmut Bessler (64), der das Bauunternehmen mehr als 20 Jahre geführt hat. In der Blütezeit beschäftigte die Firma rund 40 Mitarbeiter. Bessler hatte das Unternehmen, das sich seit drei Generationen in Händen der Schriesheimer Familie befand, vor drei Jahren aus gesundheitlichen Gründen an seinen damaligen Mitarbeiter Gerhard Dürrwang abgegeben; er ist allerdings Eigentümer der Maschinen und Immobilien am Firmensitz in Heiligkreuzsteinach geblieben, so dass auch ihm ein Gang zum Konkursrichter nicht erspart bleiben dürfte.

Nach dem Wechsel in der Geschäftsleitung spezialisierte sich das Unternehmen mehr und mehr auf Tiefbaumaßnahmen - mit der Krise der Kommunalfinanzen ging aber eine drastisch sinkende Auftragslage einher. Noch nie musste die öffentliche Hand als Hauptauftragsgeber im Tiefbau wegen ihrer Geldnot so sehr sparen wie im Moment. Große Straßen- und Tiefbaumaßnahmen gibt es nur, wenn sie gar nicht zu vermeiden sind. Das bekam Dürrwang voll zu spüren. Um den Jahreswechsel herum hat sich die Lage offenbar dramatisch verschlechtert. Während erst Urlaubs- und dann Weihnachtsgelder fällig wurden, begann der späte aber umso längere Winter mit zwangsweise ruhenden Baustellen: Im Februar konnte Dürrwang für seine 20 Mitarbeiter keine Gehälter mehr bezahlen. Am 3. März trat der als korrekt und manchmal sogar als etwas zu gutmütig bekannte Geschäftsmann schweren Herzens den Gang zum Amtsgericht an.

Offenbar haben zuletzt nicht mehr als wenige Zehntausend Euro gefehlt, um vielleicht bis zum Frühling durchzuhalten. "Alle reden doch heute von Mittelstandsförderung, Politiker und Banken", schimpft Helmut Bessler, "aber wenn's drauf ankommt, lassen sie einem alle im Stich." Dürrwang dementierte vehement, dass der zögerliche Verlauf oder die bisweilen beanstandete Zahlungsmoral bei der Altenbacher Maßnahme Schuld an der Insolvenz sei. Dieses Gerücht hatte sich in den letzten Tagen in Schriesheim verfestigt. Bessler und Dürrwang bekräftigten gestern gegenüber der RNZ, dass sie sich für den Erhalt der Arbeitsplätze der meisten Mitarbeiter einsetzen werden. In welcher Form, das konnten sie allerdings nicht näher erläutern. Eventuell könnten die teilweise seit vielen Jahren beschäftigten Arbeiter in einer anderen Firma der Branche übernommen werden, so heißt es.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung