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30.03.2018

Waldschwimmbad Schriesheim: "Heidi's Imbiss" geht gegen den Trend

Waldschwimmbad Schriesheim: "Heidi's Imbiss" geht gegen den Trend

Am Montag öffnet klassisch deutscher Imbiss - Auflagen machten ihr den Umbau schwer

Legt auch jetzt keine Wiesenblumen zur Dekoration auf die Teller: die Altenbacher Fleischerin Heidi Klein. Foto: Dorn

Von Frederick Mersi

Schriesheim. Heidi Klein ist keine Frau, die Trends hinterherrennt. Die 46-Jährige ist gelernte Fleischerin, so wie ihre Eltern, die über 25 Jahre eine Metzgerei in Altenbach betrieben haben. Im Mannheimer Stadtteil Neuostheim leitete sie auf den Tag genau zehn Jahre lang einen Imbiss, jetzt will sie den ehemaligen Minigolfplatz neben dem Waldschwimmbad wiederbeleben. Mit Currywurst und Kaffee, warmem Frühstück und wechselndem Tagesessen.

Am Montag um 6 Uhr öffnet "Heidi’s Imbiss" zum ersten Mal, der Weg dorthin war für Klein alles andere als leicht: Sieben Pläne musste die Altenbacherin den Behörden vorlegen, immer wieder seien neue Auflagen vom Landratsamt des Rhein-Neckar-Kreises dazugekommen. Der Keller des Gebäudes musste zugeschüttet und versiegelt, die Baufläche weiter weg vom Kanzelbach angelegt und zusätzliche Parkplätze gebaut werden - obwohl Klein schon welche bei der Stadt angemietet hatte.

"Das hat sich alles ein bisschen hingezogen", sagt Klein. Von der Stadt sei sie aber immer unterstützt worden, davor müsse sie ihren Hut ziehen: "Es gab wahnsinnig viel Zuspruch. Die sind auch froh, dass dieser Schandfleck endlich ein neues Gesicht bekommt." Denn bevor Heidi Klein das Grundstück übernahm, lag der ehemalige Minigolfplatz brach, der Imbiss war so gut wie nie geöffnet.

Familie Klein räumte viel Unrat in Eigenregie auf, übernahm Handwerkerarbeiten selbst und erfüllte nach und nach alle Auflagen. Von der Idee im August 2016 bis zur Eröffnung vergingen mehr als eineinhalb Jahre. Doch Heidi Klein ließ sich nicht entmutigen, auch weil ihr das Grundstück am Herzen liegt: "Ich bin früher immer hier vorbeigefahren und habe gesagt, was für ein schönes Fleckchen das ist."

Und nachdem ihr Vorgänger seinen Betrieb nie wirklich eröffnete und ihr Pachtvertrag in Neuostheim nur um ein Jahr verlängert werden sollte, fasste die Altenbacherin den Entschluss, an die Talstraße zu ziehen. Ihre Containeranlage brachte sie mit nach Schriesheim, ebenso ihre zwei Mitarbeiterinnen und die bewährte Speisekarte.

"Wem die Currywurst bei uns schon vor zehn Jahren geschmeckt hat, der kriegt auch jetzt keine Wiesenblumen zur Dekoration auf den Teller gelegt", sagt Klein und lacht. Ein Imbiss sei kein Sternerestaurant, sondern ein Ort für gutes, ehrliches Essen ohne viel Schnickschnack. In Mannheim hatte sie damit Erfolg. Ob sich auch an der Talstraße viele Stammkunden finden werden, wird sich erst noch zeigen müssen.

Von Werbung hält Klein nicht viel, erst seit Kurzem hat sie eine Facebook-Seite für ihren Betrieb. "Eine bessere Werbung als den Standort gibt es aber eigentlich nicht", sagt sie. Im Außenbereich müssen noch die Pergola errichtet und die eigenen Parkplätze gebaut werden, was bei den frostigen Temperaturen derzeit unmöglich ist. Ansonsten präsentiert sich der Imbiss sauber, aufgeräumt, einfach, aber einfallsreich dekoriert.

Denn Heidi Klein ist keine Frau, die Trends hinterher rennt. Das betont sie selbst immer wieder. Ein klassisch deutscher Imbiss mag aus der Zeit gefallen scheinen, sympathisch und bodenständig ist das Konzept dennoch. Und in einem Punkt ist selbst Klein mit der Zeit gegangen: Vegetarische Gerichte gibt es bei ihr auf der Speisekarte inzwischen. "Davon bin ich selbst vielleicht kein Fan", sagt die Fleischerin aus Altenbach. "Aber es tut auch nicht weh."

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung