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06.04.2018

Schriesheim: wieder Streit um Unterkunft im Wiesenweg

Stadtverwaltung will weitere Container-Einheiten für Obdachlose errichten - Tennisclub ist dagegen und bemängelt Kommunikation

Von Frederick Mersi

Schriesheim. Die Stadt braucht neue Unterkünfte für Obdachlose. Schon im Januar hatte Bürgermeister Hansjörg Höfer bekannt gegeben: Schriesheim hat keine Kapazitäten, um Menschen ein Dach über dem Kopf zu geben, die aus ihrer Wohnung geworfen wurden - obwohl sie gesetzlich dazu verpflichtet ist. Die dafür errichteten Container im Wiesenweg sind belegt, deshalb will die Stadt dort weitere Einheiten errichten lassen. Dagegen regt sich jetzt Widerstand vom benachbarten Tennisclub.

Schon 2015 war der Standort für eine mögliche Flüchtlingsunterkunft im Gespräch gewesen, dann jedoch setzte sich der Gemeinderat eine dezentrale Unterbringung zum Ziel. Die zuvor dort errichteten und inzwischen maroden "Holland-Häuser" wurden nicht mehr belegt und schließlich durch Container-Einheiten ersetzt. Die könnten zwar auch doppelt belegt werden. Dann blieben laut Sozialamtsleiterin Christine Söllner aber nur noch vier Quadratmeter Fläche pro Bewohner.

Also sollen mehr Container her, 500.000 Euro hat die Stadt dafür im laufenden Haushalt bereits eingeplant. Der Ausschuss für Technik und Umwelt (ATU) wurde nicht-öffentlich über das Vorhaben informiert und hat mehrheitlich Zustimmung signalisiert. Wie viele Einheiten zusätzlich am Wiesenweg errichtet werden und wie lang diese dort stehen sollen, ist noch unklar. Erst wird der Gemeinderat entscheiden, dann könne die Stadt ins Verfahren einsteigen, so Beate Kreis vom Bauamt.

Dem Tennisclub geht das alles viel zu schnell. In einem offenen Brief wandte sich Ehrenvorsitzender Michael Henseler im März stellvertretend für den Verein an die Fraktionsvorsitzenden des Gemeinderats: Der Verein sei über die Pläne nie informiert worden. "Sollte dies nun bereits beschlossene Sache sein, halten wir das für einen skandalösen Vorgang."

Im Gespräch mit der RNZ erneuerte Henseler seine Kritik: "Die Kommunikation zwischen Stadt und Vereinen ist eine Katastrophe." Der Tennisclub habe sich sehr gefreut, dass der Wiesenweg als Standort für feste Unterkünfte abgelehnt wurde. Schließlich brauche der Verein das Gelände möglicherweise, um einen dringend benötigten weiteren Tennisplatz zu bauen. "Wir haben das Riesenproblem, dass die meisten Kinder bis zum späten Nachmittag in der Schule sind", sagt Henseler. "Da kommt es zwischen den Trainings zu Kollisionen." Deshalb benötige man mehr Platz. "Dass wir die Container nicht verhindern können, wissen wir", so Henseler. "Wir wollen nur, dass man mit uns kommuniziert, wie es sich gehört."

Bürgermeister Höfer sagte gestern auf Nachfrage, dass genau dies geplant sei: "Bevor das Vorhaben durch den Gemeinderat geht, werden wir auf alle Beteiligten zugehen." Dazu gehörten als Anlieger nicht nur der Tennisclub, sondern auch der Push-Verein. Ob es wegen der Feiern auf dessen Gelände an den Wochenenden zum Beispiel Probleme mit Lärmbelästigung geben könnte, werde in einem möglichen Verfahren geprüft. Zugleich kritisierte Höfer, dass die Information über das Vorhaben aus dem ATU weitergegeben worden sei: "Die Mitglieder haben mir damit die Chance genommen, direkt auf die Vereine zuzugehen." Die Information an den Ausschuss habe lediglich dazu gedient, ein erstes Meinungsbild einzuholen.

Eine Alternative zum Standort Wiesenweg sieht Höfer aber nicht: "Wir haben vergeblich versucht, im Stadtgebiet Wohnungen zu finden." Henselers Vorschlag, beim Talhof anzufragen, erteilten Höfer eine Absage: "Das ist nicht unser Gelände, da können wir nichts machen."

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung