Schriesheim im Bild 2023

02.05.2018

Saisoneröffnung Waldschwimmbad Schriesheim: Endlich wieder in den "Jungbrunnen" steigen

Schon kurz nach 8 Uhr zogen am Sonntag die ersten "Frühschwimmer" ihre Bahnen

Von Karin Katzenberger-Ruf

Schriesheim. Über dem Schwimmbecken steigt Wasserdampf auf wie aus einer heißen Quelle, über dem Wald kämpft sich die Sonne durch die Wolken. Es ist Sonntagmorgen, 8.15 Uhr: Im Waldschwimmbad ziehen zum Saisonstart die ersten "Frühschwimmer" ihre Bahnen. Dann geht auch Elke Schmitt aus Schriesheim ins Becken und empfindet die 23 Grad Wassertemperatur als angenehm warm.

Sie hat allerdings etwas gezögert, weil sie ihre "Nudel" zu Hause vergessen hat. So nennt sich die längliche Schaumstoff-Schwimmhilfe, die beim Aqua-Jogging zum Einsatz kommt. Solche Teile können im Schwimmbad auch entliehen werden, allerdings ist die "Materialausgabe" zu dieser frühen Stunde noch nicht geöffnet.

An mehreren Wochenenden haben Mitglieder der "Initiative zum Erhalt des Waldschwimmbads" (IEWS) das Bad vor der Wiedereröffnung auf Hochglanz gebracht - bei schönstem Frühlingswetter mit geradezu sommerlichen Temperaturen. Und nun sieht es bei gefühlten zwölf Grad und Nebel aus wie im November. Aber nicht lange! "In Wilhelmsfeld scheint schon die Sonne", hat Michael Reinhard der Gruppe vor einer Viertelstunde mitgeteilt. Der 56-Jährige, Küchenchef in der Print Media Lounge in Heidelberg, geht morgens schwimmen, wenn es sein Dienstplan erlaubt. Seit 25 Jahren ist er Vereinsmitglied bei der IEWS.

Für Mitglieder ist das Waldschwimmbad zwischen 8 und 10 Uhr sowie nach 18 Uhr reserviert. Ab 18 Uhr kommen die "Feierabend-Schwimmer". Doch nun sind ja erst einmal die Frühschwimmer da. Darunter Herta Raiber, 93 Jahre alt. Sie kommt so oft wie möglich vom Branich zum Schwimmen, nette Nachbarn nehmen sie im Auto mit.

Die gebürtige Heidelbergerin lebte lange in Blaubeuren, wo sie zusammen mit ihrem Mann ein Hotel führte. Im Rentenalter überzeugte sie ihn, an die Bergstraße zu ziehen. Das nahe gelegene Waldschwimmbad ist für die hochbetagte Dame ein echter Jungbrunnen.

Edith Hayer ist mit dem Fahrrad von Ilvesheim ins Schriesheimer Tal gekommen. Eine Stunde war die 78-Jährige unterwegs und wird herzlich begrüßt. Sie wird in den nächsten Monaten oft hierher kommen, nachdem das Schwimmbad in Ilvesheim geschlossen wurde. Und wenn sie nicht schwimmen geht, geht sie Golf spielen. "Ich war einfach schon immer gern in Bewegung", sagt sie über ihr strammes Sportprogramm und erzählt, dass sie früher im Büro arbeitete, aber in der Freizeit als Übungsleiterin in einem Verein tätig war. Die Frühschwimmer, zu denen auch Elke Schmitts Mann Manfred, Achim Schumann aus Wilhelmsfeld und Siegfried Piecha aus Mannheim gehören, verschwenden keine Zeit mit Umziehen. Badehose oder Badeanzug tragen sie unter ihrer Kleidung.

Raus aus den Klamotten, die Schwimmbrille aufgesetzt, kurz unter die kalte Dusche und rein ins Wasser. Eine abgesteckte Bahn für "Kampfschwimmer" gibt es im Waldschwimmbad nicht. "Wer das will, muss ins Thermalbad nach Heidelberg gehen", sagt einer der Herren. Tatsächlich halten in Schriesheim auch einige Männer beim Schwimmen gern mal ein Schwätzchen. Zumindest vor oder nach dem Pflichtprogramm, das 20 Bahnen - also etwa 1000 Meter - sein können, eine halbe Stunde oder mehr.

Der Saisonstart im Waldschwimmbad ist alle Jahre wieder ein wunderbares Fest bei freiem Eintritt für alle Gäste. Gestern bewegte sich das offizielle Programm ab 9.30 Uhr zwischen Aqua-Jogging, Aqua-Zumba, DLRG-Vorführungen und Livemusik mit der Band "Strada Montana". Auch wenn das lange Zeit "stabile Hoch" nun schwächelt: Die Frühschwimmer werden sich ihr morgendliches Vergnügen ganz sicher nicht von kühleren Temperaturen, ein paar Wolken und auch nicht von Regentropfen vermiesen lassen.

Copyright (c) rnz-online

Autor: Rhein-Neckar-Zeitung