Schriesheim im Bild 2023

02.05.2018

Tag der Arbeit in Schriesheim: Der SPD geht es um die Zukunft des Arbeitens

Ortsverein hielt Mai-Kundgebung auf Mannswiese ab - Binding: "Mit Digitalisierung Schritt zu halten, muss möglich sein"

Von Karin Katzenberger-Ruf

Schriesheim. Sie tragen Jacken in unterschiedlichen Rottönen, singen mit Gitarrenbegleitung "Brüder zur Sonne, zur Freiheit" - und das am Rande der Mannswiese. Ob die "Brüder" und die "Mannswiese" bezüglich der Gleichbehandlung der Geschlechter ganz korrekt sind, bezweifelt Axel Breinlinger, neuer Vorsitzender des SPD-Ortsvereins Schriesheim. Bei der Maifeier am Naturfreundehaus geht es für die meisten Gäste aber ohnehin um das gesellige Beisammensein bei Gegrilltem, einem kühlen Blonden, Kaffee und Kuchen.

"Die sollen jetzt singen und aufhören zu reden", verlautet es etwas despektierlich von einem der Tische. Doch die Genossinnen und Genossen ziehen ihr Programm durch. Besonders lang ist es nicht. Wie alle Jahre wieder ist der SPD-Bundestagsabgeordnete Lothar Binding zu Gast. Sein Thema ist die "Teilzeitbrücke". Dabei geht es darum, Teilzeitkräften, die zurück in die Vollzeitbeschäftigung wollen, einen entsprechenden Rechtsanspruch zu verschaffen.

Laut Binding arbeiten momentan rund elf Millionen Menschen in Teilzeit, davon wollen ein bis zwei Millionen wieder ganztägig beschäftigt werden. Vor allem Frauen. Nun also sollen Unternehmen ab 45 Beschäftigten dazu verpflichtet werden, die Möglichkeiten dafür zu schaffen.

Auch für die etwa eine Million Langzeitarbeitslosen will die SPD bessere Bedingungen auf dem Arbeitsmarkt erreichen. Dies gegen Zuschüsse für Arbeitgeber, wenn sie bereit sind, jemandem aus diesem Personenkreis eine Chance zu geben. "Von Arbeitslosengeld zwei, 400 Euro plus Wohngeld, kann niemand wirklich leben. Betroffene sind vom kulturellen Leben ausgegrenzt, weil sie sich Dinge wie einen Theater- oder Kinobesuch nicht leisten können", so Binding. Bundes-Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sehe das anders, habe es aber auch noch nie selbst ausprobiert.

Indessen könnte die fortschreitende Digitalisierung in der Berufswelt Bindings Worten nach zum "Drama für traditionell Ausgebildete" werden. "Da brauchen wir eine Bildungsoffensive", so Bindings Überzeugung. Dass Programme den Menschen gerecht werden und außerdem bezahlbar sein müssen, ist für ihn selbstverständlich. Doch da bleibt für ihn auch die Frage, wie flexibel der Mensch beziehungsweise der Arbeitnehmer sein und inwieweit er sich den Gegebenheiten - etwa im produzierenden Gewerbe und in der Industrie - anpassen muss. Oder geht es auch umgekehrt? Mit der Digitalisierung durch ständige Weiterbildung Schritt halten, das muss laut Binding möglich sein.

Außerdem sollten Arbeitnehmer zwischen Beruf und familiären Verpflichtungen noch Zeit haben, sich bürgerschaftlich zu engagieren. In seiner Rede zum Tag der Arbeit verkündete Binding, was die SPD in der Großen Koalition bereits durchsetzen konnte. "Die Maifeier als Symbol des Kampfes für die Interessen der Menschen, die vom Verkauf ihrer Arbeitskraft abhängig sind, ist wichtiger denn je!", lautete die Botschaft von Axel Breinlinger.

Und weiter: "Wir haben grade zwei engagiert ausgetragene Tarifrunden in der Metallindustrie und im Öffentlichen Dienst erlebt, die bewiesen haben, dass die Bäcker des Kuchens nach wie vor um ihren Anteil am Produkt streiten müssen!". Er bemängelte allerdings auch jahrzehntelanges Missmanagement beim Opel-Konzern, für das nun rund 19.000 Kollegen die Zeche zahlen. Das Vertrauen in die "Premium-Konzerne" der Automobilindustrie sei geschwunden, so der Gewerkschafter.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung