Schriesheim im Bild 2023

12.05.2018

Der Dreißigjährige Krieg: Die Schriesheimer Jäcks sind eigentlich Schweizer

Der Dreißigjährige Krieg: Die Schriesheimer Jäcks sind eigentlich Schweizer

Aber egal, woher die Ahnen kamen: Weinstadt ist seit Generationen eng mit Familiengeschichte verbunden

Peter Jäck vor der Ahnentafel. Foto: Dorn

Von Carsten Blaue

Schriesheim. Im Wohnzimmer von Hilde Jäck hängt er über dem Sofa. Der Stammbaum der Familie ist etwas bleich geworden, das Wappen blass. Auch farbig ist er nicht, und die schwarze Schrift ist klein. Offensichtlich handschriftliche Einträge. Und doch ist es ein so wertvolles Dokument, das die Geschichte der Schriesheimer Jäcks erzählt. Über Generationen.

Das meiste habe die längst verstorbene Tante Lilli aus Zürich zusammengetragen, sagt Peter Jäck: "Aus Kirchenbüchern. Und sie hatte auch unser altes Wappen." Das Symbol einer Familie, deren Geschichte eng mit den Folgen des 30-jährigen Kriegs verbunden ist.

Dieser war auch für die Orte an der Bergstraße und ihre Bevölkerung die reine Katastrophe gewesen. Erst kam die katholische Liga unter Tilly im Jahr 1621, dann wurden Land und Leute ab 1631 durch die protestantischen Schweden ausgepresst. Schriesheim lag nach einem Ausfall der Bayern aus Heidelberg in Trümmern. Heute noch ist die "Schwedenschanze" am Ölberg eine Erinnerung an diese wüste Zeit.

Fleckfieber und die Pest rafften weite Bevölkerungsteile dahin. Die Leute hielten lange durch. Doch 1644 gaben sie ihr Dorf auf. Erst nach dem Frieden vier Jahre später kamen Überlebende zurück. Es waren nicht mehr viele. Der Wiederaufbau war hart.

Doch eine nicht kleine Zahl von Einwanderern, davon etliche reformierte Schweizer, ließen die Einwohnerzahl schnell wieder wachsen. Auf der Ahnentafel ist verbrieft, dass 1672 die Brüder Isaak und Hans Caspar Jäck, die Söhne von Ulrich Jäck aus Ammerswyl im schweizerischen Oberthurgau, nach Schriesheim einwanderten.

Hans Caspar gilt als der Stammvater der Schriesheimer Jäcks. Er heiratete eine Elisabetha Maria Studach und starb erst 1730 im stolzen Alter von 86 Jahren. Hans Caspar und sein Bruder waren nicht etwa Land-wirte, sondern Leinweber. In der ersten Schriesheimer Generation deutete also noch nichts direkt auf einen Obsthof oder den Weinbau hin.

Peter Jäck weiß nicht genau, wann das mit der Landwirtschaft wohl durch Einheirat begann. Wohl aber, dass sich die ersten Jäcks in der Entengasse und in der Oberstadt niederließen. Ihn wundert es heute nicht, dass seine Vorväter damals blieben: "Ich war mal im Thurgau. Da wurde mir das alles bewusst. Denn dort ist es landschaftlich eigentlich wie hier. Kommt man über den Berg, sieht man bei uns die Rheinebene, dort den Bodensee." Also Weite.

Und beide Regionen sind auch klimatisch ähnlich, und die Landwirte bauen Ähnliches an. Zudem wächst hier wie dort der Wein: "Vielleicht war da auch das Heimweh nicht so groß", lächelt Peter Jäck und verweist darauf, dass die Familie ganz ursprünglich aus Frankreich stammte, bevor sie in den Hugenottenkriegen des 16. Jahrhunderts in die Schweiz vertrieben wurde.

Doch egal, woher die Ahnen kamen: Peter Jäck spürt das nicht mehr in sich: "Ich bin Schriesemer", sagt er in der für ihn so typischen Ruhe. Genauso wie sich andere Jäcks aus den Familienzweigen zum Beispiel wie Eberbacher, Heidelberger oder Weinheimer fühlen dürften. Mitte des 19. Jahrhunderts seien auch ein paar in die USA ausgewandert. Aber das sind wieder andere Familiengeschichten.

Das Familienwappen. Foto: Dorn

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung