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23.05.2018

Ölmühle Schriesheim: Beim Klappern der Mühle wurden Erinnerungen wach

Peter Rufer öffnete historisches Gebäude am Kanzelbach für Besucher - Für viele war es eine Reise in die eigene Vergangenheit

Schriesheim. (mpt) Es war ein ständiges Kommen - und manche wollten fast gar nicht mehr gehen: Eine große Besucherschar fand am Pfingstmontag den Weg zur Ölmühle am Kanzelbach. Anlässlich des Mühlentags öffnete Besitzer Peter Rufer die Pforten zur Mühle sowie dem Hof - und setzte auch das Wasserrad wieder für einen Tag in Gang. Doch nicht nur das 16 Schaufeln umfassende Mühlenrad und die großen Zahnräder, Pressen und Mahlsteine beeindruckten die Gäste, sondern auch das herausgeputzte ehemalige Öllager sowie der blumendekorierte Innenhof.

Beim Klappern der Mühle wird so manche Erinnerung wach. "Ich weiß noch, dass hier früher nicht nur Öl hergestellt wurde. Im Hof wurden auch Äpfel gemahlen", weiß Hans-Peter Urban. Eigentlich dachte der Schriesheimer, er kenne die Ölmühle wie seine Westentasche. Nun staunt er beim Anblick der renovierten Räume aber nicht schlecht: Wie eine gute, alte Stube, mit Sandsteinboden, rustikalem Holzofenherd, Gussofen und gemütlicher Sitzecke wirkt das alte Öllager. "Man sieht, es wurde viel Zeit und Liebe investiert. Es ist schön, dass die Mühle heute öffentlich zugänglich ist und auch die jüngere Generation einen Einblick bekommt, wie es früher war", so Urban.

Wie es früher war, daran erinnert sich auch der bekannte Alleinunterhalter Rudi Kling beim Gang durch die Räume immer mehr. "Wir haben früher Bucheckern im Wald gesammelt. ,Buwwe, ihr müsst noch mehr sammeln’, hat Heinrich Rufer (der Großvater von Peter Rufer, Anm. d. Red.) dann gesagt." Als Lohn gab es Mitte der 1940er Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg ein kleines Fläschchen Öl. Wie der Maschinenraum früher genau aussah, als sich Zahnräder und Kollergang noch drehten, daran kann sich der 82-Jährige jedoch nicht erinnern. Denn für ihn endete als Jugendlicher der Weg spätestens an der Schwelle zum Maschinenraum. "Da durften wir nicht rein. Die ganze Technik und Bewegungen, das war zu gefährlich", so Kling. Umso schöner für ihn, jetzt einmal hineinzublicken. Dichtes Gedränge und eigentlich ständiger Betrieb herrscht im Maschinenraum.

"Wenn man da mal rein könnte", dachte sich auch Eva Zuber schon häufig. Sie und ihr Mann Ernst zogen erst nach der Schließung der Ölmühle im Jahre 1963 nach Altenbach. Vorbeigelaufen sind sie schon häufig, nun sehen sie die Mühle zum ersten Mal von innen - und erklären ihrer Enkelin, was ein Lederriemen ist und wie die großen Mahlsteine und Pumpen einst in Gang gesetzt wurden. "Es ist alles riesig", staunt Annika. "Die Technik war nicht so klein wie heute", stellt die Enkelin fest.

Irgendwo versteckt zwischen Presspumpe und fragenden Besuchern findet sich auch Peter Rufer. "Ich hatte schon gedacht, dass viele kommen. Aber es sind doch mehr als erwartet", freut er sich. Es sei für ihn etwas ganz Besonderes, dass viele von ihren Jugenderinnerungen erzählen, wie sie früher hier Öl abgeholt haben. Und auch nicht selbstverständlich, dass die Technik von einst immer noch existiert. Bis zum späten Nachmittag kommen immer wieder neue Besucher, viele laufen auf dem Nachhauseweg noch einmal ganz bewusst über den Steg am Kanzelbach. Bis zur Abendstunde klappert das Wasserrad vor sich hin.

Dann muss Rufer den Schieber schließen, und es wird wieder leise rund um die Ölmühle. Doch eines ist spätestens seit dem Mühlentag gewiss: Der nächste Tag der offenen Tür kommt bestimmt.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung