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30.05.2018

Schriesheimer Weinberge: Weinlese könnte dieses Jahr schon zum Straßenfest beginnen

Mit Vollgas durch die Blütezeit – Bald sind in den Weinbergen die ersten Trauben zu sehen

Von Frederick Mersi

Schriesheim. Während die Menschen unter der Hitze stöhnen, blühen die Reben in voller Pracht: Ein Winter mit viel Regen, keine Probleme mit spätem Frost und warme Nächte bringen Tempo in den Reifeprozess der Trauben in den Schriesheimer Weinbergen. "Wir sind jetzt 14 Tage vor dem langjährigen Durchschnitt", sagt Winzer Georg Bielig. "Es kann sein, dass wir schon zum Straßenfest mit der Lese beginnen."

Optimale Bedingungen

Schon im vergangenen Jahr hatte die Ernte für Schriesheims Winzer ungewöhnlich früh begonnen, doch aktuell legen die Reben ein noch schnelleres Tempo vor. "Bei einzelnen Anlagen ist die Vollblüte schon überschritten", sagt Winfried Krämer, Aufsichtsratschef der Winzergenossenschaft. "Wenn es so weitergeht, beginnt die Lese noch zwei, drei Tage früher als letztes Jahr." Die Faustregel lautet: Blüte plus hundert Tage gleich Lese.

Grund zur Besorgnis ist das für Schriesheims Winzer bisher aber nicht: "Das sind optimale Bedingungen", sagt Max Jäck. In den Nächten fallen die Temperaturen derzeit nie unter elf Grad, dank der vielen Niederschläge im Winter sind im Grundwasser noch genügend Vorräte für die Reben vorhanden. Zumindest für diejenigen, die schon vor einigen Jahren oder Jahrzehnten gepflanzt wurden: "Die alten Rebstöcke haben ein anderes Wurzelwerk, die kommen besser an das Wasser heran", erklärt Jäck.

Georg Bielig dagegen hat in diesem Jahr viele Reben neu gepflanzt und dabei einen Schwerpunkt auf sogenannte Piwis, pilzwiderstandsfähige Sorten, gesetzt. Probleme mit der Wasserversorgung hat er zwar laut eigenem Bekunden noch nicht. "Sie könnte aber besser sein", sagt der 42-Jährige. "Es verdunstet mehr als dazukommt." Über Regen in den kommenden Tagen und Wochen wäre er deshalb dankbar.

Zu nass sollten die kommenden Wochen und Monate allerdings auch nicht werden, denn dann drohen Ernteausfälle durch Pilzkrankheiten, zum Beispiel beim "falschen Mehltau". Die aktuelle Witterung dagegen begünstigt den "echten Mehltau", der sich auf die kleinen Trauben setzen und den Reben die Nährstoffe entziehen kann. "Deswegen versuchen wir, den Pflanzenschutz vor der Blüte und direkt danach anzubringen", erklärt Max Jäck. Denn bald werden die Blüten abgeworfen sein und die ersten Trauben in den Schriesheimer Weinbergen zum Vorschein kommen.

In dieser Phase wartet viel Arbeit auf die Winzer: Neben dem Pflanzenschutz müssen vor allem überschüssige Triebe weggebrochen werden, die übrigen werden geheftet, also an Pfählen und Drähten hochgebunden. "Um die Blüte herum ist für uns eigentlich die spannendste Phase", sagt Jäck. "Ich bin jetzt für die nächsten vier bis sechs Wochen eigentlich dauerhaft draußen im Weinberg."

Doch die Voraussetzungen sind gut: Von Pilzkrankheiten sind die Schriesheimer Weinberge bisher verschont geblieben, die Wettervorhersage für die nächsten Tage sieht aus Winzersicht gut aus. "Ich sehe das recht entspannt", sagt Jäck. Sein Kollege Bielig pflichtet ihm bei: "Im Moment sieht alles gut aus."

Und ob die Lese dieses Jahr tatsächlich noch früher als 2017 beginnt, wird sich noch zeigen: Einige kühle Wochen im Juni könnten das Tempo der Reben schon wieder deutlich drosseln.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung