Schriesheim im Bild 2023

25.03.2004

Es bleibt bei der "halben Michelmann"

Gemeinderatsmehrheit gestern Abend gegen die Vollzeitstelle für die Jugendsozialarbeiterin - Kompromiss beim Busch-Gelände
Schriesheim. (ron) Schriesheims bislang schwierigster Haushalt ist verabschiedet. Gegen die Stimmen von FDP und Grünen segnete der Gemeinderat gestern Abend den Minus-Etat ab. Der Antrag auf eine Vollzeitstelle der Jugendsozialarbeiterin wurde wieder abgelehnt.

Grüne und FDP-Stadträtin Dr. Birgit Arnold begründeten ihre Ablehnung mit den Kosten, die von der Stadt zunächst für das Neubaugebiet Nord vorgestreckt werden müssen. Diese Argument brachte Bürgermeister Peter Riehl auf die Palme. Er wies die Nord-Gegner zurecht : "Nur wegen den künftigen Grundstückserlösen aus Nord haben wir den Haushalt überhaupt genehmigt bekommen." Wer jetzt wegen Nord den Etat ablehne, würde gegen Haushaltsrecht verstoßen, schimpfte der Rathauschef, der allerdings für das nächste Jahr ankündigte: "Wir müssen dann ans Eingemachte gehen." Damit deutete er auch offen Kürzungen bei den Vereinszuschüssen an (wir werden noch berichten).

Vehement und gekonnt plädierte Jacob Hörisch, der Sprecher des Jugendgemeinderates, für die Vollzeitstelle der Jugendsozialarbeiterin Kathrin Michelmann. Er nannte das Beispiel des Jugend-Bistros in Altenbach. "Wenn es das nicht gibt", schilderte er, "sitzen die Jugendlichen auf der Straße, und dann können Straftaten passieren." Nicht alle Jugendlichen wollten sich eben an Vereine binden, deshalb sei die freie Jugendarbeit wichtig.

Aber es half alles nichts. "Die Resonanz auf die Aktionen der Sozialarbeiterin ist doch enttäuschend, da stellt sich doch die Frage nach dem mangelnden Bedarf", entgegnete CDU-Stadträtin Claudia Philipp-Schwöbel. Im Gegenteil wollte sie sogar eine Chance darin sehen, dass sich in der Jugendarbeit mehr ehrenamtliche Kräfte einbringen, wie zum Beispiel im Push-Verein. Außerdem fehle jeglicher finanzieller Spielraum im Personalhaushalt. Philipp-Schwöbel warf den Antragstellern bei Grünen, SPD und FDP "kurzsichtiges und heuchlerisches Verhalten vor", denn gerade das Anhäufen von Schulden sei eine schädliche Politik für die Jugend. Eine Formulierung, die für heftigen Protest sorgte: "Das sind Vokabeln, die hier nicht hingehören", reagierte Gisela Reinhard von den Grünen.

Das Finanzargument wollte der Grüne Robert Hasenkopf nicht gelten lassen: "Die Stadt hat 135 Mitarbeiter, da kann doch wohl eine halbe Stelle nicht so zu Buche schlagen." Auch seine Parteikollegin Dr. Barbara Schenk-Zitsch wunderte sich: "Das ist doch nicht zu vermitteln, dass es an 18 000 Euro liegen soll." Und sie rechnete vor: "Wenn man für jedes Wort, das zu diesem Thema schon gesagt worden ist, einen Cent verlangen, haben wir die Stelle schon bezahlt." Schließlich stecke die Jugendarbeit in Schriesheim noch in den Kinderschuhen. Auch SPD-Sprecher Hans-Jürgen Krieger fand: "Das ist machbar und finanzierbar." Schließlich liege der Personalstand in Schriesheim im Vergleich zu anderen Städten in Baden-Württemberg unter dem Durchschnitt. Auch FDP-Stadträtin Dr. Birgit Arnold appellierte vergebens: "Wir sollten erkennen, dass wir eine neue Jugend vor uns haben, und diese Leute haben eine professionelle Unterstützung verdient." Aber nicht nur finanziell, auch inhaltlich waren CDU und FWV nicht zu überzeugen: "Wir vermissen die Akzeptanz bei den Jugendlichen", fand auch FWV-Sprecher Friedrich Ewald. Deshalb sehe seine Fraktion noch keine Möglichkeit, die Stelle aufzustocken. CDU und FWV lehnten die Vollzeitstelle komplett ab - Riehl stimmte allerdings mit den Befürwortern.

Für eine aus seiner Sicht "minimale Anschubfinanzierung" plädierte Hans-Jürgen Krieger beim Busch-Gelände, in das die SPD 20 000 Euro investieren wollte. "Die Entwicklung des Push-Vereins hat der Diskussion eine neue Qualität gegeben", warb der SPD-Mann für den Antrag seiner Fraktion. Am Ende stand ein Kompromiss auf Vorschlag der Freien Wähler: 5000 Euro müssen in diesem Jahr genügen.

Copyright (c) rnz-online

Autor: Rhein-Neckar-Zeitung