Schriesheim im Bild 2023

27.03.2004

Ein Musikfest voller Charme und spritziger Eleganz

Endlose Ovationen für die ausstrahlende Musizierfreude junger Künstler des Kurpfalz-Gymnasiums - Annette Althammers subtile Führung

Auch Weinprinzessin Ariane Merkel (Mite) gehört zu den musikalischen Talenten des Gymnasiums. Foto: Dorn

Von Felicitas Schindlmayr

Schriesheim. Welcher Reichtum an Klangfarben beim breitgefächerten und feinsinnig ausgewählten Programm des Frühjahrskonzertes des Kurpfalz-Gymnasiums Schriesheim! Musiklehrerin Annette Althammer eröffnete schwungvoll und vital, in einem freudigen Dialog zwischen den jugendlichen Musizierenden und den zahlreichen Zuhörern, ein grandioses Musikfest voller Charme und spritziger Eleganz! Sauber filigran artikuliert, in ausgewogener polyphoner Klangschönheit, musizieren die beiden Querflötistinnen Ariane Merkel (die amtierende Weinprinzessin) und Julia Straub das Allegro aus dem Konzert "G-Dur für zwei Flöten und Orchester" von Domenico Cimarosa, während die Dirigentin einen weichen, beschwingten Streicherklang mit der Strahlkraft der Trompeten wie einen Klangteppich darunter ausbreitet.

Mit einem besonderen Gespür für die rokokohaften und elegant-graziösen Verzierungen in den Allegri leuchtet die Holzbläsergruppe mit Flöten, Oboen, Klarinetten und Cello auf und tritt mit Mozartschem Charme brillant und schlank in ein Zwiegespräch mit den Blechbläser-Arabesken ein.-

Prägnant im dahineilenden Rhythmus ver-zaubert Johann Sebastian Bachs "Brandenburgisches Konzert Nr.3 G-Dur", ein beliebter "Ohrwurm", im 2. Satz durch die frische und Transparenz einmaliger Streicherklänge. In höchster Spielkultur musizieren mit virtuoser Bogen- und Saitenhand in sauber barocker Polyphonie im stürmisch bewegten Allegro vier Violinen und je zwei Violen und Violoncelli. Die grossartigen Künstlerinnen sind die Pädagogin Annette Althammer mit ihren Schülerinnen Salome Althammer, Oriana Uhl, Helena Wachter, Eva und Nelly Siller, Teresa Freund und Charlotte Rummel.

Später bei "Irish Folk" verwandelt sich die Aula in ein "Pub in Irland", wo der musikalische Mathematiker Wolfgang Buchholz mit seinen einmaligen "Fiddlern" aus der Folkgruppe "Jaybird" zu einer "Session" mit swingend tänzer-ischem Sound einlädt! Fetzig, mit den rhythmischen Akzenten der Synkopen des Ragtimes "Snowy Path-Blackberry Rag" bringen die hochkarätigen Violinen (Wolfgang Buchholz, Heidrun Schlippe, Oriana Uhl, Helena Wachter, Lorenz Rußig), das Cello (Julia Schlippe) und das Akkordeon (Shannon O´Leary) das Publikum sofort in die atmosphärisch richtige Stimmung.

Mit der elektrisierenden Leidenschaft ihres Dirigierens und dem engen Kontakt zu den jungen Musikern zieht Frau Annette Althammer bei Edvard Griegs Suite für Streichorchester aus "Holbergs Zeit" das Publikum nach der Pause voll in ihren Bann. Es ist eine Freude für Auge und Ohr, wie die Violinen, Violen und Violoncelli in akut gekonnter Phrasierung geübter Bogenhand das "Allegro vivace" in einer Vielfalt an Farben und Klangnuancen heiterer Stimmung aufleben lassen. Dieses Lob gebührt den Elf- bis Neunzehnjährigen, die unter der subtilen Führung ihrer Pädagogin in vielen freiwilligen Orchesterproben die gemeinsame Bogentechnik, die Intonation der traumhaft schönen melodischen Linien und den Reiz des romantischen Ausdrucks in dieser festlichen Tanzsuite reflektieren. Kontrastreich zu dem tänzerischen Schwung in den Gavotten dürfen die Zuhörer in ästhetisch feiner Klangbalance langer Bogenstriche und berückend schöner Cellokantilenen in der Saraband die atmosphärisch nordisch sehnsuchtsvolle Stimmung Griegs in einem Schwelgen von Klang und Gefühl erleben.

Voller Dynamik, mit einer Liebe für die leiseren Töne zaubert das kammermusikalische Ensemble mit Georg Friedrich Händels "Concert a Quattro D-Dur" für zwei Flöten, Oboe und Celli (Ariane Merkel, Julia Straub, Luise Rummel, Björn Schwarze, Jennifer Smith) im Contento ein viel Ruhe ausstrahlendes barockes Klangbild. Die sauber artikulierten Holzbläserarabesken leuchten im Allegro über den warmen Nuancen der Celli und eilen nach einem ausdrucksvollen Largo im Presto in Hochstimmung schwungvoll gemeinsam dahin.

Heiter und mit tänzerischem Schwung beendet die Dirigentin das nachhallende musikalische Fest mit dem 4. Satz aus Bachs "Brandenburgischen Konzert Nr.1 F-Dur", wo neben der Brillanz der Streicher in den Tanzsätzen die hell timbrierten Holzbläser mit der Leuchtkraft des Blechs rhythmische Akzente setzen, während die Polonaise allein mit den Streichern die wundervolle Kontrapunktik Bachs in seiner Mikostruktur aufleuchten lässt.

Eine besondere Überraschung ist nach endlosen Ovationen mit Blumen über Blumen die Zugabe, der 1. Satz aus "Holbergs Suite" als Rarität mit "Bläserbesetzung" in einem eigenen Arrangement von Anette Althammer, das das Publikum noch heiterer und beschwingter nach Hause entlässt.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung