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26.07.2018

Zoff um evangelische Kirche Schriesheim: Geplatztes Benefizkonzert ein "Schlag ins Gesicht"

Zoff um evangelische Kirche Schriesheim: Geplatztes Benefizkonzert ein "Schlag ins Gesicht"

Geschäftsführer der Markus-Paul-Stiftung ist nach Absage sauer - Kirche schon ein Jahr im Voraus ausgebucht

Von Nicoline Pilz

Schriesheim. Die evangelische Kirche in Schriesheim ist über die Gottesdienste hinaus ein beliebter Veranstaltungsort vor allem auch für Konzerte. So beliebt, dass Anfragen nach Auftrittsmöglichkeiten bereits ein Jahr vorher gestellt werden müssen, um überhaupt die Chance auf einen freien Termin zu haben. "Wir haben sehr viele Anfragen und wir müssen leider auch viele Absagen erteilen", erklärt Kirchengemeinderatsvorsitzende Franziska Mersi.

Wegen einer solchen Absage knirscht es jetzt im Gebälk zwischen Volker Paul, Geschäftsführer der Markus-Paul-Stiftung, und der evangelischen Gemeinde. Paul ist verärgert, weil er Ende Oktober, Anfang November ein Benefizkonzert zugunsten der Stiftung mit den Künstlern Claudia Hirschfeld und Tenor Johannes Groß veranstalten wollte. Beide hatte er im November bei einem Konzert in der evangelischen Kirche in Edingen erlebt und war dabei insbesondere von der Atmosphäre im Gotteshaus begeistert.

Hirschfeld und Groß seien bereit gewesen, gegen kleine Gage aufzutreten, schildert Paul im Gespräch mit der RNZ. Zudem habe er die Chance gehabt, auch noch die österreichische Opernsängerin Eva Lind ins Boot zu holen. "Ich dachte, in der Kirche wäre so ein Konzert doch gut. Und es wäre für uns nicht viel Arbeit gewesen", sagt Paul.

Das Management von Johannes Groß habe ihm den 4. November als Wunschtermin genannt und mit diesem Vorschlag, nebst zwei weiteren Terminen Mitte und Ende Oktober, habe er sich im Mai dieses Jahres telefonisch an Pfarrer Kieren Jäschke gewandt.

Dieser habe mitgeteilt, darüber müsse der Kirchengemeinderat entscheiden. "Ich habe ihm gesagt, dass ich jetzt in Urlaub bin. Als wir zurückkamen, hatte ich die Absage auf dem Anrufbeantworter."

Paul sagt, er habe daraufhin das Gespräch mit Pfarrerin Suse Best gesucht. "Sie hat bestätigt, dass es nicht geht. Angeblich, weil schon zu viel los sei. Aber ich habe nachgesehen: Von drei Terminen sind zwei im ‚mittendrin‘ und somit gar nicht in der Kirche."

Best korrigiert diese Aussage: "Alle drei Termine, die uns Volker Paul genannt hat, sind sonntagabends. Und da finden jeweils ein Posaunenchorkonzert und Gottesdienste in der Kirche statt." Diese Termine seien auf der Homepage der Kirchengemeinde auch nachzulesen.

Zudem besagten entsprechende E-Mails innerhalb der Kirchengemeinde, dass Paul bereits am 10. April bei Jäschke angerufen habe. Am 17. April habe der Kirchengemeinderat in seiner Sitzung unter dem Tagesordnungspunkt "Termine" angesichts einer Vielzahl von Veranstaltungen von Oktober bis Dezember mehrere Anfragen abgelehnt, darunter eben auch die von Volker Paul.

Eine dieser Anfragen habe man inzwischen auf 2019 legen können. "Wir planen mehr als ein Jahr voraus und wir machen uns da sehr viel Mühe im 19-köpfigen Gremium", betont Suse Best. Die Kirchengemeinde unterstütze gerne, wann immer es möglich sei, Veranstaltungen in der Kirche, die karitativen Zwecken dienen.

In einem Fax an die Rhein-Neckar-Zeitung schreibt Paul von "nichtchristlicher Nächstenliebe" der Kirchengemeinde. Die nach dem Tod seines Sohnes Markus Paul gegründete gleichnamige Stiftung für Opfer von Gewalttaten sei auf Benefizkonzerte angewiesen, um auf Dauer geschäftsfähig zu bleiben. Die Absage seitens der Kirchengemeinde empfinde er als "Schlag ins Gesicht".

Sowohl Franziska Mersi als auch Pfarrerin Suse Best bedauern dies: "Es klingt so, als dass wir es nicht möglich machen wollten. Das stimmt nicht", meint Best.

Und die Kirchengemeinderatsvorsitzende erklärt: "Schade, wir hätten gern einen gangbaren Weg für so ein Benefizkonzert gefunden und würden das wirklich unterstützen, wenn er uns eine Chance dazu gibt."

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung