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31.07.2018

Weil im Notfall für die Feuerwehr jede Sekunde zählt

Weil im Notfall für die Feuerwehr jede Sekunde zählt

Feuerwehr stieß bei Bewegungsfahrt auf wenige echte Hindernisse - Beim Einsatz wird auf Materialschäden keine Rücksicht genommen

Von Marco Partner

Schriesheim. Sie sind Retter in höchster Not. Jedes Hindernis, das sich bei einem Einsatz der Feuerwehr unnötig in den Weg stellt, kann dabei fatale Auswirkungen haben. Deshalb führen die Brandschützer sogenannte Bewegungsfahrten durch: Sie überprüfen die Parksituation in jeder Straße, jedem Gässchen und fast jedem Winkel der Stadt mit einem tonnenschweren Rettungsfahrzeug. Um im Ernstfall gerüstet zu sein und noch einmal sichtbar darauf hinzuweisen, dass beim Parken jeder Zentimeter und beim Ausrücken der Feuerwehr jede Sekunde zählt.

Doch die erste Bewegungsfahrt Ende Juni ließ kaum Rückschlüsse zu, weil sie angekündigt war. Feuerwehr und Ordnungsamt hatten wenig zu beanstanden, obwohl die Brandschützer tatsächlichen Einsätzen immer wieder auf Hindernisse stoßen. Deshalb folgte am vergangenen Freitagabend die Probe aufs Exempel, diesmal unangekündigt. Mit einem fast noch besseren Ergebnis. "Ich bin alles andere als unzufrieden und positiv überrascht", sagt Feuerwehrkommandant Oliver Scherer nach der knapp zweistündigen Fahrt. "Aber das ist natürlich immer nur eine Momentaufnahme."

Ob es am Ferienbeginn lag, oder die Kontrollfahrt doch nicht so geheim war, wie erwartet? Jedenfalls hatte Maschinist Peter Merkel dennoch alle Hände voll zu tun. Der Brandschützer hatte als Steuermann des DLK 23/12 - eines zehn Meter langen, 2,50 Meter breiten und knapp 17 Tonnen schweren Rettungswagens mit Drehleiter samt Korb - wohl die schwierigste Aufgabe des Abends. Schon zu Beginn der Tour musste er sich mit dem roten Ungetüm durch die Frankenstraße und Leutershäuser Straße zwängen. Manchmal im Slalom, aber doch alles im grünen Bereich. Nur einmal wird es eng, als zwei Autos nahezu parallel an beiden Straßenseiten parken.

Auch im Uzès-Ring ist Millimeterarbeit gefragt, streift der Außenspiegel schon die Hecken, werden Fast-Urlauber, die gerade am Beladen ihres Campers sind, aufgeschreckt und kurz zum Umparken gezwungen. Doch erst an der Alexander-Mack-Straße kommt der mit Ordnungsamtsleiter Dominik Morast und Oliver Scherer vorneweg fahrende Feuerwehrbus erstmals zum Stehen. Ein Fahrzeug, dass die Fünf-Meter-Regel an der Kreuzung zur Keltenstraße nicht einhält, bekommt einen Hinweiszettel.

Da aber auch ein paar Fahrzeuge gegenüber der Einmündung parken, befürchten Ordnungshüter und Brandschützer zunächst, dass es für den DLK nicht weitergeht. "Das Parken dort ist kein Regelverstoß, sondern nur situationsbedingt ein Problem", erklärt Morast. "Da gehört ein Halteverbot hin", findet Scherer und der Ordnungsamtsleiter verspricht, eines beim Straßenverkehrsamt zu beantragen.

Doch Merkel bugsiert das rote Gefährt auch durch diese Wegenge wie ein Kamel durchs Nadelöhr. "Wahnsinn, der fährt durch Stellen, da würde ich mich nicht mal mit dem Auto durch trauen", zeigt sich die neue SPD-Gemeinderätin Irmgard Mohr beeindruckt, die als einzige Vertreterin des Gremiums an der Fahrt teilnimmt. Auch einige Bewohner laufen während der Kontrolltour immer wieder bis zu ihren Zäunen vor, rätseln, ob es irgendwo brennt - und schauen dem ungewohnten Schauspiel vor ihrer Haustüre zu.

Doch die Demonstration des Fahrkönnens ist im Ernstfall alles andere als der Sinn der Sache. "Wenn es hart auf hart kommt und ein Pkw die Weiterfahrt blockiert, ist das reine Güterabwägung. Dann ist uns das Menschenleben wichtiger als die Karosserie, und es kann zu Schäden an beiden Fahrzeugen kommen", betont Scherer. Das sei aber eigentlich die absolute Ausnahme.

Anschließend verläuft die Fahrt nahezu reibungslos. Typische neuralgische Punkte, die sich auch im vergangenen Monat als Problemzonen bestätigten, scheinen wie aufgeräumt. Fußgängerzone, Obere Bergstraße sowie der ohnehin schon sehr schmal wirkende Kehl- und der Weinbergweg werden problemlos passiert. "Das passt jetzt. Alles okay. Auch die Heinrich-von-Kleist-Straße ist besser als beim letzten Mal. Entweder es ist Zufall oder die Maßnahme scheint zu fruchten", freut sich Morast.

Auch in den zuvor als kritisch eingestuften Straßen "In den Fensenbäumen" und "In der Schanz" gibt es nichts zu beanstanden. Und so führt die Tour über den Burg- und Huberweg bis hinauf zum Branich und nach Altenbach. Auf wirkliche Probleme stoßen die Brandschützer aber nicht, wenn auch hier und da ein Auto umgeparkt werden muss.

Für Morast der beste Lerneffekt, wie auch die neugierigen Blicke der Passanten. "Dadurch werden die Leute sensibilisiert. Sie sehen, die Feuerwehr zeigt Präsenz und checkt die Lage", so der Ordnungsamtsleiter, der aus der erfolgreichen Kontrollfahrt jedoch keine voreiligen Schlüsse ziehen will. "Diesmal war die Verkehrssituation sehr gut. Aber wir werden sie immer wieder aufs Neue überprüfen", betont er.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung