Schriesheim im Bild 2023

01.08.2018

Rektor sieht "Schräglage" am Kurpfalz-Gymnasium

Schulleiter Jürgen Sollors über Sanierungspläne, neue Handy-Regeln und Unterrichtsausfall

Von Maren Schenk

Schriesheim. Kurz nachdem der Gemeinderat die Planung einer Generalsanierung des Kurpfalz-Gymnasiums (KGS) beschlossen hat, spricht die RNZ mit Schulleiter Jürgen Sollors - mit überraschenden Aussagen. Unter anderem hielt er den Antrag der Grünen Liste auf Planung einer Teilsanierung für realisierbarer, bezüglich der "großen Lösung" hat er Bedenken.

Freuen Sie sich über den Beschluss des Gemeinderates, dass die Sanierung des KGS jetzt in die Planungsphase geht?
Natürlich muss man was machen - vorrangig Fenster, Heizung und Dach. In der Klausurtagung des Gemeinderates im November wurden zwölf Millionen Euro für alle Schulen des Bildungszentrums in Aussicht gestellt. So hätten beispielsweise alle Fenster im gesamten Schulzentrum erneuert werden können. Jetzt haben wir eine Schräglage zu den anderen Schulen. Außerdem habe ich Bedenken, ob die große Lösung, die Generalsanierung, klappt - wegen der Terminierung.

Sie meinen, wenn die Sanierung bis Ende 2022 nicht fertig ist und dann die Fördergelder samt Zinsen zurückgezahlt werden müssen…
Ja. Wenn die große Lösung begonnen wird, gibt es kein Zurück. Daher hätte ich die Zwischenlösung beziehungsweise den Kompromissantrag der Grünen Liste als realisierbarer eingeschätzt (die Planung einer Teilsanierung des Gebäudes, Anm. d. Red.). Als Schulleiter habe ich vor allem den Schulbetrieb im Blick, nicht nur das Gebäude. Bei der großen Lösung befürchte ich, dass dieser massiv leidet.

Was sagen die Eltern dazu?
Patrick Schmidt-Kühnle, unser Elternbeiratsvorsitzender, hat immer wieder betont, dass die Eltern für ihre Kinder einfach nur eine Schule wollen, in der das Dach dicht ist, die Fenster funktionieren und in der es im Winter warm und im Sommer nicht zu heiß zum Lernen ist. Man solle sich auf die Punkte Fenster, Heizung, Isolierung und Dach konzentrieren - eine Basis-Sanierung ohne Extras.

Im vergangenen Schuljahr konnten die künftigen Achtklässler erstmals Spanisch als dritte Fremdsprache wählen. Wie wird das Fach angenommen?
Spanisch - nach Englisch und Französisch beziehungsweise Latein - wählten 33 Schüler, die übrigen zwei Drittel der Klassenstufe wählten Naturwissenschaft und Technik. Zwei Spanisch-Lehrerinnen sind bereits bei uns, erst für die Oberstufe brauchen wir noch mehr Lehrer.

Vor ein paar Monaten hat die Schulkonferenz neue Handy-Regeln verabschiedet. Wie waren die Reaktionen?
Prinzipiell dürfen alle mobilen Endgeräte im Schulgebäude nicht genutzt werden - mit drei Ausnahmen: in der Aula und im Foyer sowie im Oberstufenraum. Ton-, Bild- und Videoaufnahmen sind weiter verboten. Die meisten Schüler halten sich daran, aber jeden Tag werden mir etwa fünf Handys gebracht, die nach Schulschluss wieder abgeholt werden können.

In der Mensa gibt es eine neue Köchin. Gibt es weitere Änderungen?
Da es in letzter Zeit Klagen über Unruhe und zurückgebliebenes Geschirr gab, hat die Stadt eine Aufsichtsperson eingestellt, die im kommenden Schuljahr für Ruhe und Ordnung sorgen soll. Sie wird in der Zeit von 12 bis 14 Uhr in der Mensa tätig werden.

Vor Kurzem hat die RNZ berichtet, dass mehr als 13 Prozent des Unterrichts an Gymnasien im Regierungspräsidium Stuttgart ausfallen - nach einer Umfrage in den ersten neun Wochen des Schuljahres. Wie sieht es mit dem Unterrichtsausfall am KGS aus?
Das ist schon immer ein Thema, an jeder Schule. Bei uns fallen etwa vier Prozent der Stunden aus - solche Fehlzeiten sind vergleichbar mit denen in Firmen. Es gibt bei uns kein Hitzefrei mehr, um nicht noch mehr Stunden ausfallen zu lassen. Wir versuchen allerdings bei großer Hitze, die Klassen in kühlere Räume wechseln zu lassen - beziehungsweise seit Kurzem das neue "Grüne Klassenzimmer" im Pausenhof zu nutzen. Allerdings hatten wir im vergangenen Schuljahr mehrere große Ausfälle: Schwangerschaften, Elternzeiten und lange Krankheiten. 90 Prozent der Ausfälle konnten wir mit eigenen Lehrern ausgleichen, außerdem haben wir eine Lehrerin als Krankheitsvertretung bekommen. Insgesamt sind wir gut versorgt.

Der Notendurchschnitt im Abitur hat sich im Land leicht verschlechtert - von 2,38 auf 2,43. Wie sieht es am KGS aus?
Es freut mich, dass unsere Schüler besser sind als der Landesdurchschnitt: Der Notendurchschnitt des diesjährigen Abiturjahrgangs war 2,2 - übrigens im dritten Jahr in Folge. Zwei Schüler hatten sogar 1,0 im Abitur und fast 20 hatten eine Eins vor dem Komma. Ich denke, wir haben sehr gute Schüler hier. Das zeigt sich auch in den Zeugnissen der Klassen fünf bis zehn: Wir konnten dieses Jahr 80 Buchpreise und 76 Mal ein Lob vergeben.

Beim Abitur steht 2021 die nächste Reform an. Es gibt zum Beispiel wieder Leistungsfächer. Welche Auswirkungen hat das schon jetzt?
Die geplanten Neuregelungen gelten ab der Kursstufe 2019/20. Das bedeutet, dass wir im nächsten Jahr die Kurswahl neu organisieren müssen. Schon jetzt haben wir drei Oberstufenberater. Es gibt also eigentlich schon genug zu tun - die Sanierungsvorbereitungen kommen dann aber noch dazu.

Copyright (c) rnz-online

Autor: Rhein-Neckar-Zeitung