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02.08.2018

Kurpfalz-Realschule Schriesheim: "Die Stadt bemüht sich, Dinge anzugehen"

Kurpfalz-Realschule Schriesheim: "Die Stadt bemüht sich, Dinge anzugehen"

Realschul-Rektorin Petra Carse im Interview über neue Prüfungen, Sanierungen und den geretteten Freundeskreis der Schule

"Ich habe den schönsten Beruf, den ich mir vorstellen kann": Petra Carse leitet die Realschule seit zehn Jahren. Foto: Dorn

Von Maren Schenk

Schriesheim. Seit zehn Jahren leitet Petra Carse die Kurpfalz-Realschule. Ein turbulentes Schuljahr liegt hinter ihr, berichtet sie im Gespräch mit der RNZ. Und neue Herausforderungen liegen vor ihr.

Frau Carse, wie viele neue Fünftklässler kommen nach den Ferien in die Realschule?
Im nächsten Schuljahr begrüßen wir 90 neue Fünftklässler, das sind sehr viele! Wir werden wieder drei Klassen bilden.

Unterrichten Sie an der Realschule auch Flüchtlinge?
Sehr wenige, und sie fallen nicht auf. Was wir allerdings haben, sind immer mehr Schüler mit Sprachschwierigkeiten und Förderbedarf, zum Beispiel aus Osteuropa oder anderen europäischen Ländern. Leider haben wir keine Kapazitäten für eine spezielle Förderung, aber wir erhalten Hilfe vom Arbeitskreis Schriesheimer Senioren. Und ehrenamtliche Übersetzer helfen uns bei Elterngesprächen. Diese Hilfe haben wir selbst organisiert.

Seit dem vergangenen Schuljahr gibt es Unterricht auf zwei Niveaus. Wie sind die Erfahrungen damit?
Im vergangenen Schuljahr gab es zum ersten Mal in der siebten Klasse Unterricht auf zwei Niveaus: wie bisher das Realschulniveau oder "mittleres Niveau" und für wenige Schüler ein "grundlegendes Niveau". Ab dem kommenden Schuljahr wird es diesen Unterricht in den siebten und achten Klassen geben. Die Erfahrungen damit sind unterschiedlich: In den meisten Fächern klappt es reibungslos - außer in Mathematik. Wir überlegen daher, künftig ein besonderes Förderangebot für Mathe anzubieten, voraussichtlich mit zwei Lehrern statt bisher mit einem Lehrer.

Die zwei Niveaus haben auch Auswirkungen auf den künftigen Abschluss…
Ja, ab dem Schuljahr 2020/21 werden die Schüler des G-Niveaus in der 9. Klasse eine Hauptschulprüfung machen. In der 10. Klasse beenden die Schüler des M-Niveaus die Realschule mit dem Abschluss Mittlere Reife, also ab dem Jahr 2021/22. Dann gibt es schriftliche Prüfungen in vier Kernfächern.

Wie ist der Realschul-Abschluss bisher?
Bisher gibt es fünf Kernfächer: Mathe, Deutsch und Englisch mit schriftlichen Prüfungen, NWA (Naturwissenschaftliches Arbeiten) und ein Wahlfach - Französisch, MuM (Mensch und Umwelt) oder Technik - mit einer fachinternen Prüfung. Das künftige Wahlfach kann sein: Französisch, AES (Alltagskultur, Ernährung, Soziales) oder Technik. Diese Änderungen sind vorgegeben durch den neuen Bildungsplan.

Wie geht es dann für die Schüler mit Mittlerer Reife weiter? Kennen Sie die Pläne des aktuellen Jahrgangs?
Dieses Jahr haben alle Realschüler die Prüfungen bestanden. Zwei Drittel werden auf eine weiterführende Schule wechseln, also auf ein berufsbildendes Gymnasium, ein Berufskolleg oder eine Berufsfachschule. Die wenigsten unserer ehemaligen Schüler machen eine Ausbildung - was ich persönlich sehr schade finde.

Was ändert sich durch den neuen Bildungsplan im nächsten Schuljahr noch?
Es wird neue Fächer geben, zum Beispiel Informationstechnologie (IT) in der siebten Klasse. Hier gibt es landesweit noch zu wenige Lehrer, aber Fortbildungen laufen. Bisher gibt es in den Klassen 5 und 6 bereits das Fach Medienbildung.

Haben Sie genug Lehrer?
Ja, wir sind gut versorgt. Wir haben ein sehr junges Kollegium. Im vergangenen Schuljahr gab es viele Neugeborene, Lehrerinnen und Lehrer nahmen unterschiedlich lange Elternzeit - das war ein turbulentes Jahr! Außerdem fordert uns der neue Bildungsplan heraus, die Verwaltungsaufgaben nehmen zu, und der Datenschutz beschäftigt uns: Wir mussten unsere Homepage ändern, wir müssen noch Formulare verteilen und so weiter. Trotzdem freue ich mich auf das nächste Schuljahr! Ich habe den schönsten Beruf, den ich mir vorstellen kann.

Was sagen Sie zum Beschluss des Gemeinderates, dass die Sanierung des Gymnasiums jetzt in die Planungsphase geht?
Die Realschule ist ja eigentlich nicht betroffen - nur indirekt. Wir freuen uns für das Gymnasium. Wir hätten uns allerdings gewünscht, dass man bei allen drei Schulen die vordringlichen Maßnahmen macht - die Fenster und vor allem die Heizung. Wir sind aber wirklich froh, dass sich die Stadt - und hier möchte ich Karina Mayer vom Bauamt nennen - bemüht, die Dinge anzugehen.

Was wurde zum Beispiel saniert oder wird demnächst saniert?
Die Lehrer-Toiletten wurden saniert. Geplant ist, die Schüler-Toiletten zu sanieren. Auch ist angedacht, in den noch fehlenden Klassenzimmern Akustikdecken anzubringen. Langfristig könnten auch die Türen im Eingangsbereich erneuert werden, ähnlich wie in der Grundschule (Anmerkung der Redaktion: Dort werden die schweren Metalltüren durch Glastüren ersetzt).

Der Freundeskreis der Realschule konnte gerettet werden, da sich doch noch Eltern für Vorstandsämter zur Verfügung gestellt haben.
Ja. Leider ist der Förderverein kein Selbstläufer wie an der Grundschule oder am Gymnasium. Der Verein hat wenig Zulauf von Eltern - obwohl der Jahresbeitrag nur zehn Euro beträgt und damit viele Projekte an der Schule finanziell unterstützt werden. Und sehr wenige Eltern engagieren sich ehrenamtlich für den Verein. Dies scheint mir leider ein Phänomen nicht nur in unserer Schule, sondern auch in unserer Gesellschaft zu sein - aber wir müssen uns engagieren und für andere interessieren!

HINTERGRUND
Schülerzahl: 466
Davon neue Fünftklässler: 90
Zahl der Lehrkräfte: 34

Kontakt: Telefon: 0 62 03 / 69 72 30, E-Mail: realschule@schriesheim.de
Internet: www.realschule-schriesheim.de

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung