Schriesheim im Bild 2023

20.08.2018

Schriesheimer Ortsteile: Was Sie zum Ausbau des schnellen Internets wissen müssen

Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick

Von Frederick Mersi

Schriesheim. Fibernet soll die Ortsteile aus der Internet-Steinzeit holen: In seiner Juli-Sitzung hat der Gemeinderat den kommunalen Zweckverband "High-Speed-Netz Rhein-Neckar" damit beauftragt, Glasfaserverbindungen nach Altenbach und Ursenbach zu verlegen. Doch das bedeutet nicht automatisch, dass alle Haushalte in den Genuss nahezu unbegrenzter Geschwindigkeiten beim Surfen kommen. Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Glasfaser-Ausbau im Überblick:

Wann kommt das schnelle Internet? Im Sommer 2019 soll es so weit sein. Genaueres lässt sich vor Beginn der Arbeiten noch nicht sagen. Die sollen bis September ausgeschrieben sein, sagt Werner Riek, Technischer Leiter beim Zweckverband. Dann bewerben sich Tiefbaufirmen mit Angeboten um den Auftrag. Wann die ersten Kabel verlegt werden, hängt auch davon ab, wie sehr die Unternehmen im Moment ausgelastet sind: Sind die Auftragsbücher voll, können die Firmen vielleicht nicht mal mehr im aktuellen Kalenderjahr mit den Arbeiten beginnen. "Der Ausbau ist für den Zweckverband ein Marathonlauf, kein 100-Meter-Sprint", sagt Riek.

Wie schnell sind die Verbindungen? Mindestens 50 Megabit pro Sekunde sollen in allen Haushalten technisch möglich sein, eine deutliche Verbesserung gegenüber dem aktuellen Tempo. In Ursenbach waren es vor einem Jahr 348 Kilobyte pro Sekunde, nach dem Ausbau durch den Zweckverband sollen die Daten mit dem mehr als 17-fachen Tempo durch die Leitungen fließen. Haushalte in Altenbach, die direkt an Glasfaserverbindungen angeschlossen sind, können bei Bedarf auch höhere Geschwindigkeiten buchen. "Technisch wären ohne Weiteres Ein-Gigabit- oder sogar Zehn-Gigabit-Verbindungen möglich", sagt Riek. Zum Vergleich: Eine Verbindung mit zehn Gigabit pro Sekunde wäre etwa 3592 Mal so schnell wie die aktuelle Verbindung nach Ursenbach. Für solche Geschwindigkeiten müssten mögliche Kunden aber auch entsprechend viel zahlen: Die Telekom bietet zum Beispiel ein Gigabit pro Sekunde plus Telefon-Flatrate und HD-Fernsehen im "MagentaZuhause Giga"-Tarif an, für stolze 119,95 Euro im Monat. Andere Länder sind da weiter: In der Schweiz gibt es schon Tarife ab umgerechnet 30 Euro im Monat.

Wo werden Glasfaserleitungen verlegt? Die sogenannte Backbone-Leitung, also die Datenautobahn, die die beiden Ortsteile in Zukunft mit schnellem Internet versorgen soll, wird von Wilhelmsfeld kommend über die "Kipp" und die Hauptstraße zum Ortsmittelpunkt verlegt. Dann geht es weiter in Richtung Ortsausgang und entlang der Landstraßen in Richtung Ursenbach. Dort soll nach aktuellem Stand ein zentraler Verteilerkasten ans Glasfasernetz angeschlossen werden. Bleibt es dabei, sind in Ursenbach ab Sommer 2019 nur 50 Megabit pro Sekunde als Tempo möglich: Mehr erlauben die Kupferkabel vom Verteilerkasten in Richtung Häuser nicht. "Da gibt es aber noch Gespräche mit der Stadt", sagt Riek.

Was muss ich als Kunde tun, um schnelles Internet zu bekommen? Bis Sommer 2019 nichts. In der Zwischenzeit wird der Zweckverband alle Hausbesitzer entlang der Backbone-Trasse informieren, die sich direkte Anschlüsse an die Glasfaserverbindung legen lassen können. Dort hört die Zuständigkeit des Zweckverbands aber auf. "Wir bieten ,Fiber to the Building’ an, nicht ,Fiber to the Home’", sagt Riek. Das bedeutet: Wer Glasfasern in seiner Wohnung haben will, muss mit dem Vermieter darüber reden und letztlich selbst für die Verlegung innerhalb des Hauses zahlen. "Darauf haben wir als Zweckverband keinen Zugriff", sagt Riek. "Die interne Verlegung empfehlen wir aber natürlich." Mit der Netcom BW, einem Tochterunternehmen der EnBW, gibt es schon einen Provider, der Tarife ab 39,90 Euro pro Monat für schnelles Internet anbietet. "Für größere Anbieter wird unser Netz erst ab 10.000 Kunden relevant", sagt Riek. "Die Telekom hat sogar von 100.000 gesprochen."

Wie viel kostet das Ganze? Kunden sollen schnelle Verbindungen laut Riek zu marktüblichen Preisen bekommen. Die Stadt rechnet derzeit mit Kosten von rund 463.000 Euro für den Ausbau. "Die Preissituation im Tiefbau ist aber derzeit schlecht einsetzbar", sagt Riek. Man habe versucht, die gute Auftragslage in die Kostenschätzung mit einzubeziehen. Trotzdem könnte der Ausbau teurer werden. Für den Betrieb sollen jährlich etwa 11.600 Euro dazukommen. Je mehr Kunden das neue Netz nutzen, desto schneller könnte die Stadt das Geld aber wieder einnehmen. "In Sinsheim zum Beispiel ist eine Refinanzierung in den nächsten 25 bis 30 Jahren möglich", sagt Riek.

Copyright (c) rnz-online

Autor: Rhein-Neckar-Zeitung