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29.08.2018

Stadt droht Ärger bei Kindergarten-Neubau

Stadt droht Ärger bei Kindergarten-Neubau

Verwaltung kündigte Holzbau-Firma wegen Verzögerungen - Die hält den Schritt für "unberechtigt" - Schriesheimer Zimmerei sprang ein

In die Bresche gesprungen: Arbeiter der Zimmerei Grüber setzen unter Beobachtung von Bürgermeister Hansjörg Höfer Holzwände in den Rohbau ein. Zuvor war die Baustelle gegenüber dem Schulzentrum wochenlang verwaist. Foto: Dorn

Von Frederick Mersi

Schriesheim. Lange Zeit tat sich gar nichts auf der derzeit teuersten Baustelle der Stadt: Das Fundament und die Betonwände des neuen Kindergartens in der Kurpfalzstraße standen im Juni und Juli mehr oder weniger verwaist auf dem Grundstück.

Dabei hängt am Fertigstellungsdatum in etwa einem Jahr ein Zuschuss von 900.000 Euro vom Land - eine Summe, die sich die Stadt bei Baukosten von rund vier Millionen Euro lieber nicht entgehen lassen würde.

Als Bürgermeister Hansjörg Höfer und Detlef Schreiber vom städtischen Bauamt am Montagvormittag die Baustelle betreten, wird jedoch fleißig gearbeitet - nur noch nicht von der Firma, die dazu ursprünglich am 21. März vom Gemeinderat den Auftrag erhalten hatte.

Denn das günstigste Angebot für die Arbeiten im Bereich Holzbau hatte die Zimmerei Kastor aus dem rheinland-pfälzischen Oberwesel abgegeben: 309.400 Euro sollte die Firma von der Stadt bekommen. Doch deren Arbeiter kamen nie auf die Baustelle gegenüber dem Schulzentrum.

"Die Firma konnte die Bauzeiten nicht einhalten", erklärt Bürgermeister Höfer. "Daraufhin habe ich denen gekündigt." Statt im Juni wollte die Zimmerei Kastor erst Mitte Oktober mit den Arbeiten beginnen. Damit wäre der Zeitplan der Stadt ins Wanken geraten, so Höfer: "Da war schon ein hoher Druck, das Gebäude muss im September 2019 fertig sein." Die Firma habe für einen früheren Beginn Pläne angefordert, die in diesem Stadium der Arbeiten noch gar nicht vorlägen, so die Stadtverwaltung.

Das sieht die Firma Kastor jedoch anders: Die Stadt Schriesheim habe den Vertrag unberechtigt gekündigt, schreibt Geschäftsführer Bernd Kastor in einer Stellungnahme. Das Bauvorhaben sei nicht durch die Zimmerei aus Oberwesel, sondern durch fehlende Vorleistungen anderer Unternehmen in Verzug geraten. "Die Stadt Schriesheim hat dann von uns nicht vereinbarte und nicht einhaltbare neue Baufristen verlangt", so Kastor. "Wir machen nunmehr die vereinbarte Vergütung abzüglich ersparter Aufwendungen geltend."

Das heißt: Die Firma will einen Teil der vereinbarten Auftragskosten von 309.400 Euro von der Stadt einfordern. "Wenn die Stadt unseren Forderungen nicht nachkommt, werden wir sie notfalls vor Gericht einklagen", hieß es von Unternehmensseite. Bürgermeister Hans-jörg Höfer war nach Eingang der Stellungnahme gestern Nachmittag nicht mehr im Rathaus erreichbar.

Am Kindergarten laufen unterdessen die Arbeiten weiter: Die Schriesheimer Zimmerei Grüber ist in die Bresche gesprungen und arbeitet laut Höfer mit Hochdruck daran, die verlorenen Wochen in Juni und Juli wieder aufzuholen: "Die Firma hat schnell gearbeitet, wir sind aktuell nur eine Woche hinter dem Zeitplan", so Höfer.

Allerdings kostet das spontane Einspringen der Zimmerei Grüber die Stadt zusätzlich Geld: Als zweitgünstigster Anbieter bei der Ausschreibung der Arbeiten berechnet die Firma laut Höfer rund 60.000 Euro mehr als der Konkurrent aus Oberwesel. Vier Unternehmen hatten sich um den Auftrag beworben.

Gibt es keine weiteren Verzögerungen, sollen im Frühjahr 2019 die Innenräume gestaltet werden. Schon zu Beginn der Arbeiten musste die Stadt eine Kostensteigerung beim Rohbau hinnehmen - auch wegen des schwierigen Untergrunds.

Ist der zweistöckige Neubau einmal fertig, sollen dort wie im Vorgänger-Gebäude bis zu 100 Kinder betreut werden. Neben einem Turnraum soll der bewegungsfreundliche Kindergarten auch eine moderne Ganztagsbetreuung bieten. Bis dahin gibt es auf der Baustelle aber noch einiges zu tun.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung