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30.08.2018

Schriesheimer Winzer: "We 94-26-37" ist "der Wahnsinn"

Schriesheimer Winzer: "We 94-26-37" ist "der Wahnsinn"

Lese begann schon am Wochenende – Schon früh hohe Öchslegrade dank sonnigem Sommer

Es hat flächendeckend noch nie so gut ausgesehen", sagt Max Jäck (2.v.l.). Foto: Dorn

Von Frederick Mersi

Schriesheim. Der Himmel über dem Ölberg ist grau am Samstagvormittag, es regnet leicht. Das Thermometer klettert nur bis zum 15-Grad-Marker - eigentlich keine idealen Bedingungen zum Lesebeginn.

Doch Winzer Georg Bielig ist begeistert. Von seinen Helfern, von seinen Reben und vor allem von seinen noch namenlosen Trauben: "Das ist der Wahnsinn, affengeil", sagt er.

Deren offizielle Bezeichnung lautet bisher "We 94-26-37", vor 24 Jahren erstmals gezüchtet und immer noch in der Erprobungsphase. Bielig ist der einzige badische Winzer, der die Reben angepflanzt hat. Das war 2017.

Jetzt trägt "We 94-26-37" auf Bieligs Hausweinberg zahllose feste, süße Trauben, von denen kaum eine beschädigt oder verfault ist - obwohl Bielig dieses Jahr kaum Pflanzenschutzmittel einsetzte. Seine 14 Helfer müssen nur aufpassen, dass sie keine Früchte vergessen: Die Trauben hängen hoch, "das ist heimtückisch bei denen".

Auch bei seinen Erntehelfern Ernst Maisch (l.) und Karl-Heinz Weber herrscht gute Laune. Foto: Dorn
Doch Bielig vertraut bei der Lese der namenlosen Züchtung erfahrenen Erntehelfern wie Karl-Heinz Weber und Ernst Maisch. Beide füllen seit 8 Uhr die Eimer mit Trauben, helfen später auch bei der Abfüllung. "Das wird dann wirklich anstrengend", sagt Maisch. Die Lese im flachen Hauswingert unterhalb der B3 ist weniger kraftraubend. Inzwischen hat der Regen aufgehört, die Laune bei den Helfern ist sowieso gut: "Das tut der Stimmung keinen Abbruch", sagt Weber.

1,2 Tonnen Trauben kommen von "We 94-26-37" schließlich auf die Presse, ein beeindruckender Wert bei einer Fläche von nur neun Ar. Bielig meldet Öchsle- und Säuregrad zusammen mit anderen Vergleichswerten an den Züchter, spätestens Anfang 2019 soll die Sorte endlich getauft werden.

Bielig will vorher aus den Trauben einen Rosé herstellen, der passend zur Sorte ebenfalls ohne Namen in den Verkauf gehen wird: "Der Wein wird im November abgefüllt, und es gibt schon ein neckisches Etikett."

Während Bielig seinen Betrieb damit zunehmend auf pilz-widerstandsfähige Rebsorten umstellt, baut Jungwinzer Max Jäck (29) weiterhin vor allem auf traditionelle Sorten wie Spätburgunder. Diese Trauben profitieren besonders von den hohen Temperaturen und den vielen Sonnenstunden des diesjährigen Sommers - und sind für ihre Verhältnisse sehr früh bereit für die Ernte. "Sonst kann der Zuckergehalt sehr hoch werden", erklärt Jäck. "Dadurch würde auch der Alkoholanteil im Wein steigen."

"Affengeil" findet Georg Bielig seine noch namenlosen Trauben. Foto: Dorn
Als Ziel hat Jäck für den Spätburgunder einen Wert zwischen zwölf und 13,5 Volumenprozent ausgegeben, viel mehr als die aktuell 92 Grad Öchsle sollten die Trauben daher nicht haben - zumal Jäck ab Donnerstag über das Straßenfest-Wochenende die Lese unterbrechen muss. "Eine Zwangspause, wenn man es so will" - verursacht durch den Verkaufsstand im Weindorf, wo er auch auf seinen Kollegen Georg Bielig treffen wird.

Zugleich freut sich Jäck aber schon auf die Weine des 2018er Jahrgangs: "Ich gehe jetzt in mein fünftes Jahr als Winzer, und es hat flächendeckend noch nie so gut ausgesehen." Weder mit spätem Frost noch mit zu viel Regen hatten die Schriesheimer Weinbauern in diesem Jahr zu kämpfen.

Dank der guten Böden wurden die Reben auch durch die lang anhaltende Trockenheit nicht allzu sehr in Mitleidenschaft gezogen, nur die Wespen fraßen die eine oder andere Traube an.

"Wir mussten aber nicht groß selektieren", sagt Jäck: "Einmal angeschaut, und ab in den Eimer." Seine Erntehelfer waren deshalb am Mittwoch schon deutlich früher fertig als in den Jahren zuvor, was bei Temperaturen von fast 30 Grad zur Mittagszeit auch gut ist: "Wenn es zu heiß ist, fangen die Trauben schon nach dem Entrappen an, zu gären", erklärt Jäck.

Nach dem Straßenfest steigt am Dienstag, 4. September, auch die Winzergenossenschaft voll in die Lese ein. Bisher hatten sich die Mitglieder auf die Ernte für "Federweißen" beschränkt.

Auch bei seinen Erntehelfern Ernst Maisch (l.) und Karl-Heinz Weber herrscht gute Laune. Foto: Dorn

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung