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04.09.2018

Wenn nur die Weinschorle noch wachhält

Wenn nur die Weinschorle noch wachhält

Straußwirte waren beim Abbau am Montag müde, aber zufrieden - Vereinzelt Kritik an frühem Musik-Ende - T-Band rockte zum Ausklang

Zum Ausklang eines ruhigen Straßenfests wurde es gestern noch mal laut: Im Weindorf rockte die T-Band die letzte Bühne (l.), Winzer und Gastronomen konnten sich über viele Besucher freuen (r.o.). Die Straußwirte waren da schon mit dem Aufräumen fertig (r.u.). Fotos: Dorn

Von Frederick Mersi

Schriesheim. Stefan Ullrich hat sich noch mal aufgerafft: Zusammen mit vier Mannschaftskollegen der Handball-Herren baut er am Montagvormittag die Bar des Turnvereins am Marktplatz ab. Ein Helfer hat es nicht mehr geschafft: "Ich gehe auch nicht davon aus, dass er noch kommt", sagt Ullrich. "Aber das ist der normale Straßenfest-Verlust."

Zwei Tage lang haben die Handballer am Stadtbrunnen mitgefeiert, für den Abbau haben sich einige noch einen Tag freigenommen. "Das Schwierigste daran ist wachzubleiben", sagt Ullrich, während ein Teamkamerad Cocktail-Gläser spült. "Aber wir haben ja ein Ziel vor Augen: die Weinschorle im Weindorf."

Dort werden sich am Montagmittag auch die Sportangler einfinden. Rund 40 Helfer haben die SAV-Straußwirtschaft am Wochenende am Laufen gehalten - bis zum Sonntagnachmittag, als wegen des großen Andrangs sämtliche Vorräte ausgingen. "Das Wetter war hervorragend, entsprechend gut war der Verkauf", sagt Schriftführer Günter Hofmann. "So haben wir früher Schluss machen und mit dem Abbau beginnen können."

In der "Schlemmerecke" des MGV Lyra ist Franz Weber dagegen noch mit dem Abhängen der Lichterketten im Hof neben der Bäckerei Höfer beschäftigt, obwohl er und seine Helfer schon um 8.30 Uhr mit dem Abbau begonnen haben. "Die Helfer werden zwar immer älter, aber es war, Gott sei Dank, kein Problem, welche zu finden", sagt der stellvertretende Vorsitzende des Vereins. "Solange wir noch krabbeln können, machen wir das noch."

Grundsätzlich sind die Betreiber der Straußwirtschaften nach dem Wochenende zufrieden mit den Umsätzen, auch wenn die finale Abrechnung meist noch aussteht. In der "Schlemmerecke" war das Wellfleisch das Zugpferd, bei den Sportanglern kamen die Matjes-Heringe im selbst gemachten Sud von Susanne Müller gut an. Auch bei gewerblichen Anbietern wie Kai Müller von der Ladenburger Lobdengau-Brauerei überwiegen die positiven Eindrücke: "Der Samstag war gut, der Sonntag wetterbedingt ein bisschen ruhig." Die Winzer Max Jäck und Georg Bielig im Weindorf nutzten das gleich, um sich bei den Kollegen durchzuprobieren.

Genau umgekehrt sei es in der "Obarstadt 8" gelaufen, sagen Stephanie Laudat und Steffi Dreher: "Bei uns war gestern total viel los." Beide sind mit ihren Helfern schon seit 7.45 Uhr im Einsatz. Vor allem die Lichterketten in der Oberstadt müssen schnell abgehängt werden, um Platz für die Lastwagen der Winzergenossenschaft zu machen. Die hat die Doppelbelastung mit Straßenfest und "Wein und Genuss" auf den Mannheimer Kapuzinerplanken laut Mustafa Taslaman gut verkraftet: "Vor allem Silke Stang und Heike Gaber haben in den letzten Tagen viel gearbeitet, aber das Persönliche ist wirklich wichtig." Was die Umsätze angehe, sei das Wochenende zufriedenstellend verlaufen.

Vereinzelt kommt aber Kritik an dem frühen Musik-Ende auf: "Um 23 Uhr Schluss zu machen, ist halt schon früh", sagt Klaus Grüber von den KSV-Ringern am Stadtbrunnen. "Wenn die Band aufhört, gehen viele Leute auch schnell nach Hause." Im Schulhof war am Sonntag sogar schon um 21 Uhr Schluss, was Rosemarie Siegmund am Stand des MGV Eintracht mit alkoholfreien Getränken schade fand: "Am Stadtbrunnen haben die Strahlemänner noch bis halb Zwölf gespielt, das fand ich toll."

Auch Bürgermeister Hansjörg Höfer stand dabei vor der Bühne. "Zugaben sind nie ein Problem", sagt er am Montagnachmittag. "Aber die Verträge mit den Bands gehen bis 23 Uhr, und das hat sich bewährt." Am Abend geht es für ihn auch noch einmal ins Weindorf, wo die T-Band traditionell den Straßenfest-Ausklang rockt. Für Höfer das Ende eines "harmonischen und gemütlichen" Fests ohne Zwischenfälle. Das bestätigt DRK-Bereitschaftsleiterin Stefanie Zöllner: "Wir hatten vielleicht drei Patienten, am Wochenende war alles ruhig."

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung