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05.09.2018

Wie Ehrenamtliche die Schauenburg vor dem Verfall retteten

Wie Ehrenamtliche die Schauenburg vor dem Verfall retteten

Freie Wähler ließen sich bei Sommertreff durch Ruine führen - Holzbrücke soll noch überdacht werden

Eugen Reinhard von der Arbeitsgemeinschaft (M., mit weißem Polo-Hemd) führte die Freien Wähler aus Schriesheim und Dossenheim durch die Gemäuer. Foto: Dorn

Schriesheim/Dossenheim. (kaz) Die Ruine Schauenburg am Südwesthang des Ölbergs war am Donnerstag das Ausflugsziel der Freien Wähler von Schriesheim und Dossenheim. Bei ihrem Sommertreff samt anschließender Einkehr in einer Weinstube wollten die beiden Ortsvereine mit jeweils rund 100 beziehungsweise 50 Mitgliedern unter anderem gemeinsame Zielsetzungen bei den anstehenden Kreistags- und Kommunalwahlen besprechen.

Auf der Schauenburg, durch die Eugen Reinhard führte, ging es indessen vor allem um die Geschichte des Bauwerks und um die Arbeit, die die beim Heimatverein angesiedelte Arbeitsgemeinschaft schon seit 1982 vor Ort leistet. Gäbe es diese nicht, wäre von der Burg wahrscheinlich nicht viel übrig. Laut Reinhard sind inzwischen rund 20 Ehrenamtliche in der Arbeitsgemeinschaft aktiv, darunter auch jüngere Männer.

Er selbst ist Maurer von Beruf. Das Burggemäuer an der Nordseite auf 70 Meter Länge und etwa acht Meter Höhe neu zu verfugen, war für ihn und seine Mitstreiter vor vielen Jahren eine ganz besondere Herausforderung. Doch die Arbeitsgemeinschaft akzeptierte auch die Vorgaben des Bundes für Natur- und Umweltschutz (BUND), der Teile des Gemäuers für Höhlenbrüter erhalten haben wollte.

Inzwischen gibt es auf dem Areal gleich vier große Sitzgelegenheiten samt Tischen. Die erste Garnitur war eine private Spende, danach spendeten hintereinander zwei Banken Bänke und schließlich stiftete der Hersteller, ein Schreiner aus Handschuhsheim, ebenfalls eine Garnitur. So gesehen ist unterhalb der Schauenburg geselliges Beisammensein problemlos möglich. Weiter oben sind Bänke zwar eher rar. Der Ausblick auf die Rheinebene ist indessen grandios.

Die Arbeitsgemeinschaft hat jedoch ganz andere Probleme. Seit etwa einem Jahr darf die Holzbrücke zur Ruine wegen Einsturzgefahr nicht mehr benutzt werden. Und das gerade Mal ein Jahrzehnt nach ihrem Bau. Zimmerergesellen "auf der Walz" hatten die Brücke damals errichtet und wollten sie überdachen, um den Steg vor Regen und Schnee zu schützen. Das stufte das Landesdenkmalamt allerdings als zu großen Eingriff in die Natur ein und bewilligte die Maßnahme bis heute nicht. Momentan versucht die Gemeindeverwaltung, doch noch eine Genehmigung für eine Überdachung zu bekommen.

Bei der Führung erzählte Eugen Reinhard davon, wie das Leben auf der bereits im Jahr 1460 zerstörten und seither nicht mehr bewohnten Schauenburg ausgesehen haben könnte. Demnach dürften sich im Burghof Haustiere wie Schweine und Hühner getummelt und zwischendrin an bestimmten Tagen fahrende Händler ihre Waren angeboten haben. Immer wieder beeindruckend: Die Dicke der Schildmauer mit fast vier Metern - das hat die Burg dennoch nicht gerettet.

Das hat erst Jahrhunderte später die Arbeitsgemeinschaft mit fleißigen Helfern wie Eugen Reinhard übernommen. Die Freien Wähler freuten sich jedenfalls am Donnerstag, nicht nur etwas über die Geschichte des Bauwerks zu lernen.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung