Schriesheim im Bild 2023

04.04.2004

Die MVV arbeitet in "Nord" unter Hochdruck

Erschließungsfirma rechtfertigt frühen Baubeginn - Probleme bei B3-Untertunnelung - Hesch: Zufahrt über Schönauer Straße "nicht optimal"

Bürgermeister Peter Riehl, MVV-Planer Thorsten Hesch und MVV-Sprecher Roland Kress am Ort des Geschehens. "Hier arbeiten alle so schnell, wie es geht". Foto: Keutzer

Von Roland Kern

Schriesheim. Der Wettlauf der Neubaugebiete hat begonnen. Und Schriesheim Nord liegt ausgezeichnet im Rennen. "Wir arbeiten unter Hochdruck", versprach gestern MVV-Planer Thorsten Hesch bei einer Baustellenbegehung mit der RNZ. Gleichzeitig gestand er unverschuldete Probleme bei der geplanten B3-Untertunnelung ein.

Sogar beim Fototermin musste sich der Ingenieur gestern sputen. Denn hinter ihm standen bereits die Baggerfahrer der Mergentheimer Tiefbau-Firma Weiss und klopften ungeduldig mit ihren Fingern auf die Blechhaube der Maschine. "Hier arbeiten alle so schnell wie es geht", beschreibt Hesch nicht ohne Stolz - denn ihm obliegt die Gesamtkoordination der 11,2 Hektar großen Fläche, die erst nach einem Umsatzvolumen von rund 6,4 Millionen Euro erschlossen sein wird.

Vier Kolonnen gehen gleichzeitig an die Arbeit. Zwischen B 3 und der Verlängerung der Bismarckstraße sind die Kanalarbeiten bereits abgeschlossen. "40 Prozent der gesamten Kanalarbeiten in rund drei Wochen", meldet der MVV-Mann nicht ohne stolz. Als nächstes kommen die Versorgungsleitungen an die Reihe, die im Vergleich zu den Kanälen relativ dicht unter der Erdoberfläche liegen, also quasi eine Etage höher. Eine spektakuläre Aktion wird es gleich nach Ostern geben, wenn der Hauptkanal unter der B 3 durchgepresst wird, um dort an den Hauptsammler zu gelangen.

Nach zuversichtlichen Schätzungen könnten die Tiefbauarbeiten und die Straßenbauarbeiten zumindest im südlichen Bereich im Oktober abgeschlossen sein, hofft Hesch. "Die Firma Weiss will bis Weihnachten fertig sein", weiß der Planer. Nach Restarbeiten sollte also im Frühjahr 2005 mit dem Hausbau begonnen werden können. Rund um das Öko-Quartier der Bauträgerfirma Conceptaplan könnte es womöglich schon im Herbst losgehen, Conceptaplan selbst hat die Zusicherung erhalten, so schnell wie möglich anfangen zu können. Das könnte schon nach der Sommerpause sein.

Die Rahmenbedingungen rund um Nord machen die Absprachen und Vereinbarungen nicht gerade einfacher. Vor allem wegen der Zufahrt: wegen B 3, dem Autobahnzubringer als Landesstraße und den OEG Schienen müssen bei jeder Veränderung mindestens drei Behörden konsultiert werden: Das Straßenbauamt, das Regierungspräsidium und das Eisenbahnbundesamt. "Jede Woche zwei große Termine" investiert Thorsten Hesch alleine in die Frage der Zufahrt. Manchmal sitzen fast ein Dutzend Behördenvertreter und Firmen am Tisch.

Und diese Frage hat sich in den letzten Monaten deutlich verkompliziert. Der Grund: eigentlich wollte und sollte sich das Straßenbauamt an dem neuen Brückenprojekt beteiligen, weil es auch Teil einer künftigen Zufahrt zum Branich-Tunnel ist. Und zwar finanziell und planerisch.

Dann kam aber die Maut-Pleite und das Verkehrsministerium strich alle Mittel rigoros zusammen. "Innerhalb von acht Tagen haben wir alles selbst gemacht, alle Genehmigungen alle Vergaben", stöhnt Hesch. Aber es half alles nichts. Er betont: "Wären wir nicht eingesprungen, weiß keiner, wie lange es noch dauern würde mit der Zufahrt." Jetzt steht fest, dass gleich nach Ostern mit ersten Aushubarbeiten an der Kreuzung B3/Zubringer begonnen wird. Mitte Mai könnten die Betonarbeiten einsetzen, die ebenfalls im Oktober mit dem offiziellen Baustart für die Nord-Häuser beendet sein könnten. "Etwas anderes haben wir auch nie versprochen", ergänzt Schriesheims Bürgermeister Peter Riehl. "Klar", sagt Hesch, sei die derzeitige Zufahrt über die Schönauer Straße, "nicht optimal, aber es geht halt nicht anders". Und Riehl verweist darauf, dass die Straßenbaubehörde davor gewarnt hat, mit Lastwagen die OEG Schienen zwischen Leutershausen und Schriesheim zu überqueren: "Beim ersten schlimmen Unfall wären wir dran."

Während sich Planer Hesch und MVV-Sprecher Roland Kress "ganz bewusst", wie sie sagen, aus der Schriesheimer Kommunalpolitik heraushalten, attackierte der Bürgermeister erneut die Grüne Liste: "Die mischen im Moment aus allem eine Wahlkampfsuppe und schöpfen daraus für ihren Stimmenfang." Sehr wohl sei im Mitteilungsblatt der Baubeginn veröffentlicht worden. Riehl beharrte darauf, dass die Gemeinderatsfraktionen auch den zuletzt umstrittenen Vertrag mit der Firma Conceptaplan gesehen habe.

Relativ gelassen sieht die MVV dem von den Anwohnern angekündigten Schadensersatz-Anspruch entgegen. Manche Anwohner erklären, ihre Häuser bekommen durch die Erschütterungen im benachbarten Neubaugebiet Schäden ab (RNZ vom 31. März) .

"Bevor der erste LKW gefahren ist", erklärte MVV-Sprecher Kress gestern auf Anfrage der RNZ, "werden die betroffenen Häuser von Sachverständigen gesichtet".

Selbstverständlich komme die MVV, beziehungsweise eine Versicherung, für die Schäden auf, wenn sie tatsächlich durch die Bauarbeiten entstanden sein sollten.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung