Schriesheim im Bild 2023

19.09.2018

Endlich gibt es das Fußgängerleitsystem

Stadt richtet nach vielen Jahren der Entwicklung ein neues Fußgängerleitsystem ein - 14 Sehenswürdigkeiten und Einrichtungen als Ziele

Von Frederick Mersi

Schriesheim. "Ich hatte fast nicht mehr zu hoffen gewagt, dass das noch passiert", sagt Karl-Heinz Schulz. Als SPD-Stadtrat und Vorsitzender des Verkehrsvereins hatte er sich jahrelang für ein Beschilderungskonzept eingesetzt, das Besucher zu Fuß sinnvoll durch den Schriesheimer Stadtkern leitet. Immer wieder fragte Schulz auch nach seiner Zeit im Gemeinderat nach, doch die Schilder kamen nie. Am Dienstag ist es nun aber soweit: Eine Fachfirma bringt 16 Stelen, zwei große Infotafeln mit einem Plan der gesamten Stadt und zwei kleine Hinweisschilder an Straßen, Plätzen und Sehenswürdigkeiten an - vom RNV-Bahnhof im Westen bis zum Burgweg im Osten der Kernstadt.

"Ich bin sehr froh für unsere Gäste", sagte Schulz’ Nachfolgerin beim Verkehrsverein, Irmgard Mohr, gestern beim Pressegespräch im Rathaus. Dort diente der Prototyp einer Stele im kleinen Sitzungssaal seit Jahren als Erinnerung an das Fußgängerleitsystem, eines von Torsten Filsingers langwierigsten Projekten als Wirtschaftsförderer der Stadt. Zunächst wurde diskutiert, ob für jede einzelne Stele ein separater Bauantrag nötig sei, dann mussten alle Geschäftsinhaber angesprochen werden, schließlich gab es noch eine Infoveranstaltung für alle Eigentümer von Häusern nahe der künftigen Wegeweiser-Standorte. Dann schloss auch noch die Weinheimer Werbeagentur, mit der die Stadt ursprünglich zusammenarbeitete. "Es kam also immer wieder zu Unterbrechungen", so Filsinger, der sich beim Pressegespräch auch nicht mehr wusste, wann die Stadt den Auftrag für das Leitsystem ursprünglich vergeben hatte.

Der ist jetzt erfüllt: Die schwarzen Stelen mit grüner Info-Markierung werden Besuchern ab kommender Woche den Weg zu 14 Zielen weisen, darunter Sehenswürdigkeiten wie das Historische Rathaus, Strahlenburg und Ölmühle, aber auch Einrichtungen wie das Rathaus, die Strahlenberger Grundschule und die Volkshochschule. Dazu kommt - als einziger gewerblicher Betrieb - die Winzergenossenschaft. "In Verbindung mit dem Zehntkeller, weil das für den Mathaisemarkt eine Bedeutung hat", so Filsinger.

Auch beim RNV-Bahnhof machte der Stadtmarketing-Ausschuss, bestehend aus Verkehrsverein, dem Bund der Selbstständigen und je einem Mitglied der Gemeinderatsfraktionen, eine Ausnahme: Auf den Stelen steht neben dem Straßenbahn-Piktogramm "OEG-Bahnhof Linie 5". "Die meisten Schriesheimer kennen diese Bezeichnung noch, der Zusatz ,Linie 5’ ist ein Kompromiss", sagte Filsinger. "So kann man es nicht verfehlen." Das gilt im Idealfall auch für die Altstadt: Besucher werden zum Beispiel über den Burgweg gen Strahlenburg geführt, statt über die Treppen am Kehlweg - auch um den Einzelhandel im Stadtkern zu stärken.

"Wenn die Leute erst mal in der Heidelberger Straße stehen, müssen dann aber Inhaber was dafür tun, dass sie in die Geschäfte kommen", sagt Verkehrsvereinsvorsitzende Mohr. Auf Werbung von lokalen Betrieben wurde an Infotafeln und Stelen bewusst verzichtet, dafür sind ein QR-Code der Smartphone-Nutzer zu den aktuellen Veranstaltungen auf der Internetseite der Stadt führt, und die Telefonnummer des Bürgerbüros abgedruckt.

50.000 Euro hat das System samt Planung gekostet, auch weil das Material wetterfest und mit einer Anti-Graffiti-Beschichtung versehen ist. "In den nächsten Jahren wird die eine oder andere Stele noch dazukommen", kündigte Bürgermeister Hansjörg Höfer an. Mit der Sanierung der Talstraße soll mittelfristig auch der Schilderwald an der Kreuzung zur B 3 verschwinden, der über Jahre gewachsen ist - das nächste Kapitel in einer schier unendlichen Geschichte. > Kommentar

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung