Schriesheim im Bild 2023

26.09.2018

Museum Théo Kerg Schriesheim: Bis an die Grenzen des Steins

Skulpturen und Zeichnungen des Bildhauers Josef Nadj

Von Julia Behrens

Schriesheim. Als seien sie dafür geschaffen worden: So gut passen die Arbeiten des Künstlers Josef Nadj im Rahmen einer aktuellen Sonderausstellung in das Museum Théo Kerg in Schriesheim. Die dunklen Skulpturen auf weißen Sockeln korrespondieren farblich mit dem alten Tragwerk und den weißen Wänden.

Auch die abstrakte Dynamik der Kunst findet eine Entsprechung in diagonalen Stützbalken und geraden Pfeilern des Fachwerkhauses. Insgesamt verbindet sich die "skulpturale Qualität" des Museums - wie Josef Nadj sie nennt - mit seinen Zeichnungen und Objekten zu einem spannungsvollen Gesamtbild.

Der im Schwarzwald lebende Künstler mit serbischen Wurzeln kam in den 1970er Jahren im Zuge eines Graphikstudiums an der Freien Kunstschule Stuttgart in Kontakt mit einem Dozenten, der in Stein arbeitete. Nadj war fasziniert von der vielschichtigen, handwerklichen Herausforderung, die diese subtraktive Methode bot und studierte anschließend an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart Bildhauerei.

Wie intensiv er sich bis heute mit der Beschaffenheit und den Grenzen der jeweiligen Gesteinsarten auseinandersetzt und zu welcher Vollendung er diese Auseinandersetzung führt, zeigen seine Skulpturen. Sie sind jeweils aus einem Block heraus gearbeitet und wirken so elegant und filigran, dass die Vorstellung von Hammer und Meißel, von einer kraftaufwendigen Bearbeitung des Naturstoffes schwerfällt.

Nadj favorisiert nach eigener Aussage das vulkanische Tiefengestein Diabas, dessen dunkle Farbigkeit und Spannkraft er schätzt. Aber auch Serpentin oder Schwedischer Granit dienen als Material für Kleinskulpturen und Großaufträge, die der in Horb am Neckar ansässige Künstler bereits an zahlreichen Orten realisiert hat. Die Ideen kommen Josef Nadj während des Arbeitsprozesses. Bis der Bildhauer das endgültige Resultat herausgeschält hat, können mehrere Wochen vergehen.

Dabei entstehen ganz elementare Äußerungen, die stellenweise sogar etwas Lineares, Zeichnerisches haben. Oft kombiniert der Künstler kreisförmige oder gekrümmte Formen mit geraden Elementen, wobei die Komposition immer von einer gewissen organischen Gesetzmäßigkeit und inneren Balance getragen zu sein scheint und alles andere als streng geometrisch ist. Das gleiche trifft auf die Zeichnungen zu, die der Künstler nicht als Entwürfe verwendet, sondern als Reflexion über bereits fertige Skulpturen und als davon unabhängiges Darstellungsmedium.

Info: Josef Nadj. Skulptur und Zeichnung. Bis 28. Oktober im Museum Théo Kerg, Talstraße 52, 69198 Schriesheim. www.kk-schriesheim.de. Geöffnet ist Mittwoch 17 bis 19 Uhr, Sa/So 14 bsi 17 Uhr.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung