Schriesheim im Bild 2023

05.10.2018

Kritik an Vergabe des Fußgängerleitsystems

Kritik an Vergabe des Fußgängerleitsystems

Örtliche Firmen blieben bei Konzept-Entwicklung außen vor

Bürgermeister Hansjörg Höfer weiht in Anwesenheit der Gemeinderatsmitglieder das neue Orientierungssystem für Fußgänger ein. Foto: Dorn

Schriesheim. (fjm) Zwei Jahre dauerte es von der Auftragsvergabe bis zum Aufstellen der Tafeln und Stelen. Nur zwei Tage danach regte sich Kritik. Der Vorwurf: Die Stadt habe bei der Entwicklung des Fußgängerleitsystems Schriesheimer Firmen außen vor gelassen. "Ich habe aus der Zeitung erfahren, dass die Stadt 50.000 Euro für ein solches System ausgibt", sagt Andreas Assion, Geschäftsführer eines Unternehmens für Licht- und Außenwerbung im Schriesheimer Gewerbegebiet.

Assions Firma hat bereits an den Ortseingängen Infotafeln aufgestellt und den Altstadt-Rundgang beschildert. "Wir sind in diesem Thema drin", sagt Assion. "Umso mehr wundert es mich, dass wir nicht mal gefragt wurden." Die Auftragssumme von 50.000 Euro hält er außerdem für zu teuer: "Damit kann ich diese Schilder von Weinheim bis nach Schriesheim setzen." Der Aufwand für seine Firma wäre gering gewesen. Doch weder Assion noch andere Firmen konnten sich um das Leitsystem bei der Stadt bewerben.

Das lag daran, dass die Alte Tabakfabrik, eine inzwischen aufgelöste Werbeagentur in Weinheim, schon mit dem Vorentwurf des Systems beauftragt worden war. 2016 wurden deren Ideen wieder aufgegriffen, und die Agentur legte ein Komplettangebot für die Umsetzung des Konzepts vor. "Hätten wir den Entwurf in Eigenregie gemacht, wären wir auch auf das lokale Gewerbe zugekommen", sagt Torsten Filsinger, bei der Stadt zuständig für Wirtschaftsförderung. Stattdessen delegierte die Alte Tabakfabrik die Umsetzung des Systems mit 16 Stelen, zwei Infotafeln und zwei Hinweisschildern selbst weiter. Schriesheimer Firmen kamen nicht zum Zug.

"Wenn jemand in diesem Fall bessere Ideen hat oder ein günstigeres Angebot vorlegt, ist das ja kein Problem", sagt Assion. "Aber wir haben nicht einmal die Chance bekommen, uns einzubringen." Stattdessen seien die 50.000 Euro praktisch blind investiert worden. Es gehe ihm nicht um den einzelnen Auftrag, sondern um einen "vernünftigen Umgang" mit dem in Schriesheim ansässigen Gewerbe. Auch vom Ortsverband des Bunds der Selbstständigen (BDS), der an der Konzept-Entwicklung beteiligt war, habe er sich mehr erhofft.

Dessen Vorsitzender Rolf W. Edelmann äußerte Verständnis für Assions Kritik: "Natürlich muss man die örtlichen Betriebe involvieren, wenn es eine Ausschreibung gibt." Das mache die Stadt in der Regel auch, im vorliegenden Fall habe sie es aber nicht getan. Mit dem Fußgängerleitsystem an sich sei er jedoch zufrieden, sagt Edelmann: "Das Ergebnis kann sich sehen lassen. In dieser Hinsicht haben wir also keinen Fehler gemacht."

Copyright (c) rnz-online

Autor: Rhein-Neckar-Zeitung