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15.10.2018

KSV Schriesheim: Graf will Herkules-Aufgabe mit Spaß angehen

KSV Schriesheim: Graf will Herkules-Aufgabe mit Spaß angehen

Ehemaliger Ringer-Abteilungsleiter wurde am Freitag zum neuen KSV-Chef gewählt - Schuldenabbau soll vorrangige Aufgabe bleiben

Als neuer Vorsitzender des KSV Schriesheim will Herbert Graf (l.) den Verein aus den roten Zahlen führen. Unterstützung bekommt er von seinem Stellvertreter Dieter Philipp. Foto: Dorn

Von Frederick Mersi

Schriesheim. Herbert Graf atmete tief durch. "Es wird schon eine Herkules-Aufgabe." Von Erleichterung war bei dem Vorruheständler nach seiner einstimmigen Wahl zum neuen Vorsitzenden des Kraftsportvereins (KSV) Schriesheim am Freitagabend nichts zu sehen, auch wenn sich andere Verantwortliche vielleicht ein solches Ergebnis wünschen würden.

Mit vielen Mitgliedern hatte die vierköpfige Findungskommission des Vereins nach der kurzfristigen Rücktrittsankündigung von Sven Witteler und seiner Stellvertreterin Gabriele Katz gesprochen. Doch außer Graf fand sich niemand, der den KSV, den mitgliederstärksten Verein der Stadt nach der IEWS, in die Zukunft führen wollte. Es war schon fast symptomatisch, dass Wahlleiter Thomas Rath am Freitag Graf zu seiner Wahl gratulierte, ohne ihn gefragt zu haben, ob er diese überhaupt annimmt.

Denn für Herbert Graf ist der KSV-Vorsitz ein Amt, das er eigentlich nie haben wollte. Doch sein Vorgänger Witteler und Stellvertreterin Katz hatten schon im April das Handtuch werfen wollen, blieben nur während der Nachfolgersuche kommissarisch im Amt.

Gründe für die schwierige Lage beim KSV gibt es mehrere: Erstens hat der Verein jahrelang über seine Verhältnisse gewirtschaftet, 2016 betrug der Schuldenstand 281.000 Euro. Zweitens gab es zwischen den Abteilungen des Großvereins immer wieder Streit um Prioritäten und Ausgaben.

Und obwohl in den vergangenen Jahren unter Wittelers Vorsitz ein rigider Sparkurs gefahren wurde, waren die Spannungen aufgrund der Fehler in den Jahren zuvor bei der Mitgliederversammlung am Freitag immer noch sichtbar. Der ehemalige Vorsitzende Rolf Schuster zum Beispiel forderte nach Grafs Wahl per Dringlichkeitsantrag die Einsetzung eines Finanzkontrollausschusses, um eine weitere Verschuldung zu verhindern. "Die Vorstandschaft hat damals die Ausgaben nicht gesehen, und der Beirat hat über Jahre nichts gemacht", begründete Schuster seine Initiative.

Von einem Totalversagen der beiden Organe sprach auch der ehemalige Beirat Horst Scherer. Dennoch lehnten die anwesenden Mitglieder Schusters Antrag ab. Auch der neue Vorsitzende, zwölf Jahre lang Leiter der Ringerabteilung und zuletzt Vorsitzender des Fördervereins, hielt den Antrag für kontraproduktiv. "Es hat keinen Wert, dass wir immer wieder an den alten Dingen herummaulen", sagte Graf. "Es ist geschehen, und es ist nicht mehr änderbar." Jetzt müsse man diese alten Zöpfe abschneiden, ohne zu vergessen, wie der Verein in seine missliche Lage gekommen ist.

Stimmungstechnisch will Graf seine Wahl als einen Neuanfang verstanden wissen: Er werde auf die Abteilungen zugehen, das Gespräch mit allen suchen. "Die in den letzten Jahren entstandenen Abteilungsegoismen werde ich nicht zulassen", sagte der neue Vorsitzende, um Entschlossenheit bemüht. Dazu müsse vor allem der Ton untereinander gemäßigt werden: "Wir müssen wieder vernünftig miteinander reden." Das gelte auch für den Umgang mit der Stadtverwaltung. Witteler hatte dieser eine Mitschuld an seiner Rücktrittsentscheidung gegeben.

Statt gegenseitiger Schuldzuweisungen soll im KSV nun wieder eine offene und konstruktive Atmosphäre einkehren - mit dem Ziel, dass die Ehrenamtlichen wieder Freude an ihrem Engagement finden. "Unser KSV ist nach wie vor ein toller Verein", so Graf. "Es soll wieder so weit kommen, dass die Leute Spaß am Mithelfen haben." Er selbst wolle sein Amt genau so angehen.

Finanziell will Graf den Kurs seines Vorgängers aber fortsetzen: "Der Sparkurs wird nicht nur fortgeführt, sondern in einigen Bereichen auch verschärft", kündigte er an. "Das Finanzielle in die Reihe zu kriegen, hat oberste Priorität." Wittelers Verdienste in diesem Bereich lobte Graf ausdrücklich in seiner Antrittsrede: "Er war der richtige Mann zur richtigen Zeit am richtigen Ort."

Jetzt liegt die Verantwortung bei Herbert Graf und seinem ebenfalls neu gewählten Stellvertreter Dieter Philipp. "Wenn der KSV wieder für seine Mitglieder da ist, werden die Mitglieder auch wieder für den KSV da sein", gab dieser als Richtung vor. Bürgermeister Hansjörg Höfer sicherte dem neuen Führungsduo Unterstützung zu: "Die Verwaltung und der Gemeinderat werden immer an der Seite des KSV stehen."

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung