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24.10.2018

Schriesheimer Obdachlosenunterkunft: "Wir sehen keine Alternative zur Aufstockung"

Schriesheimer Obdachlosenunterkunft: "Wir sehen keine Alternative zur Aufstockung"

Am Mittwoch geht es im Gemeinderat um die Unterbringungen im Wiesenweg und in der Carl-Benz-Straße

Das Gebäude in der Carl-Benz-Straße soll 2019 wieder bezugsfertig sein. Foto: Dorn

Schriesheim. (nip) Es sind einige große Brocken, die der Gemeinderat in Schriesheim am Mittwochabend in öffentlicher Sitzung bewegen will: Nicht nur in räumlicher und finanzieller Hinsicht, sondern auch emotional, wenn man sich das Thema der Unterbringung im Wiesenweg anschaut.

Einmal mehr beantragt die Verwaltung, die bestehende Anlage um vier weitere Wohncontainer aufzustocken, um obdachlosen Menschen ein Quartier anbieten zu können. Dazu ist die Stadt verpflichtet, hat aber aktuell das Problem, im Wiesenweg sowohl Obdachlose als auch Flüchtlinge auf engstem Raum zusammenpferchen zu müssen. Weil sich im Moment je zwei Menschen ein acht Quadratmeter kleines Zimmer teilen müssen, kommt es verstärkt zu Streitigkeiten und zu vermehrten Polizeieinsätzen.

"Wir sehen keine Alternative zu der von uns geplanten Aufstockung", sagte Bürgermeister Hansjörg Höfer am Dienstag gegenüber der Presse. Hotels, Pensionen oder Sporthallen seien keine Optionen. Er erinnerte daran, dass die Stadt im Wiesenweg die Errichtung eines größeren Gebäudes vorgeschlagen habe. Das hatte der Gemeinderat mehrheitlich abgelehnt, weil die Randlage im Wiesenweg einer Integration der dort Lebenden nicht förderlich sei und in direkter Nachbarschaft sowohl der Push- als auch der Tennisverein ihre Domizile haben.

"Ich hoffe, dass der Gemeinderat jetzt der Erweiterung um vier Wohncontainer zustimmt", meinte Höfer. Eine Unterbringung von Obdachlosen in der Carl-Benz-Straße sei aus baurechtlichen Gründen nicht möglich, erklärte Bauamtsleiter Markus Schäfer. Das Gebäude ist nach einem Brand unbewohnbar, wird derzeit umgebaut und soll 2019 wieder bezugsfertig sein. Die Stadt braucht es, um ihrer Verpflichtung zur kommunalen Anschlussunterbringung von Flüchtlingen nachzukommen. Derzeit rechnet sie damit, dass 2019 weitere 40 Menschen Wohnraum benötigen. Für den Umbau des Gebäudes in der Carl-Benz-Straße beantragt die Verwaltung 90.000 Euro zur Erfüllung verschärfter Brandschutzauflagen.

Weitere Themen werden am Abend unter anderem die Sanierung der Talstraße und das Sanierungsgebiet sein. Letzteres erstreckt sich einmal von der Bundesstraße 3 (B 3) bis zum Festplatz und beinhaltet auch das 1972 errichtete Rathaus, das ab 2022 vor allem energetisch saniert werden soll. "Hier ist noch nie etwas gemacht worden. Auch die Fenster stammen noch aus dem Jahr 1972", so Höfer. Der zweite Bereich umfasst den Burg- bis zum Rappenbuckelweg. Das Sanierungsgebiet umfasst insgesamt eine Fläche von insgesamt rund 10,7 Hektar. Noch in diesem Jahr will die Stadt einen Förderantrag ans Land stellen, 2019 könnte es dann losgehen. Grundstücksbesitzer haben über das Programm die Möglichkeit, Zuschüsse für Modernisierungs- und energetische Maßnahmen zu erhalten. Gerade auch dann, wenn sie neuen Wohnraum schaffen.

Die Erneuerung der Talstraße von der B3 bis zur Talstraße 168 auf Höhe der Kling Malz auf einer Strecke von rund 2,8 Kilometern startet im Spätjahr 2019 zunächst mit der Sanierung der beiden Brücken. Ab 2020 folgen weitere Bauabschnitte, beginnend in der Schmalen Seite. "Das wird eine große und schwierige Baustelle", prophezeite Höfer. Die Stadt will alle Anwohner rechtzeitig informieren. Man rechne hier mit Kosten von rund sechs Millionen Euro zuzüglich der Ingenieurs-Honorare, sagte der Bauamtsleiter. Das Land bezahlt in diesem Zusammenhang eine Pauschale von 2,8 Millionen Euro für "versäumte Instandhaltungsmaßnahmen". Zum 1. Oktober fiel die frühere Landstraße in die Unterhaltspflicht der Stadt, die nun Gehwege, Kanäle und Hausanschlüsse erneuern wird.

Info: Öffentliche Sitzung des Gemeinderats im Rathaus, Beginn 18 Uhr.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung